Das Texanische Label mit dem besten Namen hat kürzlich gleich zwei herausragende Tonkonserven abgesondert. Die erste davon kommt von den Gotobeds aus Pittsburgh. Die musikalischen Referenzen lesen sich wie ein who is who der letzten vierzig Jahre Punk- und Indierockgeschichte. Am offensichtlichsten erinnert das an die zugänglichsten Werke von Sonic Youth, manchmal vermischt mit einer kleinen Note von Pavement-Geschrammel. Auch zum schlauen Rock-Dekonstruktivismus von Wire oder Mission of Burma lässt sich hier der Bogen schlagen. Und erinnert sich hier noch wer an die britischen Artpunker Ikara Colt aus der frühen Nullerjahren?
In Kurzform: Genau meine Tasse Tee. Die Songs brauchen sich auch nicht hinter den großen Namen verstecken; das ist ein ausgefuchstes Stück treibender Rock'n'Roll und ein Highlight jagt das nächste auf dieser Platte.
Diese Band aus Boston spielt eine recht eigenwillige und wandlungsfähige Form entspannten Indierocks. Ob straighter Punkrock, verträumt-psychedelische Ausreißer, garagiger Surfpop oder leichte Anflüge von Postpunk; all das schüttelt das Trio souverän aus dem Ärmel und macht sich dabei noch des einen oder anderen Ohrwurms mitschuldig.
Toller melodischer Krach aus Melbourne. Freunde von The Estranged dürften sich hier gut aufgehoben fühlen. Desweiteren klingt das hier in etwa so als hätten jene ihren melancholischen Postpunk mit dem ausgeprägten Goth-Vibe von Criminal Code verschmolzen und sich auch ein paar Scheiben von Hüsker Dü's eindringlichen Hooks und - vor allem zum Ende der Platte hin - von J. Mascis' prägnanten Gitarrenleads abgeschnitten.
Proto-Protomartyr? Könnte so hinkommen, denn über weite Strecken klingt diese EP der New Yorker Giggly Boys etwas nach einer garagig-primitiven, weniger ausformulierten Version der erwähnten Postpunker aus Detroit. Ebenfalls mit an Bord: eine ausgeprägte Vorliebe für psychedelische Drones á la Disappears oder Destruction Unit, bezüglich letzterer jedoch eher wie eine entspannt-bekiffte Abart davon.
Auf der aktuellen Platte dieser Band aus Tucson, Arizona treffen sich einige sehr verschiendene musikalische Stränge auf unwahrscheinliche Art und Weise. Da wäre auf einer Seite der unkontrollierte Garagenrock von Bands wie Yuppies, Ex-Cult oder Parquet Courts, ebenso wie etwas antiquiert wirkende VU-/Strokes-ismen. Auf der anderen Seite des Spektrums wäre dann die populäre Gratwanderung zwischen Indierock und Postpunk/-core wie sie etwa von Die! Die! Die!, Les Savy Fav oder Popstrangers repräsentiert wird. Der Melodische Psych-Powerpop ihrer Stadtnachbarn Resonars hinterlässt auch Spuren, ebenso wie der melancholische Surf-Twang von Crystal Stilts oder Fresh and Onlys. Zu guter letzt kommt dann noch eine kleine Dosis Psychgedröne á la Disappears dazu.
An Abwechslung mangelt es also wahrlich nicht. Es spricht sehr für die Qualitäten der Band, dass die Jungs sich inmitten dieser Fülle von Einflüssen nicht total verzetteln und auch nicht abgedroschen klingen, angesichts der teilweise bereits zu Tode erprobten Zutaten.
Eine kompakte Wucht schlägt einem auf der 45er dieser Schweden entgegen. Kann man in der Nähe ihrer Landsleute Holograms einordnen, und damit soundmäßig natürlich auch nicht weit weg von den kopenhagener Überfliegern Lower und Iceage, gekoppelt mit dem Punch und der Eingängigkeit der Eagulls. Aber weit entfernt davon, eine blutarme Kopie der genannten zu sein. Das Niveau der zwei Songs zieht mir glatt die Socken aus. Unbedingt im Auge behalten!
Stickers aus Seattle spielen kompromisslosen Post Punk der seine langen Arme dazu noch in Richtung Garagen- und Noiserock ausstreckt. Ein subtiler Goth-Vibe ist auch mit an Bord. Monoton, Hypnotisch und frei von unnötigen Schnörkeln. Wie eine etwas zugänglichere Variante von Eastlink oder im Tempo gedrosselte Ex-Cult auf 'nem fiesen Trip. Der regelmäßige Saxophon-Einsatz gibt diesem dissonanten Biest dann noch den letzten Schliff.
Ach du scheiße, wie soll ich denn dieses schräge etwas von einer Platte schon wieder erklären? Aus Rochester, New York kommt die Band wenn ich das richtig interpretiere. Musikalisch eine wilde Fahrt durch einige der exzentrischsten Ecken des 80er Musikuntergrundes. Als wären so unterschiedliche Bands wie Minutemen, The Pop Group, Bad Brains, B52s, Wire und Devo zu einer absurden Einheit verschmolzen. Das ganze dann von einer Garagenband gespielt und schrottig aufgenommen, fertig ist der krude Bastard.
Die Kopenhagener Szene mal wieder. Die Anfang des Jahres erschienene Without Grace or Glory EP dieser Band klang noch wie eine etwas unspektakuläre, wenn auch vielversprechende Variante der getragenen Balladen von Lower's zweiter 7" "Someone's Got It In For Me / But There Has To Be More", aber mit ihrem neuen Siebenzolldings treten Hand Of Dust eindrucksvoll aus deren Schatten heraus. Walk in White ist ein Atmosphärisch dichtes und ausgefuchstes Biest von einem Song, der sich bösartig in den Hirnwindungen festbeißt.
Nagelbett… äh, Autobahn gab's ja auch schon hier mit ihrer ersten EP zu bestaunen. Mit EP Nummer zwei sind die Jungs etwas vom pathosbeladenen Düsterpostpunk ihres Erstlings abgerückt und klingen jetzt wie eine etwas grimmigere Version der Eagulls mit gelegentlichen Noiserockeinflüssen, besonders im Opener. Dass sie jetzt gerade mit besagter Band durch UK touren, scheint auch kein Zufall zu sein.