Wet Dreams aus Oslo sind eine Seitenprojekt von Sebastian Ulstad, der manchen vielleicht als der Frontmann von Death By Unga Bunga eine Hausnummer ist und Wet Dreams als Spielwiese für Songs und Experimente ins Leben gerufen hat, die nicht so recht ins Repertoire seiner anderen Band passen wollen. In der Tat geht es auf Wet Dreams' ersten Langspieler um einiges knarziger zu mit einem Sound zwischen Garage Punk und Fuzz Pop, der ab und an auch mal leicht psychedelische Schlenker machen darf. Aber auch der von ihm gewohnte Powerpop-Faktor erstrahlt hier im besten Licht. Ich behaupte mal einfach, dass hier drin so zwei oder drei seiner stärksten Songs versteckt sind.
Auf seinem zweiten Langspieler schraubt das kalifornische Garagenwunder Vinny Vaguess den rohen Energielevel des grandiosen Vorgängers empfindlich herunter und rückt stattdessen ein Element in den Mittelpunkt, das eigentlich von Anfang an seine Geheimwaffe war, nämlich ein geradezu unfehlbares Gespür für simples aber mitreißendes Powerpop-Songwriting. Hin und wieder gibt's außerdem mal 'nen Ausflug in Cowpunk-Gefilde und auch daran gibt's überhaupt nichts auszusetzen. Wieder mal ziemlich brilliant.
Steve Adamyk und Kumpanen lassen auch auf ihrem mindestens sechsten Langspieler nichts anbrennen, wollen und brauchen sich auch gar nicht neu erfinden. Wie gehabt kommt straighter Garagepunk zu Gehör, der konstant zwischen dem simpel-effektiven Arschtritt á la Sick Thoughts und Powerpop-Melodien der Radioactivity- oder Bad Sports-Geschmacksrichtung minus deren Melancholie oszilliert, dabei gerade eben so Pop ist wie Punk sein darf, ohne in mir Würgereflexe auszulösen.
Exzellenter Stoff einer Band aus Monterrey, Mexico, der über das Washingtoner Label Ressurection Records den Weg hierher gefunden hat. Ein garagiger Sound bildet hier die Basis, auf der sich ein farbenfrohes Spektakel entfaltet als wären etwa die Red Dons mit ihrem Hang zur großen Hymne zusammen mit dem allgemeinen Vibe von Apache Dropout in einem Meer aus 60s Psychedelia und Surfrock eingetaucht. Die B-Seite bekommt dann noch einen leichten Post Punk-Schliff á la Ex-Cult verpasst und der no-wavige Saxofoneinsatz transportiert den Song in unerwartet abgehobene Sphären.
Seit ihrem Tape vor zweieinhalb Jahren hat sich soundmäßig nicht viel geändert bei Strange Passage aus Somerville, Massachusetts. Unaufgeregter Jangle-/Powerpop also, der mit einem durchweg sauberen Song-Unterbau überzeugen kann.
Fluffig-Powerpoppiges Zeug von einer Band aus Austin, irgendwo zwischen dem Indierock der 90er und dem College Rock der 80er. Das hat ein paar leise Spuren von Superchunk, Mega City Four, Surfa Rosa-Ära Pixies, späteren Replacements, ganz frühen Bitch Magnet, vielleicht sogar ein wenig Slickee Boys.
Missing Pages sind eine aktuelle Band um Stephen Svacina, der den meisten von euch ja sicher schon mal als Teil von Jonly Bonly und Mind Spiders untergekommen ist. Nach letztgenannter Band klingt ihr kräftiger Mix aus melodischem Punkgedöns, klassischem Indie Rock und Power Pop dann auch ein bisschen, natürlich aber auch nach den anderen zwei Teilen der texanischen Garagen-/Powerpop-Dreieinigkeit, Radioactivity und Marked Men. Außerdem etwas nach Milked, Xetas und Bad Sports. Geht klar!
Geht sofort ins Blut, die Debüt-EP einer Pariser Band, deren Mitglieder sonst in den Besetzungen von Bootchy Temple und Joujou Jaguar anzutreffen sind. Makellosen Powerpop gibt's darauf zu hören irgendwo zwischen 80er/90er Sarah Records Sound und dem neuseeländischen Flying Nun-Umfeld, der auch aktuell ganz gut mit Bands wie Scupper, Persian Leaps oder Lovebirds zusammen passt.
Wunderschönes Chaos auf der Debüt-EP einer Band aus Austin. Der Opener klingt in etwa als würden Angst und frühe Meat Puppets von Saccharine Trust in den Ar*** gef***t. Solche Folk- und Cowpunk-Elemente finden sich auf dieser Platte immer wieder, aber auch abstrakte LoFi-Experimente zwischen Honey Radar von heute und Unrest von gestern. Jangle- und Artpop, irgendwo zwischen frühen The Clean, Woolen Men und Guided By Voices. Der verschrobene Charme des noch etwas folklastigen Dinosaur Jr.-Debüts. Das sollte so eigentlich nicht funktionieren. Tut es aber. Nicht zuletzt weil hier durchgehend 1A Songwriting-Skills regieren.
Eine exzellente Compilation einer Band aus Hamilton, Ontario. Enthalten ist das in allesamt noch recht junger Vergangenheit erschienene Material von einem Demo, zwei EPs und zusätzlich gibt's noch ein paar bislang unveröffentlichte Songs oben drauf. Soundmäßig passt das gut in in eine Reihe mit verschiedenen anderen derzeitigen Bands, welche die Tugenden von Garage, Fuzz und Powerpop vereinen. Also z.B. Bad Sports, Tommy and the Commies, Radioactivity, Booji Boys… you name it.