Wer dieses Blog schon etwas länger verfolgt, dem sind die Postpunker aus Leeds hier sicher schon mal mit ihren ersten zwei EPs begegnet. Ihr erstes Album Dissemble hab ich seinerzeit dann mal ausgelassen. Das war keineswegs schlecht, aber meinen Erwartungen wurde das auch nicht gerecht; für meinen Geschmack war das alles etwas zu nah am "sicheren" aber unbemerkenswerten Genre-Standardfraß gebaut.
Ihre zweite LP The Moral Crossing ist im Vergleich eine viel, viel stärkere Platte. Wenn auch eine von der Sorte, der ich mehr Respekt als Liebe entgegen zu bringen vermag. Ein zu Beginn sorgfältig konstruiertes, atmosphärisch dichtes Werk, das einen beachtlichen Sog entwickelt, in der zweiten Hälfte aber auch zunehmende Abnutzungserscheinungen zeigt. Dennoch, alleine schon der Mittelteil mit den Übersongs Future / The Moral Crossing / Torment, die sich als der emotionale Kern des Albums herausschälen, ist eine beachtliche Leistung.
Mehr als je zuvor schöpfen Autobahn ihre Inspiration aus klassischem 80er Goth. Wer mit einem gewissen Maß an Pathos und Kitsch nicht klar kommt, wird sich mit dieser Musik schwer tun. Die Songs können diesen Ballast größtenteils aber auch problemlos tragen. Ausbalanciert wird das ganze dann aber von den hypnotischen Kraut- und Psychedelic-Anleihen, die irgendwie auch schon immer Teil ihres Sounds waren, aber hier erstmals vermehrt ins Zentrum rücken. Manchmal bewegen sich die Songs gefährlich nah an der Schwelle zum Alternative Rock, ohne mich dabei allzu sehr anzupissen.
Neben der neuen Protomartyr ist The Moral Crossing wohl die zweite diesjährige Postpunk-Veröffentlichung mit stark Genre-übergreifendem Appeal. Mal abwarten was jetzt passiert. Nicht viel, vermutlich.
…und gleich noch mal sehr psychedelisches Geschwurbel. Abschaum kommen aus Lyon und das Kraut-/Psychedelic-Süppchen, dass sie auf ihrem aktuellen Album kreieren, ist einfach mal saugutes, stilsicheres Zeug, dass sich zwar einerseits nicht allzu sehr aus dem Genre-Fenster lehnt, andererseits aber auch nie langweilig wird. Da gibt's nicht viel dran zu rütteln.
Wunderschön, diese EP einer Band aus Los Angeles. Eine formschöne Verschmelzung aus Indierock, (Neo-)Psychedelia, Power- und Jangle Pop, etwas folkigem Gedöns gibt's zu hören. Das weckt z.B. Erinnerungen an Spacemen 3, Galaxie 500 und die alten Paisley Underground-Traditionen.
Schon wieder ist ein neuer Kurzspieler des umtriebigen Blind Shake-Seitenprojektes am Start. Anders als auf der letzten 7" geht auf diesem Tape etwas weniger der Punk ab. Dafür tobt sich das wie gewohnt sehr klassige Songmaterial irgendwo im Umfeld von 60s Pop und Psychedelia aus, vereinzelt kommen auch ein paar Surf-Vibes zum tragen.
First Steps ist ironischerweise die zweite EP der Band aus Toronto und ich hätte diese wunderbare Platte glatt verpasst, wäre das urspränglich letztes Jahr erschienene Teil nicht kürzlich von High Fashion Industries als selbstbetitelte 7" wiederveröffentlicht worden. Dennoch ergibt der ursprüngliche Titel jede Menge Sinn, führt man sich mal den soliden aber uninspirierten Psych- und Garage Rock ihres Demos und der ersten EP zu Gemüte. First Steps ist da eine beachtliche Weiterentwicklung und klingt nach einer Band die dabei ist, ihren ganz eigenen Sound zu finden. Diese erstaunlich nahtlose Verschmelzung von Post Punk und Psychedelic ist einfach entzückend und macht mehr als nur ein bisschen gespannt auf den zukünftigen Output der Band.
Passend zum Beaches Album ist hier gleich noch mal gutes Zeug im Spannungsfeld von Shoegaze und Psych. Magic Shoppe sind jetzt ja auch schon so einige Jahre aktiv und ihrer aktuellen EP hört man das zweifellos an. Der Sound den sie darauf kreieren kommt routiniert, druckvoll und selbstbewusst rüber.
Bei dem Psychgaze-Quintett aus Melbourne ticken die Uhren fraglos etwas langsamer, hat die Band soeben doch mit ach und krach noch die Deadline gekriegt, um ihr drittes Album innerhalb eines Jahrzehnts zu veröffentlichen. Das passt aber auch perfekt zu ihrer Musik, die sich gerne sehr viel Zeit lässt, um nicht zu sagen: Meine Geduld strapaziert. Aber es lohnt sich, bei der Sache zu bleiben.
In ihrer Heimat schon lange eine Hausnummer (ihre ersten beiden Alben waren jeweils für den Australian Music Prize nomimiert…), wurden die fünf Musikerinnen anlässlich ihres zweiten Albums im Sommer 2013 auch international im etwas größeren Rahmen bemerkt. Die Beteiligung von Neu!-Veteran Michael Rother, der die Platte nicht nur produzierte, sondern auch die eine oder andere Gitarrenspur beisteuerte, hat sicher auch etwas dazu beigetragen.
Jetzt melden sich Beaches also mit ihrem dritten Langspieler zurück und überzeugen auch ohne einschlägiges Namedropping mit einem monumentalen, ausufernden Brocken von einem Album. Und ohne Frage sind 75 Minuten Musik schon ganz schön viel des Guten. Zumindest in der mir vorliegenden digitalen Form hätte es der Platte durchaus gut getan, die Laufzeit mal um ein grobes Drittel herunter zu stutzen.
Denke ich aber an die Veröffentlichungsform als Doppel-LP, für welche diese Tracklist ganz offensichtlich gedacht ist, ergibt das Ganze schon etwas mehr Sinn in Form von vier lose gekoppelten Suiten. In der ersten Hälfte dominieren dabei ganz klar die stärker psychedelisch-spacigen Klänge (für mich der "schwierigere" Teil des Albums), während sich der zweite Teil etwas sonniger gibt mit einem stärkeren Shoegaze- und Dreampop-Anteil, um dann in einem kosmisch-krautigen Jam als Rausschmeißer zu münden. Wenn ihr euch also nicht sicher seid: Schallplatte ist hier das Mittel der Wahl. Das muss auch ein überzeugter Digitalmensch wie ich anerkennen. Und trotz aller Längen, die sich beim Genuss an einem Stück ergeben: Wenn Beaches in der Zone sind, dann so richtig. Und unbestreitbar an vorderster Front in ihrem Genre-Spektrum.
Der Sound dieser Band aus Nashville ließ sich schon immer etwas schwer festnageln und auch auf ihrer aktuellen EP geben zeigen sich weiterhin sehr wandlungsfähig, aber auch deutlich gereift. Der Opener Me and Johnny tobt sich auf einer Basis von psychedelischem Postpunk aus, angereichert um Elemente aus Kraut, Space- und Mathrock; die garagige Kante haben sie sich dabei bewahrt. The Big Kahuna hat dann einen gewissen Velvet Underground-meets-Modern Lovers-meets-Gun Club Vibe; zum Abschluss geht es dann noch mal ordentlich abgespaced zu.
Eine tolles Split-Tape zweier Bands aus Toronto, die hier zwei recht unterschiedliche Auffassungen von olschooligem Indie-/Alternative Rock präsentieren. Humanities fielen mir schon mal vor einer Weile mit einer vielversprechenden ersten EP auf und ihr langsam aber kräftig daherkommender Sound bedient sich unter anderem bei Einflüssen aus Noise Rock, Sludge und dem Postcore der Jahrtausendwende.
Low Sun hingegen liefern mit ihren zwei Songs ihr Debüt ab und ziehen mich ebenfalls sofort auf ihre Seite mit psychedelisch-folkigen Harmonien und einem Vibe, dem eine ausgeprägte Seattle-Geruchsnote anhaftet.
Hinter dem Projekt Traumatológia verbirgt sich der Solokünstler Zoltán Sindhu. So wie der sich zwischen den Welten von New York und Budapest bewegt, bewegt sich ebenso auch die Musik auf seiner Debüt-EP zwischen den Welten von Noise, Ambient, Psychedelic, Industrial, Drone und Dreampop plus einem Hauch von Shoegaze und Postrock. Diese vielfältigen Einflüsse vermengen sich darauf zu einer durch und unwirklichen, albtraumhaften Atmosphäre.