Wow, das ist ja mal ein unerwartet kompromisslos vorwärtsgeprügelter Brocken aus melodisch-noisigem Post-/Punk-/Indiegedöns. Was Piles (nicht mit den gestern hier gefeatureten Pile verwechseln) aus Milwaukee hier abfeuern ist genau meine Kragenweite. Wer dringend auf Nachschub an schnellem melodischem Krach mit gewissen Ähnlichkeiten zu Male Bonding, Japandroids, No Age, frühen Wavves oder Cloud Nothings sucht, wird hier garantiert seinen Spaß dran haben. Dazu kommen noch leichte Garagen- Postpunk- und Shoegaze-Elemente, Deckel drauf und fertig ist die Sauerei.
Und mein Ratschlag: Nicht danach googlen, es sei denn ihr wollt unbedingt mit ganz und gar unästhetischem Bildmaterial konfrontiert werden. Ich trage keine Verantwortung für eventuelle psychische Schäden.
Flyying Colours sind ein Quartett aus dem Australischen Melbourne und sie spielen eine leicht psychedelisch angehauchte Variante von Shoegazer Rock klassich britischer Prägung, die sich eingängig und melodisch gibt, aber auch genug Pferde unter der Haube hat - eine leider selten gewordene Eigenschaft in der übersättigten Shoegaze-/Dreampop-Landschaft von heute. Wenn du jetzt denkst: "Scheiße, das letzte was mir fehlte ist noch eine Platte von solchen Efekktpedalmasturbatoren.", kann ich das vollends verstehen. Aber du solltest diesen Jungs trotzdem mal 'ne Chance geben, denn sie haben etwas, das den meisten artverwandten Bands vollkommen abgeht: Fünf ausgezeichnete Songs, die auch in der Diskografie von Genreklassikern wie Ride oder Swervedriver problemlos bestehen könnten, sowie eine Musikalität und Substanz in den Arrangements, die diesem zugegeben eher konservativen Sound doch nochmal einen Hauch von seiner alten jugendlichen Energie zurückgibt.
Der "Offizielle" digitale Release in den einschlägigen Auslagestellen ist zwar noch ein paar Tage hin, im Shop ihres britischen Labels gibt's den Download aber jetzt schon zum sehr fairen Preis von zweieinhalb britischen Pfund zu erstehen (Vinyl ist auch erhältlich).
Der schlaue Onkel Masala (nicht sein wirklicher Name) von meinem unangefochtenen, in Australien ansässigen Lieblingsblog Sonic Masala, hat jetzt ein eigenes Plattenlabel gestartet!
Und was gibt es aus dem Hause Masala jetzt wohl auf die Ohren? Ich hätte bei seinem bisherigen Profil ja eher auf derbsten Garagenkrach getippt, in sehr überraschender Weise überrollt einen auf Sonic Masala Records (duh!) Katalognr. 1 aber stattdessen eine wuchtige Welle aus Shoegaze. Aber nicht gleich wegrennen, alle Beteiligten wissen hier offensichtlich genau was sie tun. Es ist jene Variante des Genres, die mehr auf komplexe Texturen als auf vordergründige Songstrukturen bedacht ist. Unzählige Bands haben sich in letzter Zeit an so was ähnlichem die Zähne ausgebissen und meistens kläglich versagt. Nicht so Roku Music aus Brisbane, sie schaffen es tatsächlich als eine der wenigen Bands diesen Sound vollkommen auszuformulieren, die Platte besitzt die klangliche und emotionale Tiefe und Vielschichtigkeit, von der die vielen oberflächlichen Kopisten nur zu träumen wagen. Gekonnt, nicht nur gewollt.
Das ist ein grandioser Start für die neue Plattenpresse aus Down Under, ich freue mich auf baldigen Nachschub.
Wenn man ernsthaft versucht sich durch die Medienflut unserer Zeit zur guten Musik durchzuwühlen, muss man schnell und effizient Filtern können. Dabei geht einem zwangsläufig auch einiges gutes durch die Lappen. Durchschnittlich bekommt ein Stream weniger als zehn Sekunden, bevor ich ihn wegskippe, manchmal reicht auch der erste Ton um schon auf den Wegwerfbutton zu klicken. Das aktuelle Tape der New Yorker Baked wäre auch fast schon nach so zwei Sekunden in meiner virtuellen Müllhalde des ewigen Vergessens gelandet; das nicht gerade subtile Tremologeschrabbel mit dem die EP eröffnet, deutete ich sofort als Indikator für einen weiteren uninspirierten Schoegaze-Mitläufer. Aber weit gefehlt, die Band ist vielmehr im psychedelischen Pop á la Crystal Stilts zuhause. Gut dass der Laptop gerade im richtigen Moment außer Reichweite war.
Dieses Duo aus Oakland überrascht mit einer sehr ausgereiften Debüt-EP. Könnte man irgendwo zwischen den Eckpfeilern Postcore und -punk, Noise und etwas derberem Shoegaze einordnen. Erinnert mich auch sehr positiv an die hier schon gefeatureten Wild Moth. Es ist genau die Art von Gratwanderung zwischen Krach und Melodie, Aggression und Melancholie, die mich immer von neuem anfixt. Gut gemacht.
Wooooow… Wie konnte das passieren, dass ich diese im Herbst erschienene Platte so lange übersehen habe? Vermutlich ist eine gewisse Übersättingung an Shoegaze-beeinflussten Bands daran schuld, dass ich Wild Moth vorerst zu ignorieren versucht hab. Aber das hier ist eine der besten Rockplatten des letzten Jahres, zweifellos. Man hört hier: Treibenden Postpunk & Noise Rock à la frühe Trail of Dead, Dinosaur Jr-artige Riffattacken, vollkommen unpeinliche Emo-Einflüsse, die eher der frühen, dem (Post-)Hardcore noch näher stehenden Schule entstammen. Die Shoegaze-Elemente hatte ich ja bereits erwähnt. Auch die sind eher auf der krachigen Seite des Genres angesiedelt, also eher so Swervedriver oder Bailterspace. Und die hervorragenden Songs wissen emotional zu bewegen, was in diesen Zeiten echt 'ne Auszeichnung ist, in denen ähnliche Bands eher einen auf abstrakt und distanziert machen, als ob sie ständig unter dem Einfluss der falschen Tabletten ständen. Das hier ist Musik, die mit beiden Füßen in der Realität steht und offensichtlich gar keinen Bedarf an der Genre-üblichen Vernebelung sieht. (mehr …)
Und wieder 'ne ziemlich coole Shoegazer-Band, aus Glasgow diesmal. Zur Abwechslung sind heute Ride der prägende Einfluss, oder auch Slowdive mit deutlich mehr Wumms. Und der eine oder andere plüschige Dreampop-Moment erklärt sich damit ja von selbst. Trotzdem keine seichte Einschlafmusik, groovt sich stellenweise sogar richtig den Arsch ab. (mehr …)
Ceremony aus Fredericksburg, Virginia (nicht verwechseln mit der gleichnamigen kalifornischen Garage-/HC-Band) drehen ja schon seit Jahren ihre Runden durch diverse Musikblogs und -publikationen, aber so wirklich überzeugen konnten sie mich bisher nicht. Die bisherigen Alben und EPs klangen mir einfach mal zu überzuckert um auf Albumlänge zu funktionieren, ein anderes mal einfach zu zerfahren und unausgereift. Dem allen haftete oft der Geruch einer Band an, die noch zu sich selbst finden muss.
Auf Distance machen sie jetzt einen gewaltigen Sprung vorwärts. Endlich finden sie hier eine gute Balance zwischen Krach und Melodie. Es schadet auch nicht, dass hier einige ihrer besten Songs versammelt sind. Musikalisch ist das irgendwo zwischen C86-Pop und dem frühen Proto-Shoegaze von The Jesus And Mary Chain zu verorten. Auch etwas Noise- und Garagenrock steckt da mit drin. Und nach wie vor ist das ganze mit eingängigen Popmelodien garniert. Nur halt nicht mehr so aufdringlich. Ein bisschen wie die poppigeren Momente von A Place To Bury Strangers, wenn jene denn noch mal ein ordentliches Album hinkriegen würden. (mehr …)
Shoegaze-Bands gibt's derzeit mal wieder wie Sand am Meer. Gute Schoegaze-Bands muss man aber noch genau so mit der Lupe suchen wie schon vor so zehn Jahren, als das Genre noch nicht ins öffentliche Bewusstsein zurückgehypt wurde und als eher tot galt. Zu den durchaus vorhandenen hörenswerten Bands ist seitdem vor allem eine riesige Menge unausgereifter Müll hinzugekommen.
Tideland aus Sterling, Virginia sind eine von den guten Shoegazer Bands. Denn sie scheinen zu wissen, dass ein brav nach Genrekonventionen modellierter Sound nicht reicht, dass man letztendlich jede Band - egal welcher Musikrichtung - an der Qualität des Songwritings, an ihren Hooks und Arrangements und vielleicht auch ein kleines bisschen an ihren spielerischen Fähigkeiten misst. Nicht an einem Image oder einer ach-so-tollen Produktion.
Dieses Album ist ein perfektes Beispiel dafür, denn Tideland spielen einen Sound der klassischer kaum geht. My Bloody Valentine sind natürlich als unvermeidbare Referenz heranzuziehen und ein bisschen Swervedriver klingt durch. Dazu kommen weitere Anklänge aus dem Punk- und Alternative-Umfeld der späten 80er, besonders Dinosaur Jr. haben hier noch eindeutige Spuren hinterlassen. Und anders als die meisten musikalisch verwandten Bands schaffen es Tideland den allgemeinen Spirit und die treibende Energie dieser Ära zu transportieren. Das, und gute Songs. So einfach ist das. Höre und lerne. (mehr …)
Die Platte ist schon vor ein paar Monaten erschienen, bin aber erst jetzt darauf gestoßen. Großartige Band aus Milwaukee. Spielen eine Mischung aus Noiserock und Shoegaze, mit genügend Dreck unter den Fingernägeln um nicht in die gefällige Seichtigkeit zu verfallen die mir in letzter Zeit den Spaß an genremäßig verwandten Bands doch sehr verdirbt. So macht's wieder Laune! (mehr …)