Wow Bob, wow. Auf einmal lag ganz unscheinbar der Link zu diesem von vorne bis hinten geilen Tape zwischen den Emails von "Band die glaubt nach einer viel besseren Band zu klingen" und "Band die versucht dem Indie-Trend der Stunde zu entsprechen". Es sind Einreichungen wie diese, für die es sich dennoch lohnt, sich der Masse an völlig fehlgeleiteten Promoanfragen auszusetzen.
ViewMaster kommen aus Vancouver und alle Bandmitglieder spielen oder spielten bereits in diversen lokalen Kapellen, von denen mir bisher keine einzige bekannt war. Vor gut anderthalb Jahren erst gegründet, kann das Trio schon einen gänzlich ausgereiften Sound und tadelloses Songmaterial vorweisen (wer selbst nachvollziehen will, wie krass und rapide sich ihre Musik entwickelt hat, kann ja mal in ihr altes Demo reinhören…). Darin trifft vorzüglich drückender Sonic Youth-Noise auf eine Verschmelzung von früh-90er Indie-/Alternative Rock und Shoegaze, wie man sie einstmals von Swervedriver oder frühen Catherine Wheel zu hören bekam. Hinzu kommen noch deutliche Postpunk-Einflüsse und das alles stützt sich auf ausnahmslos starke, fast schon kriminell griffige Songs. In der Gegenwart kann man außerdem eine entfernte Verwandtschaft zu Bands wie etwa Die! Die! Die!, Piles, Fist City oder Never Young feststellen.
Eine derbe aber keineswegs stumpfe Lärmattacke liefern Humiliation aus Phoenix auf ihrem zweiten Kurzspieler ab. Das bewegt sich irgendwo im Umfeld von Hard-/Postcore und Noise, erinnert mich dabei ein wenig an den dreckigen, druckvollen Postcore von Bad Breeding oder an aktuelle Bollerbands á la Sesso Violento, Dauðyflin oder Impulso.
Shoegaze der selten gewordenen Sorte gibt es auf der Debüt-7" von Seedling aus Seattle zu hören. Solchen, den man man auch im Wachzustand genießen kann gibt auf des A-Seite bestaunen, mit ordentlichem Druck und einer Schippe voller Noise . Die B-Seite hingegen kriecht langsam und verträumt vorwärts, ohne dabei in schläfriger Beliebigkeit zu versinken. Auch im Schleichmodus hat ihr Sound nicht nur Textur, sondern auch Profil.
Nach einer längeren Funkstille hat das Duo aus Seattle mal wieder eine neue EP am Start. Die trifft ganz schön meinen Nerv mit einer Mischung aus Noise Rock und experimentellem, düsterem Post Punk, der sich musikalisch irgendwo im Umfeld von so Bands wie Exhaustion, Narrow Lands, Spray Paint oder Housewives bewegt; dazu wohnt dem ganzen noch auch ein Hauch alter Ministry inne.
Die Londoner Band macht bereits seit ein paar Jahren von sich reden; mit ihrem neuen, zweiten Langspieler treffen sie aber zum ersten mal wirklich meinen Nerv. Zu hören gibt's schön abstrakten, schleppenden bis abgehackten Postpunk mit Ausläufern in Richtung Noise, No Wave, Industrial und Ambient. Das erinnert manchmal an das sperrige Frühwerk von Sonic Youth oder an eine Variante von Spray Paint, die mit vier platten Reifen im Schneckentempo über grobes Kopfsteinpflaster klappert.
Ziemlich geiles experimentelles Noisegedöns gibt's auf der aktuellen EP dieser Band aus São Paulo zu verdauen, das irgendwo zwischen repetitivem mimimal-Riffing, Percussion-Exkursen und psychedelischem Nebel operiert. Dargeboten wird das ganze in der Form von zwei kompakten Suiten. Der Krempel wird übrigens im Oktober auf Neurot Recordings wiederveröffentlicht.
Eine schon etwas ältere aber großartige EP einer Band aus dem Norwegischen Stavanger. Um deren Musik zu beschreiben könnte man Begriffe wie Jazzpunk, Postpunk und experimenteller Noiserock bemühen, den Kern der Sache trifft man damit aber nicht wirklich.
Hinter dem Projekt Traumatológia verbirgt sich der Solokünstler Zoltán Sindhu. So wie der sich zwischen den Welten von New York und Budapest bewegt, bewegt sich ebenso auch die Musik auf seiner Debüt-EP zwischen den Welten von Noise, Ambient, Psychedelic, Industrial, Drone und Dreampop plus einem Hauch von Shoegaze und Postrock. Diese vielfältigen Einflüsse vermengen sich darauf zu einer durch und unwirklichen, albtraumhaften Atmosphäre.
Die dritte EP der Punks aus Chicago ist mal wieder der zu erwartende Tritt in die Weichteile, ihre derbe angepisste Feelbad-Musik aus den Grundzutaten Hardcore, Noise und ein ganz klein wenig Postpunk ist nach wie vor nix für Sonntagskinder.
Gekonnt abartiges Geschredder kommt einem auf dem zweiten Tape dieser Band aus Fort Worth, Texas entgegen. Für ordentliche Reibungsfläche sorgt dabei eine großzügig ausgelegte Menge an Noise und Fuzz, der sich auf einem durchaus kruden aber bombenfesten Fundament aus Garage-, Post- und Hardcorepunk austoben darf. Mich erinnert's aktuell etwas an die Glasgower Kollegen Anxiety.