Oh my, das ist ja mal ein… Ding. Soft Issues sind ein Duo aus Leeds und ihre erste EP kommt mit einem räudigen Brocken von Geräusch daher, einer kompromisslosen Klangattacke im Spektrum von purem Noise, Power Electronics, Industrial. Das alles mit einer primitiven, punkigen Energie, die selbst in diesen extremen Genres recht selten geworden ist.
Es ist schon gute vier Jahre her, seit diese Band aus Portland mit ihrer selbstbetitelten zweiten EP einen bleibenden Eindruck hinterließ. Jetzt ist überraschend neues Material von ihnen aufgetaucht und damit zeigen sie sich ausgesprochen Vital, ihre Mischung aus klassischem Indierock, etwas Postpunk und Anklängen an diverses Zeug aus den Untiefen des alten SST- und Homestead-Katalogs hat nichts von ihrem Biss verloren, kommt sogar noch ein gutes Stück ausgewogener rüber als zuvor.
Ein physischer oder digitaler Release ist leider nicht geplant, aber netter Weise haben sie mir erlaubt, die EP hier hochzuladen. Also klickt ruhig mal hier drauf.
Schwer definierbares Zeug irgendwo aus Pennsylvania, das sich in den abgelegenen Randbezirken von Noise Rock, Post Punk, einem Hauch von Goth und experimentellem Lärm austobt.
Schön zu sehen, was in letzter Zeit so an derbem, düsterem Lärm aus UK zu uns rüberschwappt, der noch vor einigen Jahren fast ausschließlich aus den Vereinigten Staaten oder aus skandinavischen Kellerräumen kam. Fex Urbis sind ein weiteres glänzendes Beispiel für die derzeitige Vitalität der britischen DIY-Szenen. Ihr ständig zwischen den Eckpunkten Postpunk, Hardcore und Noise oszilliender Lärm erinnert mich durchaus an die etwas derberen Momente von Criminal Code und beschwört auch ein wenig von der entfesselten Energie der frühen Lower herauf.
Da hat sich Static Shock Records mal wieder einen glatten Volltreffer geangelt. Auf dem Debütalbum der Beta Blockers aus Sheffield kommt einem ein ebenso räudiger wie auch gnadenlos drückender Klangbastard entgegen aus Punk, Hard-/Postcore und einer absolut blickdichten Wand aus Noise. Damit befindet sich die Platte in unmittelbarer Nähe zu anderen aktuellen Bands wie Bad Breeding, Arse oder Acrylics.
Die aktuelle digitale Single vom New Yorker Solokünstler Zoltán Sindhu aka Traumatologia (der wie's scheint auch bei den Indierockern Pom Pom Squad für den Bass zuständig ist) kommt nach zwei auf den ersten Blick deutlich nebulöseren, von dichten Nebelwänden, sinisteren Stimmen und verdrängten Erinnerungen durchzogenen EPs geradezu vor wie eine Popsingle. Greifbarer als bisher gewohnt, verlieren die zwei neuen Songs aber keineswegs ihren Blick auf die dunklen Orte der Psyche, die nach wie vor zwischen den Schichten aus Noise und Melodien ihr Unwesen treiben.
Die ersten beiden EPs waren wie ein schwarzer Abgrund, in den man erst mal versinken, sich an die Dunkelheit gewöhnen musste um die Schönheit darin zu erkennen. Hier nähert sich Sindhu scheinbar von der anderen Seite her. Die Musik wirkt im ersten Moment einladend und farbenfroh, offenbart erst nach und nach die Risse, den Verfall, die Wunden die sich dahinter verbergen. Alle drei bisherigen EPs tragen diese Gegensätzlichkeit in sich, ohne jemals stumpfen Elendstourismus zu betreiben. Es ist die mal offensichtliche, mal im Dunkeln verborgene Wärme und Menschlichkeit, die mich an dieser Musik so fasziniert und sie aus der großen Masse hervorhebt.
Traumatologia gehört derzeit zu den interessantesten Projekten im Dunstkreis von Noise, Ambient und elektronischen Klängen. Ich bin sehr gespannt, wohin die Reise noch gehen wird.
Hier ist mal wieder ein kruder Brocken Lärm für fortgeschrittene Hörer. Oder für Hörer mit fortgeschrittenem Dachschaden. Aus Columbia, Missouri kommt diese Band und erzeugt auf ihrem aktuellen Tape ein angepisstes LoFi-Spektakel aus Noise, Garage und experimentellem Chaos, zwischen alten Bands á la Flipper, Swell Maps und aktuelleren Vertretern wie Soupcans oder City Yelps.
Stilvolles Artwork! Die Musik dahinter könnte kaum passender sein in ihrer Mischung aus klanggewordenen Flatulenzen, weißem Rauschen und der vereinzelten braunen Note. Die verantwortlichen wollen scheinbar anonym bleiben, denn ich kann beim besten Willen keine Infos über Herkunft und Beteiligte ausfindig machen. Sollte man verbieten, so was! Und Leute denen Bands wie Soupcans oder Gumming zu lasch sind sollten sich unbedingt mal in dieser einladenden Pfütze wälzen.
Eine exzellente Debüt-EP haben Chemical Wire aus Somerville, Massachusetts da abgeliefert. Ein Sound den man vage als Dinosaur Jr meets Wipers plus ein Hauch von Live Skull umschreiben könnte erzeugt darauf einen ganz schönen Fahrtwind. Oder um einen etwas aktuelleren und vermutlich auch treffenderen Vergleich zu bemühen: California X mit etwas mehr Punk-Feuer unter'm Arsch, verfeinert mit einer leichten Note von Stoner- und Sludge Punk.
Hinter dem Alias Contributors verbirgt sich die Kollaboration von einer alteingesessenen Szenegröße und einer weitaus jüngeren Underground-Hausnummer; beide haben einen unermüdlichen Output, den Hang zum Experiment und eine vollkommene Gleichgültigkeit gegenüber den Launen und Trends der gegenwärtigen Musikszene gemeinsam. Und doch könnten sie unterschiedlicher kaum sein. Dabei ist es erstaunlich, wie gut sie sich auf dieser Platte ergänzen.
Also Katze aus dem Sack: Es handelt sich um die Garageninstitution Dan Melchior, der aktuell mit seiner Band Das Menace unterwegs ist und um die Texanische Experimental-, Noise- und Postpunk-Formation Spray Paint, die an Beobachtern dieses Blogs und genrell an Freunden des etwas abseitigeren Lärms sicher nicht vorbei gegangen ist. Die sechs ausufernden Songs auf Contributors weisen einen ausgeprägten Jam-Charakter auf und in der Tat entstand diese Musik spontan im Laufe einer einwöchigen Aufnahmesession.
Auf Songebene klingt das immer erstaunlich homogen, aber man kann auch ziemlich gut ausmachen, wessen Songideen wann das musikalische Fundament bilden. Das Album ist offensichtlich zweigeteilt. In der ersten Hälfte dominiert der Klangteppich aus minimalistischen, repetitiven Grooves, Drones und Quasi-Loops, so wie die sich auch auf den vergangenen Spray Paint-Platten wiederfinden. In Verbindung mit Dan Melchiors markanter Fuzz-Gitarre und seinem unaufgeregtem Gesang bekommt das Ganze aber auch einen sehr krautigen, Neu!sigen Vibe verpasst.
In der zweiten Hälfte drehen sich die Verhältnisse dann spürbar um. Hier dominieren Melchiors Gitarrenspiel und ausgesprochen bluesige Songfundamente, die eigentlich nur aus seiner Feder stammen können. Jetzt ist es an Spray Paint, die Lücken auszufüllen. Und auch das muss man als durchweg gelungen bezeichnen. Selten erlebt man es, dass zwei derart gegensätzliche Acts sich selbst absolut treu bleiben und dennoch eine so tadellos funktionierende Symbiose eingehen.