Hier ist auch gleich schon die zweite Hammerveröffentlichung, die vergangenes Wochenende zeitgleich mit den Neutrals auf Emotional Response erschienen ist. Seablite kommen aus der Gentrifizierungshölle von San Francisco und begeistern auf ihrem ersten Langspieler mit melodischem Zeug irgendwo zwischen Noise Pop, oldschooligem Shoegaze, Dream- und Schrammelpop, der mit großer Sicherheit einiges aus den C86- und Sarah Records-Ären in sich aufgesogen hat. Mit einem ordentlichen Drive und tadellosem Songwriting treffen Seablite durchgehend ins Schwarze zu einem Sound, der zwar verträumt aber - anders als so viele andere Bands dieses Genrespektrums - niemals schläfrig ist.
Astreiner Scheiß aus Mexiko, mit dem ich in diesem Moment echt mal nicht gerechnet hätte. Ein melancholischer Sonnenuntergang am Surferstrand trifft hier auf den Noise-/Jangle Pop und Proto-Shoegaze aus der britischen C86-Schule, erweitert um die tendenziell etwas psychedelischen Ausschweifungen des neuseeländischen Flying Nun-Universums der 80er Jahre.
Eine glitzernde Wand aus Noise und Melodien errichtet dieses Trio aus New Brunswick, New Jersey auf ihrem Debüt-Tape, so massiv dass es einen nur mitreißen kann. Ein von Anfang bis Ende stimmiges Kraftpaket das zwischen den Eckpfeilern aus Noise Pop, vernebeltem Psych, Shoegaze und kraftvollem Indie Rock nicht nur mit bezaubernd melancholischen Melodien und verträumter Atmosphäre aufwartet, sondern dabei auch ordentlich die Wände zum wackeln bringt.
Shopvac aus Toronto machen mit ihrem Demo schon mal einen ganz vielversprechenden ersten Eindruck mit melodischem Krach zwischen Noisepop und den etwas derberen Daseinsformen von Shoegaze, nicht ganz unähnlich zu Bands wie frühen Ovlov, Wild Moth, Solids oder Tideland.
Eigentlich mag ich Shoegaze ja sehr. Hätte gerne häufiger was davon im Blog. Dass dies jedoch selten zustande kommt ist wohl der frustrierenden Eigenschaft der aktuellen Genre-Generation geschuldet, dem allgemeinen Klangteppich mehr Beachtung zu schenken als etwa griffigen Songs oder mitreißenden Arrangements. Lightfoils aus Chicago stechen da positiv raus als eine der wenigen Ausnahmen. Auf alte Tugenden besonnen und mit schlafwandlerischer Sicherheit ausgeführt schütteln sie Shoegaze der ultraklassischen Machart aus dem Ärmel, bei dem alle beweglichen Teile tadellos ineinander greifen und jede Handbewegung sitzt.
Fluung aus Seattle liefern auf ihrem ersten Langspieler einen ausgesprochen angenehmen Flashback zu der goldenen Ära des amerikanischen Indie Rock, angereichert um ein wenig Shoegaze und vereinzelt mal etwas folkiges Geschrammel. In dieser speziellen Kombination erinnert mich das z.B. an Built To Spill, Swervedriver oder Archers Of Loaf. Und an aktuelle Bands wie Ovlov, Washer oder Tape/Off. Die durchweg starken Songs dieser Platte müssen sich dabei hinter keiner der genannten Bands verstecken.
Nach einem Langspieler und einer EP, die für meinen Geschmack noch etwas zu generisch daherplärren, hört man auf der neuesten EP von XTR Human aus Berlin ein sehr offensichtliches Wachstum und eine Band, die letztendlich zu sich selbst gefunden hat. Auf der Basis von eingängigem Post Punk, der sich auch sehr gut in das Genre-Revival zur Jahrtausendwende eingefügt hätte, verkleiden sie die neuen, ebenfalls deutlich gereiften Songs in schillernde Shoegaze-Texturen und kulminieren meist in einem opulenten Chorus von dieser speziellen Art, wie sie uns im letzten Jahrzehnt weitgehend verschütt gegangen ist. In eben diesen melodischen Momenten fühle ich mich öfter mal an das spätere Werk von Parts & Labor erinnert, in anderen an die an die Shoegaze-/Psychedelic Noise-Klassiker von Bailterspace und - um mal etwas aktuellere Vergleiche zu bemühen - an britische Vertreter wie Autobahn oder Eagulls.
Ein überwiegend sehr starkes zweites Album von einer Band aus Chicago, die sich einem Sound irgendwo zwischen melancholisch bis euphorisch lärmendem, atmosphärischem Indie Rock und Noise Pop verschrieben hat. Das hat Anklänge an Hüsker Dü und Replacements, an so Indierock/Noise/Shoegaze-Grenzgänger wie Swervedriver, Bailter Space, frühe Catherine Wheel sowie an aktuellere Acts wie Japandroids, Tideland, Ovlov oder Wild Moth. Geht sowas von klar!
Während das im letzten Sommer erschienene No Gravity Girls irgendwie nicht so recht bei mir zünden wollte, trifft der vierte Langspieler wieder ziemlich ins Schwarze. Soundmäßig ist das nach wie vor die charmante Verschmelzung aus Noise Pop, Shoegaze, entschlossenen Punkattacken und der sonnigeren Seite von 60s Psychedelia, wie sie man vom Berliner Ein-Mann-Projekt gewohnt ist. Auch im Jahr 2018 klingt das noch vollkommen eigenständig. Deutlich zugelegt hat aber das zugrunde liegende, vergleichsweise aufgeräumte Songmaterial, das keineswegs mehr nach Gaffertape und Sekundenkleber klingt, sondern in sich geschlossen und aus einem Guss.
Tender Age aus Portland liefern hier ein rundum überzeugendes Langspieldebüt ab. Das enthält einen dichten Sound aus klassischem Indie Rock, Noise Pop, Shoegaze und vereinzelten Spuren von Slowcore. Klar haben die sich die eine oder andere Scheibe bei den Breeders und 90er Sonic Youth abgeschnitten, aber auch aktuelle Bands wie Melkbelly kommen mir da öfter mal in den Sinn.