Bozmo ist ein einsamer Solomusikant aus Berkeley. Leather Umbrella hat er mit einfachen Mitteln in Proberäumen und Schlafzimmern aufgenommen. Das klingt aber keineswegs billig, sondern ein ungeheuer warmer Retrosond ist das Ergebnis. Sehr authentischer, fuzzlastiger Psychpop, den die letzten 50 Jahre nicht besonders jucken. Wer die entspannteren Momente von Ty Segall oder Oh Sees zu schätzen weiß, wird sich auch in dieser regenbogenfarbenen halben Stunde gut aufgehoben wissen.
Wieder mal so eine Platte, die beim Release irgendwie an mir vorbei ging, und das obwohl sie schon länger in meiner Mailbox rumlag und auch in einigen mir vertrauten Blogs die Runde machte. Naja, dann wohl mal im falschen Moment verpeilt ein Bookmark zu setzen und schon für immer vergessen. Wie auch immer, die Mitglieder dieses Trios aus Los Angeles/New York/Memphis haben in der Vergangenheit schon bei solchen alten Bekannten wie etwa Jay Reatard oder Wavves gespielt. Erschienen ist das Ganze bei der Garagenrock-Institution HoZac Records. Das ist eine dieser Platten, deren Einzelteile eigentlich nicht zusammen passen dürften, aber doch hervorragend ineinander greifen. Da treffen LoFi-Elektrobeats auf verträumten Psychpop, flotter Garagenpunk auf Shoegaze-artigen Effektnebel. Der ganzen Schrägheit setzt dann der meistens künstlich hochgepitchte Gesang die Krone auf, aber zusammengehalten wird die Platte durch ein ausgezeichnetes Gespür für wahnsinnig eingängige Powerpopsongs. In ihrer Zerfahrenheit erinnert mich das an die psychedelischen Sample-Orgien von Spectral Park oder eine noch Hymnischere Variante des elektronischen Garagenpop von Gap Dream. Kombiniert man das mit der bisherigen Vita der Musiker, ergibt das fast schon wieder ein wenig Sinn.
Entspannt vor sich hin Groovender Retro-Garagenrock mit hohem Twangfaktor aus Los Angeles. Lässt spätgeborene wie mich sofort fakenostalgisch in erlogenen Erinnerungen an die Psychedelische Ära schwelgen, als alle bessere Frisuren hatten und gute Drogen noch billig waren. Dazu an allen Ecken und Enden diese wunderbar einlullenden Surfgitarren und ein durchgehend melancholischer Unterton, der sehr an Crystal Stilts oder The Fresh and Onlys erinnert.
Schöne Vorabsingle mit zwei Songs vom für August angekündigten Langspieler dieser höchst eigenwilligen Band aus San Diego. Könnte man zur Not als psychedelisch-angekrauteten Postpunk einordnen. Die krude aber dennoch hymnische A-Seite erweckt erfreuliche Assoziationen zu den Australiern Blank Realm.
Wunderschön kaputter und zerfahrener Postpunk mit deutlichen Krauteinflüssen, nachlässig gespielt von einem Haufen degenerierter Spacken aus dem britischen Croydon. Stichwort Kraut: Man erzahlt sich, sie seien auch schon mal gemeinsam mit Damo Suzuki auf einer Bühne gesichtet worden. Bei allen Schrägheiten haben sie aber trotzdem ein ausgeprägtes Gespür für engängige Popmelodien, die sie dann natürlich auch sofort wieder bestmöglich auseinander nehmen, bevor es zu normal und langweilig werden kann.
Psychedelisch fuzziger Noise-Minimalismus von einem Solokünstler, der vermutlich aus New Haven in Connecticut kommt. Oder aus irgendeinem den anderen New Haven, die Informationslage lässt da etwas zu wünschen übrig. Auf jeden Fall benötigt er nicht viel mehr als seine Gitarre und ab und zu ein wenig aufs Minimum reduzierte Percussion unter einer massiven Schicht aus Fuzz und Reverb, um mit seinen simplen aber emotional aufgeladenen Pop-Entwürfen den Hörer zu bewegen.
Die genauere Herkunft dieses Trios lässt sich anhand der vorhandenen Informationen leider nicht feststellen, auf jeden Fall flatterte mir diese schöne EP der Italiener letzte Woche per email herein. Die ersten zwei Songs sind leicht angepsychter Retrorock der langsam groovenden Sorte. Erinnert mich etwas an im Tempo gedrosselte Saints oder Dead Moon, gepaart mit der Melancholie der Meat Puppets oder späteren The Gun Club, vielleicht. Oder die frühen Platten von Rob Youngers Post-Birdman-Band New Christs könnte man auch als Vergleich heranziehen. Der dritte Track ist dann ein nicht weniger gekonnter, ausufernder Stoner-Jam.
Eine sehr interessante und eigenwillige Veröffentlichung haben Great Western Plain aus Portland da rausgehauen, die sich mal wieder jeder Kategorisierung verweigert. Zusammenfassend kann man sagen, das sie eine Vorliebe für ausladende Jams und relaxte, flächige Gitarrenarrangements haben. Im Laufe der Platte streifen sie dann unter anderem monotonen Spacerock und Post Punk, noisiges Geschredder, alten Indierock frei nach Pavement oder Sebadoh, an spätachziger Sonic Youth-Platten erinnernde Gitarrenharmonien und entspannt vor soch hin rumpelnden Garagenrock. Das alles verschmilzt hier zu einem homogenen Ganzen, das sich kein Fan von psychedelisch angehauchtem, punkigem Krach entgehen lassen sollte.
Diese New Yorker Combo darf ruhig noch etwas mehr Aufmerksamkeit bekommen. Nach einer beinahe-Auflösung und einer langen Pause bringt uns Fleeting Youth Records jetzt ihr zweites Album, und das ist ein echtes Prachtstück geworden. Musikalisch bewegt sich das zwischen an Guided By Voices und Replacements erinnernden Indierock/Powerpop, und etwas düsterem Psych-/Retrorock mit einer angenehm garagigen Kante. Getragen von 10 überzeugenden Songs, schönen Gitarrenarrangements und der charismatischen Stimme von Sänger Eric Gilstrap, der zwischendurch auch mal einen geradezu Gothic-artigen Vibe einzubringen vermag.
Wenn man ernsthaft versucht sich durch die Medienflut unserer Zeit zur guten Musik durchzuwühlen, muss man schnell und effizient Filtern können. Dabei geht einem zwangsläufig auch einiges gutes durch die Lappen. Durchschnittlich bekommt ein Stream weniger als zehn Sekunden, bevor ich ihn wegskippe, manchmal reicht auch der erste Ton um schon auf den Wegwerfbutton zu klicken. Das aktuelle Tape der New Yorker Baked wäre auch fast schon nach so zwei Sekunden in meiner virtuellen Müllhalde des ewigen Vergessens gelandet; das nicht gerade subtile Tremologeschrabbel mit dem die EP eröffnet, deutete ich sofort als Indikator für einen weiteren uninspirierten Schoegaze-Mitläufer. Aber weit gefehlt, die Band ist vielmehr im psychedelischen Pop á la Crystal Stilts zuhause. Gut dass der Laptop gerade im richtigen Moment außer Reichweite war.