Crayola Summer ist der Name eines kürzlich reaktivierten Musikprojekts des Londoners Simon Williams, welches in der einen oder anderen Form schon seit ca. 1990 existiert hat und in den Neunzigern 'ne Handvoll Tapes und EPs veröffentlicht hat. Davor hatte der Typ mal eine Band namens The Colgates und in der jüngeren Vergangenheit hat er bei Sarandon mitgemischt, deren letzte zwei Alben auf Slumberland sich im Nachhinein als ziemlich geiles Zeug herausstellen. Außerdem war er unter anderem noch in den für meinen Geschmack etwas weniger interessanten The Safe Distance beteiligt.
Jetzt kommt also die erste Crayola Summer Veröffentlichung seit anderthalb Jahrzehnten. Die neuen Songs gefallen ganz ausgezeichnet mit einer Mischung mit geringfügig noisigem Indierock/Powerpop, einer Vorratspackung Psychedelia und Flashbacks zur C86-Generation. Außerdem einem Hauch von Spacemen 3 und frühem Shoegaze, der hier stark auf die psychedelische Komponente herunterkondensiert wird. Letzteres kommt besonders auf den Songs der als Bonustracks enthaltenen Winter Addendum EP zur Geltung.
Diese Compilation versammelt drei im Laufe der letzten vier Jahre erschienene EPs der Band aus Helsinki. Und was ich da höre tritt gewaltig Popo. Wem Cloud Nothings, Terry Malts, Wavves oder Japandroids in letzter Zeit zu lasch geworden sind, wem auch ein Ersatz mit eingebauter Sprachbarriere in den Kakao passt, wer sich außerdem mit krautigen bis psychedelischen Tendenzen und Einflüssen á la The Men in der Leave Home und Open Your Heart-Phase anfreunden mag, der wird an dieser Platte reichlich Spaß haben. Hammer!
Nach dem psychedelischen Hardcorepunk der Volume 1 EP und dem puren LoFi-Garage-Acid Rock der Vol. 2, bleibt das Treiben aud dem neuen Kurzspieler der New Yorker Band recht garagig, aber die Koordinaten verschieben sich etwas weiter in Richtung Postpunk. Und natürlich hat's wieder einen gewissen psychedelischen Unterton.
Die Hälfte der Songs auf dem Langspieldebüt der Band aus Vancouver ist schon von der Anfang letzten Jahres erschienenen Maladies EP bekannt. Aber unter der produzierenden Aufsicht von Chris Woodhouse, der in der Vergangenheit unter anderem mit Thee Oh Sees, Fuzz und Ty Segall gearbeitet hat, wird sowohl das alte als auch das neue Songmaterial ins rechte Licht gerückt; ihr Garagerock mit Spuren von Psychedelic- und Shoegaze-Pop strahlt hier mit einer ganz neuen Präsenz.
Sunset Images aus Mexiko präsentieren auf ihrer aktuellen EP eine sehr leckere Mischung mit Bestandteilen aus Noise, Postpunk, Shoegaze, Psychedelic und etwas Postrock. Erinnert unter anderem ein wenig an alte A Place To Bury Strangers und frühe Weekend in einer seltsamen Postrock-Parallelwelt.
Das letzte Album Divide des New Yorker Duos vermochte mich nicht so recht zu begeistern, das neue dafür umso mehr. Ihre minimalistischen Songentwürfe aus erdigem Blues, pulsierendem Elektro-/Synthpop, etwas Psychedelia und einem offensichtlichen Bewusstsein für die New Yorker Protopunk- und Artrock-Vergangenheit kommen auf Endless Night deutlich griffiger rüber als auf dem Vorgänger. Wenn dann im Rausschmeißer Suicide Note noch Suicide's Alan Vega das Mikro ergreift und sich eindrucksvoll durch einen krautigen Blues Jam growlt, schließt sich der Kreis.
Toller Siebenzöller einer Band aus London. Die A-Seite begeistert mit verträumtem Noise-/Fuzzpop und einem leichten Shoegaze-Vibe. Die B-Seite ist dann ein simpler aber gekonnt dargebotener Garagerocker mit psychedelischem Unterton. Nicht nur für Orgel-Liebhaber zu empfehlen.
Klaut sind ein expelimenterres Noise- und Klautlock-Korrektiv (sorry, aber das ging jetzt ja mal echt nicht anders) aus dem britischen Warrington und diese EP zieht mich sofort in ihren Bann mit drei zum großen Teil improvisierten Jams, die sich auf einem schön kantig-oldschooligen Indierock-Fundament austoben und dabei eine erstaunlich beschwingte Energie versprühen. Psychedelisches Gedöns für unbeschwerte Momente.
Die neueste Split 7" der LAMC-Serie widmet sich diesmal zwei Soloprojekten von Leuten, deren Hauptbands den meisten hier sicher schon lange bekannt sind.
Bei Damaged Bug handelt es sich um ein Projekt von John Dwyer, den man besser als Frontmann der Oh Sees kennt. Mancher hat sicher sein kürzlich veröffentlichtes Album Bunker Funk bemerkt. Hier gibt es schön vor sich her groovenden Psychedelic Rock mit Krauteinflüssen zu hören, musikalisch nicht weit von besagtem Album entfernt.
Bei Black Pus geht es dann eine ganze Nummer lauter zu. Auch kein Wunder, handelt es sich doch um ein Soloprojekt von Brian Chippendale, dem Schlagzeuger der experimentellen Noise-Formation Lightning Bolt. Wer sein letztes Album All My Relations mitbekommen hat, weiß was ihn erwartet. Nämlich teilelektronischer Noise, stoisch angetrieben von Chippendales kraftvollem, hier ultra-dreckig und verzerrt wiedergegebenem Drumming.
Monster Movie sind ein Shoegaze-Duo bestehend aus Christian Savill and Sean Hewson. Ersterer ist wohl eher bekannt als der Gitarrist von Slowdive. Savill und Hewson spielten 1989 für eine kurze Zeit zusammen in einer Band namens Eternal und gründeten bald darauf Monster Movie, die dann wiederum sehr bald zugunsten von Slowdive auf Eis gelegt wurden.
Hier fühle ich mich mal spontan dazu genötigt, etwas Ketzerei am etablierten Genre-Kanon zu betreiben. Ich lass einfach mal die Bombe los: Ich kann die unantastbaren Shoegaze-Götter Slowdive ums verrecken nicht ab.
Beim besten Willen, ich hab es immer wieder versucht mir die alten Platten schön zu hören. Und alles was bei mir ankommt ist uninspirierte wie auch überproduzierte Schlafmusik mit durchwachsenem bis komplett substanzlosem Songmaterial, das seine Belanglosigkeit mit einer Überdosis an purem Kitsch auszugleichen zu versucht. Ich hab mich über die Jahre mit so einigem Pop versöhnt. Ich weiß Pet Sounds zu schätzen und kann Smile zumindest ertragen. Aber Souvlaki vermag es immer noch nicht, die kleinste Gefühlsregung in mir auszulösen. Das ist ja noch langweiliger als der ach so furchtbar tiefgründige Easy Listening-Schund namens Dark Side Of The Moon (Oooh, werden jetzt einige sagen,noch mehr Ketzerei! Äh… Duuuude, *blubberblubber* der Shit ist so fucking… *hust* deeeep…).
Von den bekannten Shoegaze-Bands der ersten und zweiten Generation, halte ich Slowdive schlicht und ergreifend für brutal überbewertet und ich sehe es als schlimmen Unfall, dass ihre beliebig dahin plätschernde Fahrstuhlmusik so einen großen Einfluss auf die aktuelle Generation des Genres hat. So, das musste mal raus. Der Lynchmob kann sich jetzt formieren.
Wie auch immer, Monster Movie wurden zum Ende der Nullerjahre reaktiviert und haben seitdem sechs Alben veröffentlicht. Das neueste davon ist jetzt nach einer gut sieben Jahre langen Funkstille auf Graveface Records erschienen. Und das gefällt mir ausgesprochen gut mit seinem mal getragenen bis verträumt, mal psychedelisch-powerpoppigen oder geradeaus rockenden Shoegaze Sound, der dankenswerter Weise auf deutlich griffigerem Songmaterial aufsetzt als diese andere Band (Grrrr…).