The Proletariat - Move

Das ers­te Al­bum nach über drei­ßig Jah­ren mit neu­em Ma­te­ri­al der Bos­to­ner Hard­core­le­gen­de stand un­ter ei­nem schlech­ten Stern, ist des­sen Fi­nan­zie­rung doch Teil des Kol­la­te­ral­scha­dens ge­wor­den, den das Pled­ge­mu­sic-De­ba­kel hin­ter­las­sen hat. Den Un­ter­stüt­zern wird ge­ra­ten, die Zah­lung bei ih­rem zu­stän­di­gen Kre­dit­in­sti­tut an­zu­fech­ten, denn die Band wird da­von nichts zu se­hen be­kom­men und das be­sag­te Un­ter­neh­men hat mit sei­nen ver­ant­wor­tungs­lo­sen Ge­schäfts­prak­ti­ken schon ge­nug Koh­le ver­un­treut.

Ei­nen of­fi­zi­el­len Re­lease hat die Plat­te letzt­end­lich den­noch ver­passt be­kom­men und ist un­ter an­de­rem - DIY wie eh und je - über ih­re ei­ge­nen Home­page zu be­kom­men. Es ist sel­ten ge­nug, dass ei­ne Grup­pe nach ih­rer Wie­der­ver­ei­ni­gung zu mehr als ei­ner ad­äqua­ten Ol­dies-Band taugt. The Pro­le­ta­ri­at kön­nen mich aber ein­wand­frei über­zeu­gen mit ei­nem aus­ge­spro­chen run­den, selbst­si­che­ren Post­co­re-Sound, der ei­ner­seits ih­re Ver­gan­gen­heit re­flek­tiert, an dem an­de­rer­seits aber auch die Gen­re-Ent­wick­lun­gen der ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­te nicht spur­los vor­bei ge­gan­gen sind. In Wür­de zu al­tern ist eben, al­len an­ders lau­ten­den Be­haup­tun­gen zum Trotz, auch für Punks ei­ne rea­lis­ti­sche Op­ti­on.

Batpiss - Nothing 7"

Bat­piss aus Mel­bourne blei­ben ei­ne der in­ter­es­san­te­ren No­is­rock-Ka­pel­len. Mit je­der bis­he­ri­gen Ver­öf­fent­li­chung hat ihr Sound ein we­nig an Fein­schliff, die Ar­ran­ge­ments an Rei­fe und Kom­ple­xi­tät zu­ge­legt. Auch der neue Kurz­spie­ler be­sticht mit ei­ner Spiel­art von Noi­se Rock und Post­co­re, die ih­re Sa­che im­mer ein paar Schrit­te wei­ter denkt als star­re Gen­re­stan­dards es er­for­dern.

YC-CY - Béton Brut

Ir­gend­we konn­te ich die be­geis­ter­ten Re­ak­tio­nen auf das De­büt­al­bum der Schwei­zer im vor­letz­ten Jahr noch nicht so hun­dert­pro­zen­tig nach­voll­zie­hen. Zu über­la­den klang mir das; nach reich­lich Ideeen aber ei­nem emp­find­li­chen Man­gel an Ori­en­tie­rung und Fein­schliff. In den letz­ten zwei Punk­ten hat der nun er­schie­ne­ne Nach­fol­ger dra­ma­tisch zu­ge­legt. Das klingt nicht nur ver­dammt gut, son­dern hat dies­mal auch durch­weg Hand und Fuß - so zieht mich ihr wuch­tig ro­tie­ren­der Sound zwi­schen Noi­se Rock und Post Punk letzt­end­lich doch noch auf sei­ne Sei­te. Oft klingt mir das nach ei­ner selt­sa­men Ver­schmel­zung von Lar­do und Haun­ted Hor­ses.

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Dead Arms - Simply Dead

Vier Jah­re nach ih­rem De­büt­al­bum legt die Lon­do­ner Band um Mit­glie­der von De­ath Pe­dals und USA Nails jetzt ei­nen Nach­fol­ger vor - zeit­gleich mit dem neu­es­ten Streich der letzt­ge­nann­ten. Selbst­si­che­rer kom­men sie da­bei rü­ber mit ei­nem Sound, der ei­ni­ges an Druck zu­ge­legt hat. Noi­se Rock und Post­co­re, der wie ein dumm und stur ge­ra­de­aus dre­schen­der Cou­sin der ge­nann­ten Bands klingt, au­ßer­dem hat man dem Pen­ner ei­ne hoch­do­sier­te Dri­ve Li­ke Je­hu-In­fu­si­on ver­passt.

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Buffet - All American

Ver­dammt, ma­chen die Jungs Spaß. Buf­fet kom­men aus der Klein­stadt Ana­cor­tes auf der Fi­dal­go-In­sel, Wa­shing­ton und ihr ers­tes Al­bum ist ei­ne ein­zi­ge Gra­na­te, die ir­gend­wo zwi­schen den Wel­ten von Post-/Hard­core der klas­si­schen West­küs­ten­prä­gung und me­lo­di­schem Fuzz Punk ope­riert. Letz­te­rer darf wahl­wei­se mal an frü­he No Age, Ma­le Bon­ding oder Ter­ry Malts er­in­nern . Und mit Thro­ne gibt's dann auch noch ei­nen ab­so­lut er­freu­li­chen Flash­back zum Emo­co­re der frü­hen Neun­zi­ger zu be­wun­dern.

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Drahla - Useless Coordinates

Die Post-/Art­punk-Ka­pel­le aus Leeds hat in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ja schon mit drei EPs für reich­lich Auf­se­hen ge­sorgt und sich da­bei qua­li­ta­tiv mit je­der Ver­öf­fent­li­chung deut­lich ge­stei­gert - und da­bei war schon die ers­te da­von sau­gut. Die­ser Auf­wärts­trend wird auch mit ih­rem Lang­spiel­de­büt fort­ge­führt, des­sen Song­struk­tu­ren und Ar­ran­ge­ments so per­fekt aus­ba­lan­ciert, bis ins kleins­te De­tail aus­for­mu­liert und ef­fek­tiv rü­ber kom­men wie kaum et­was, das ich in letz­ter Zeit zu Ge­hör be­kam. Zum Ein­stieg gibt es wie­der die von den EPs be­kann­ten So­nic Youth-Gi­tar­ren zu hö­ren, man kann leich­te An­flü­ge von Jaw­box oder ak­tu­el­le­ren Noi­ser­o­ckern wie Tu­nic ver­nah­men. Von all dem ent­fer­nen sie sich aber zu­neh­mend im Lau­fe des Al­bums. Stel­len­wei­se er­in­nert mich der Sound dann stark an die New Yor­ker Pill, al­ler­dings ver­schweißt mit dem kräf­ti­gen Mo­tor von Dri­ve Li­ke Je­hu. Star­ke Plat­te.

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Pallet - Days Since Accident

Ich muss sa­gen, das De­büt­al­bum die­ser Band aus Syd­ney ver­wirrt mich et­was. Nicht weil da ir­gend­was nicht zu­sam­men passt, son­dern weil ih­re Mu­sik ge­ra­de sehr spe­zi­fisch an die Post­co­re- und In­die­rock-Ära der spä­ten 80er/​ frü­hen 90er er­in­nert, oh­ne dass mir auch nur ein halb­wegs treff­si­che­rer Ver­gleich aus der Zeit in den Sinn kommt. Ir­gend­wie ist das dem glei­chen Gen­pool ent­sprun­gen, hat aber sei­nen ei­ge­nen Vor­stel­lun­gen, ei­ge­ne Lo­gik. Die deut­lichs­te und auch lang­wei­ligs­te Re­fe­renz sind mal wie­der So­nic Youth, aber dann auch wie­der ge­kreuzt mit Su­perch­unk-Me­lo­dien. In an­de­ren Mo­men­ten klingt mir das nach ei­ner un­wahr­schein­li­chen, aber na­mens­tech­nisch na­tür­lich wun­der­ba­ren Jaw­box/­Jaw­brea­k­er-Ver­qui­ckung. Und noch wei­te­re Bands im Span­nungs­feld der be­reits ge­nann­ten Eck­punk­te fal­len mir ein wie Bitch Ma­gnet, Stunt­man, Ke­ro­se­ne 454, Mo­ving Tar­gets oder frü­he Pos­ter Child­ren. Und ge­gen­wär­ti­ge Acts wie Tree­house oder Tape/​Off ste­hen dem auch nicht all­zu fern. Wie dem auch sei, es bleibt am En­de ei­ne saustar­ke De­büt­plat­te üb­rig, die alt­her­ge­brach­te Stil­mit­tel auf stets et­was un­er­war­te­te Art und Wei­se zu ei­nem va­ge ver­trau­ten Gan­zen zu­sam­men­schweißt, das sich ir­gend­wie alt an­fühlt aber gleich­zei­tig aus­ge­spro­chen frisch klingt.

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Dasher - Dear Humans

Die Post­punk-For­ma­ti­on aus Bloo­ming­ton, In­dia­na um Schlagzeugerin/​Vokalistin Ky­lee Kim­b­rough hat sich im letz­ten Jahr auf­ge­löst und spiel­te ih­ren letz­ten Gig in At­lan­ta. Ein Mit­schnitt da­von ist nun bei Chun­klet In­dus­tries er­schie­nen, was an sich ja mal nichts welt­be­we­gen­des wä­re. Aber die­se Live-EP un­ter­schei­det sich von den meis­ten Art­ge­nos­sen, weil es sich mit Aus­nah­me des letz­te Tracks durch­weg um neu­es, bis­lang un­ver­öf­fent­lich­tes Ma­te­ri­al han­delt. Prä­sen­tiert in ei­ner Klang­äs­the­tik, die ich mal als gu­ten Boot­leg-Sound be­zeich­nen wür­de. Sub­ti­le De­tails ha­ben da na­tür­lich kei­nen Platz, aber der bra­chia­len Wucht die­ser Band wird er da­für um­so mehr ge­recht.

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Crucial Features - Kaprizai

Hier gibt's mal wie­der ei­ne Er­wei­te­rung des geo­gra­phi­schen Ho­ri­zon­tes im Hau­se 12XU. Und was für ei­ne ver­dammt hoch­wer­ti­ge Er­wei­te­rung! Die­se drei Grrrls aus der li­taui­schen Haupt­stadt Vil­ni­us pro­du­zie­ren auf ih­rer De­büt-EP in je­der Hin­sicht kom­pe­ten­ten Post­co­re von ex­zel­len­ter Durch­schlag­kraft, der trotz sei­ner für Gen­re­ver­hält­nis­se recht ho­hen Riff­las­tig­keit ei­nen wei­ten Bo­gen um ein­ge­fah­re­ne Hard­core-Stil­mus­ter macht und da­bei mit ab­wechs­lungs­rei­chen Song­struk­tu­ren glänzt. Oben­drein sind die Ly­rics in ih­rer Lan­des­spra­che ge­sun­gen, was ich per­sön­lich ja im­mer als ei­ne will­kom­me­ne Ab­wechs­lung emp­fin­de.

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Mod Vigil - Automatic Remorse

Auch Al­bum Num­mer zwei der Band aus Co­burg, Aus­tra­li­en lie­fert wie­der ast­rei­ne Qua­li­tät. Wei­ter­hin be­hält die Band ge­konnt die Ba­lan­ce zwi­schen den Eck­punk­ten Ga­ra­ge Punk, Post­co­re und Noi­se Rock. Tem­po­mä­ßig geht es dies­mal et­was ent­spann­ter zu, da­für ha­ben die Songs und Ar­ran­ge­ments ei­nen deut­lich er­kenn­ba­ren Fein­schliff er­fah­ren und wie­der­holt kommt so ein spe­zi­el­ler Vi­be auf, der an ei­ne leicht ge­dros­sel­te Va­ri­an­te der Hot Sna­kes den­ken lässt.

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