Das australische Label Homeless Records beschert uns den neuen Langspieler der wunderbar kruden Subtle Turnhips aus dem französischen Orléans. Das ist sehr exzentrischer Post-/Garagenpunk irgendwo zwischen dem repetitiven genudel von The Fall, dem schrägen Experimentalpunk der Swell Maps und dem abgefuckten Garagen-Gedresche von Eddy Current Suppression Ring.
Per email kam hier gerade das Demo dieser Berliner Band reingeflattert und das hat's in sich. Wahnsinnig vorwärts drückender Punkrock mit Elementen aus der Noise- Post- und Emocore-Ecke. Das klingt zuerst in etwa so als hätte man frühe Iceage-Platten oder die erste Lower EP mit melodischem 90er (Emo-)Punk á la Samiam verquickt. In anderen Momenten erinnert's mal an Noisepunker wie Vulture Shit oder Soupcans, an den dissonanten Postcore von Rites Of Spring oder aktuelle Genre-Grenzgänger wie Criminal Code. Geiles Zeug, von dem man hoffentlich in Zukunft noch mehr zu hören kriegt.
Hier ist gleich der nächste Leckerbissen aus down under. Exhaustion aus Melbourne geben ihrem monotonen Postpunk einen ganz eigenen Spin mit auf den Weg und verschmelzen ihn mit sägenden Noise-Texturen zu einer hypnotischen Einheit.
Die Garagen-Synthpunker Ausmuteants aus Melbourne hauen schon seit einiger Zeit Lang- und Kurzspieler im gefühlten Wochentakt raus und erleben auch schon läger einen kleinen Mikro-Hype von Seiten zweier bekannter alternativer Medienimperien. Aber erst ihr aktuelles Album hat mich wirklich überzeugt. Das enthält einfach ihre stärksten Songs bisher und ist bis zum bersten vollgestopft mit mitreißenden Hooks. Dabei oszillieren sie zwischen schepperndem Postpunk und melodischem Powerpop. Jeder Song ein Volltreffer und ein Fest für Freunde von z.B. Ex-Cult, Stalins Of Sound oder Useless Eaters.
Was hier in etwa so klingt und aussieht wie die einzigen überlebenden Aufnahmen einer obskuren Postpunk-Band aus den frühen 80ern sind in Wirklichkeit die einzigen überlebenden Aufnahmen einer obskuren Postpunk-Band aus den frühen 2010ern. Die Jungs aus London haben es so gerade eben geschafft ein Demo aufzunehmen und einen Gig zu spielen bevor sie sich auflösten. Das verbliebene Tondokument enthält schön vor sich hin scheppernden, zeitlosen Krach.
Video aus Denton, Texas liefern mit ihrer neuesten 7" auf Total Punk Records ein ordentlich gesalzenes Update von ihrem arschtretenden Garagen-/Postpunk. Und oh boy, was für ein Sprung vorwärts. Oberflächlich ist hier zwar vieles beim alten geblieben seit ihrem 2011er Debütalbum, aber die beiden Songs sind ein ganzes Stück ausformulierter, der Sound abgehangener ohne an Druck zu verlieren und ein leichter 77er-Feel kommt dazu. Wenn der nächste Langspieler das Niveau halten kann wird das ein schicker Wurf.
OK, hier bin ich mal wieder etwas spät dran. Da musste mir erst mal der gute RRRunzelhund wiederholt mit der Platte vor der (virtuellen) Nase rumfuchteln, bis ich den Arsch hoch bekam ihr etwas Aufmerksamkeit zu schenken. Und gut so, ich hätte sonst eine absolut herausragende Band sträflich ignoriert.
Dabei lassen gleich mehrere Faktoren Karies aus dem deutschen Postpunk-Sumpf herausragen. Da wären z.b. die aufs wesentliche reduzierten Lyrics. Die umschiffen gekonnt die typisch deutsche, neunmalkluge Textlastigkeit und versuchen erst gar nicht, super smart rüber zu kommen. Trotzdem kommen sprechen sie deutlich aus der Seele und treffen immer wieder voll ins Schwarze.
Das beste ist aber klar die Musik die - ebenso selten im deutschsprachigen Raum - auch vollkommen ohne lyrische Unterstützung für sich sprechen könnte. Das ist Postpunk, in dem "-punk" noch eine Bedeutung hat, geerdet in Jahrzehnten sowohl deutscher als auch internationaler Genre-Vergangenheit, ohne jemals in das Schema "Klingt nach XY" reinzupassen. Monoton vorwärts dreschende Rhytmen bilden die Bühne für vielseitige und atmosphärisch dichte Gitarrentexturen, die zu keinem Zeitpunkt redundant wirken.
Criminal Code waren hier ja vor 'ner Weile schon mal dabei, mit ihrem bisher wohl zugänglichsten Werk, ihrem ersten Langspieler No Device. Auf ihrer neuen EP treten sie das Gaspedal wieder ein ganzes Stück weiter durch, ohne dabei an musikalischer Raffinesse zu einzubüßen. Ein Fest für Freunde energetischen Postpunks.
Das beschissene Handykamera-Artwork dieses Ultrakurzspielers will erst mal verdaut werden. Sorry, da müssen wir durch, geteilter Schmerz ist doppelter Schmerz. Und ich teile doch gerne. Wird aber wieder gut gemacht durch den straighten und arschtretenden Garagen-/Postpunk der Band aus San Diego, der mich vor allem beim zweiten Song Don't Die an eine Kreuzung aus X (die Amis) und Modern Lovers erinnert, nicht zuletzt weil der Sänger hier auch einen ausgezeichneten Jonathan Richman channelt.
Schon wieder was aus Brisbane, unter anderem sind diesmal Mitglieder von Slug Guts und Thigh Master mit von der Partie. Halbwegs düsterer aber doch schön vor sich hin groovender Postpunk, der sich wohl einige Scheiben von PiL und Gang Of Four abgeschnitten hat, trotzdem eigenständig wirkt.