Explosives Zeug von einer Band die vermutlich aus Norfolk, Virginia daherkommt. Stilistisch irgendwo zwischen den Stühlen Postpunk/-core, Noiserock, Mathzeug und etwas Sludge angesiedelt, gehen die ideenreichen zwanzig Minuten um wie im Flug. Besonders die erste Hälfte mit ihren im Schnitt einminütigen Attacken wirkt wie aus einem Guss, man merkt kaum dass da ganze acht Songs mal eben so an einem vorbeigerauscht sind. Im zweiten Teil wird das Tempo dann etwas gemächlicher, die Stimmung mieser und die Songs montotoner. Auch das steht ihnen gut
Klangästhetisch ist das meiste beim alten geblieben auf dem zweiten Album der New Yorker Noise-Sludge-Fuzz-Midtempo-Black-Post-Hardcore-Punk-Band. Aber qualitativ haben sie gewaltig zugelegt und eine Platte ohne Füllmaterial eingespielt. Auch wenn die vielen Interludes die ansonsten nur acht Songs lange Platte etwas wie eine Mogelpackung erscheinen lassen. Veredelt wird's durch eine angemessen räudige aber doch druckvolle Produktion.
Schon wieder Qualität aus dem Hause Goner Records. Sängerin und Gitarristin Natalie Hoffmann hat bis vor kurzem noch den Bass bei Ex-Cult bedient. Von deren dreckigen Postpunk hat sich auch so einiges auf ihre aktuelle Band abgefärbt, insbesondere was den dissonanten Gitarrensound angeht. Mit ihren neuen Mitstreiterinnen verbricht sie eine tendenziell etwas gradlinigere, reduziertere Variante davon, die aber genau so zu überzeugen weiß. Der sehr stimmige Orgel- und Synth-Einsatz verleiht dem ganzen dann eine angenehme Garagen-Affinität.
Düsterer Postpunk aus Sydney mit einem gewissen Goth- und Deathrock-Vibe. Und zwar welcher von der übelriechenden, kontaminierten Sorte, den man lieber nicht ohne Handschuhe anfassen möchte. Weil man sich schon beim ersten Blickkontakt dreckig fühlt. Abartig und ausgezeichnet.
Das australische Label Homeless Records beschert uns den neuen Langspieler der wunderbar kruden Subtle Turnhips aus dem französischen Orléans. Das ist sehr exzentrischer Post-/Garagenpunk irgendwo zwischen dem repetitiven genudel von The Fall, dem schrägen Experimentalpunk der Swell Maps und dem abgefuckten Garagen-Gedresche von Eddy Current Suppression Ring.
Per email kam hier gerade das Demo dieser Berliner Band reingeflattert und das hat's in sich. Wahnsinnig vorwärts drückender Punkrock mit Elementen aus der Noise- Post- und Emocore-Ecke. Das klingt zuerst in etwa so als hätte man frühe Iceage-Platten oder die erste Lower EP mit melodischem 90er (Emo-)Punk á la Samiam verquickt. In anderen Momenten erinnert's mal an Noisepunker wie Vulture Shit oder Soupcans, an den dissonanten Postcore von Rites Of Spring oder aktuelle Genre-Grenzgänger wie Criminal Code. Geiles Zeug, von dem man hoffentlich in Zukunft noch mehr zu hören kriegt.
Hier ist gleich der nächste Leckerbissen aus down under. Exhaustion aus Melbourne geben ihrem monotonen Postpunk einen ganz eigenen Spin mit auf den Weg und verschmelzen ihn mit sägenden Noise-Texturen zu einer hypnotischen Einheit.
Die Garagen-Synthpunker Ausmuteants aus Melbourne hauen schon seit einiger Zeit Lang- und Kurzspieler im gefühlten Wochentakt raus und erleben auch schon läger einen kleinen Mikro-Hype von Seiten zweier bekannter alternativer Medienimperien. Aber erst ihr aktuelles Album hat mich wirklich überzeugt. Das enthält einfach ihre stärksten Songs bisher und ist bis zum bersten vollgestopft mit mitreißenden Hooks. Dabei oszillieren sie zwischen schepperndem Postpunk und melodischem Powerpop. Jeder Song ein Volltreffer und ein Fest für Freunde von z.B. Ex-Cult, Stalins Of Sound oder Useless Eaters.
Was hier in etwa so klingt und aussieht wie die einzigen überlebenden Aufnahmen einer obskuren Postpunk-Band aus den frühen 80ern sind in Wirklichkeit die einzigen überlebenden Aufnahmen einer obskuren Postpunk-Band aus den frühen 2010ern. Die Jungs aus London haben es so gerade eben geschafft ein Demo aufzunehmen und einen Gig zu spielen bevor sie sich auflösten. Das verbliebene Tondokument enthält schön vor sich hin scheppernden, zeitlosen Krach.
Video aus Denton, Texas liefern mit ihrer neuesten 7" auf Total Punk Records ein ordentlich gesalzenes Update von ihrem arschtretenden Garagen-/Postpunk. Und oh boy, was für ein Sprung vorwärts. Oberflächlich ist hier zwar vieles beim alten geblieben seit ihrem 2011er Debütalbum, aber die beiden Songs sind ein ganzes Stück ausformulierter, der Sound abgehangener ohne an Druck zu verlieren und ein leichter 77er-Feel kommt dazu. Wenn der nächste Langspieler das Niveau halten kann wird das ein schicker Wurf.