Was hier in etwa so klingt und aussieht wie die einzigen überlebenden Aufnahmen einer obskuren Postpunk-Band aus den frühen 80ern sind in Wirklichkeit die einzigen überlebenden Aufnahmen einer obskuren Postpunk-Band aus den frühen 2010ern. Die Jungs aus London haben es so gerade eben geschafft ein Demo aufzunehmen und einen Gig zu spielen bevor sie sich auflösten. Das verbliebene Tondokument enthält schön vor sich hin scheppernden, zeitlosen Krach.
Video aus Denton, Texas liefern mit ihrer neuesten 7" auf Total Punk Records ein ordentlich gesalzenes Update von ihrem arschtretenden Garagen-/Postpunk. Und oh boy, was für ein Sprung vorwärts. Oberflächlich ist hier zwar vieles beim alten geblieben seit ihrem 2011er Debütalbum, aber die beiden Songs sind ein ganzes Stück ausformulierter, der Sound abgehangener ohne an Druck zu verlieren und ein leichter 77er-Feel kommt dazu. Wenn der nächste Langspieler das Niveau halten kann wird das ein schicker Wurf.
OK, hier bin ich mal wieder etwas spät dran. Da musste mir erst mal der gute RRRunzelhund wiederholt mit der Platte vor der (virtuellen) Nase rumfuchteln, bis ich den Arsch hoch bekam ihr etwas Aufmerksamkeit zu schenken. Und gut so, ich hätte sonst eine absolut herausragende Band sträflich ignoriert.
Dabei lassen gleich mehrere Faktoren Karies aus dem deutschen Postpunk-Sumpf herausragen. Da wären z.b. die aufs wesentliche reduzierten Lyrics. Die umschiffen gekonnt die typisch deutsche, neunmalkluge Textlastigkeit und versuchen erst gar nicht, super smart rüber zu kommen. Trotzdem kommen sprechen sie deutlich aus der Seele und treffen immer wieder voll ins Schwarze.
Das beste ist aber klar die Musik die - ebenso selten im deutschsprachigen Raum - auch vollkommen ohne lyrische Unterstützung für sich sprechen könnte. Das ist Postpunk, in dem "-punk" noch eine Bedeutung hat, geerdet in Jahrzehnten sowohl deutscher als auch internationaler Genre-Vergangenheit, ohne jemals in das Schema "Klingt nach XY" reinzupassen. Monoton vorwärts dreschende Rhytmen bilden die Bühne für vielseitige und atmosphärisch dichte Gitarrentexturen, die zu keinem Zeitpunkt redundant wirken.
Criminal Code waren hier ja vor 'ner Weile schon mal dabei, mit ihrem bisher wohl zugänglichsten Werk, ihrem ersten Langspieler No Device. Auf ihrer neuen EP treten sie das Gaspedal wieder ein ganzes Stück weiter durch, ohne dabei an musikalischer Raffinesse zu einzubüßen. Ein Fest für Freunde energetischen Postpunks.
Das beschissene Handykamera-Artwork dieses Ultrakurzspielers will erst mal verdaut werden. Sorry, da müssen wir durch, geteilter Schmerz ist doppelter Schmerz. Und ich teile doch gerne. Wird aber wieder gut gemacht durch den straighten und arschtretenden Garagen-/Postpunk der Band aus San Diego, der mich vor allem beim zweiten Song Don't Die an eine Kreuzung aus X (die Amis) und Modern Lovers erinnert, nicht zuletzt weil der Sänger hier auch einen ausgezeichneten Jonathan Richman channelt.
Schon wieder was aus Brisbane, unter anderem sind diesmal Mitglieder von Slug Guts und Thigh Master mit von der Partie. Halbwegs düsterer aber doch schön vor sich hin groovender Postpunk, der sich wohl einige Scheiben von PiL und Gang Of Four abgeschnitten hat, trotzdem eigenständig wirkt.
Deutschsprachiger Postpunk ist für mich immer so eine zwiespältige Angelegenheit. Für jede wirklich eigenständige und gute Band á la Human Abfall oder Banque Allemande findet man jeweils gefühlte huntert mal routinierte Genre-Standardkost, uninspiriertes Malen nach Zahlen. Dazu kommen nochmal so viele Babyfon-Mitschnitte aus der Postpunk-Krabbelgruppe, bei denen die Beteiligten zwar offensichtlich Spaß hatten. Die Eltern werden ganz stolz. Alle nicht hormonell beeinträchtigten Personen klicken jedoch schnell auf den Unsubscribe-Butten angesichts der bevorstehenden Babyfoto-Show.
In die Richtung gingen auch die bisherigen Veröffentlichungen des Stuttgarter Soloprojekts Peter Muffin. Nun gut, der Bursche ist ja auch noch nicht so lange volljährig. Auf seinem neuesten, schnell und dreckig produzierten Album weiß er aber mit ausgezeichnet abgefuckten Garagenpostpunk zu überzeugen, den man in so gut, ranzig, gestört und rockend hierzulande eher selten vorfindet. Das wird nicht zuletzt der Tatsache zu verdanken sein, dass der Bub hier eine Band mit ordentlich Feuer unter'm Arsch um sich geschaart hat. Die Heilsarmee vereint ein paar übliche Verdächtige aus dem Stuttgarter Umfeld, die unter anderem an Karies und Die Nerven eine gewisse Mitschuld tragen.
Melodischer und doch räudiger Indiekrach von einem Duo aus Valencia, Spanien. Man stelle sich vor, die melodischeren Tendenzen von Mission of Burma und Sonic Youth wären versehentlich in den 90er Post- und Emocore-Bottich gefallen. Die Platte gibt's für lau bei Bandcamp.
Das andere 12XU hat mal wieder zugeschlagen. Jonly Bonly aus Austin spielen unwiderstehlichen Powerpop mit einer Schippe Postpunk. Unübersehbar ist dabei der Einfluss von Wire (duh!) und Wipers. Desweiteren klingen sie in etwa so als hätte man jene mit Undertones, The Jam und Modern Lovers verschmolzen. Geiler Scheiß!
Album Stream gibt's leider nicht. :-|
Digital bei iTunes zu bekommen.
Tolle, wenn auch schon was ältere EP einer Band aus Nashville. Bewegt sich zwischem noiselastigem Postpunk und Garagenpunk der dreckigen aber eingängigen Machart.