Sowohl energetischer als auch schrammelfreudiger Indie-/Punkrock mit melancholischer Grundstimmung aus Buffalo, New York. Als Referenzen fallen mir erstaunlicherweise vor allem britische Bands ein wie etwa Male Bonding, Playlongue oder Omi Palone. Aber auch an frühere Wavves kann man sich erinnert fühlen.
Gleichermaßen ausgezeichneter als auch chaotisch zerfahrener LoFi-Indierock/Powerpop aus New Haven, Connecticut, der immer wieder an The Clean, frühe Sebadoh oder Guided by Voices erinnert. Mit letzteren haben sie dann auch den überwiegend fragmentarischen Charakter der Songs und diverse Schrägheiten gemein. Da wird auch schon mal ein Song ausgeblendet, wenn er gerade erst fahrt aufzunehmen verspricht. Die Platte ist eine einzige, auf charmante Art unaufgeräumte Baustelle.
Das New Yorker Trio fiel letztes Jahr zum ersten mal im größeren Stil mit ihrem zweiten Album Rapid Reality auf. Die vier Songs vom neuen Gehirn Tape zeigen aber noch mal einen deutlichen Qualitätssprung. Mit dem durchweg getragenen Tempo, den entschlackten Arrangements und sehr souveränem Songwriting positionieren sie sich derzeit irgendwo zwischen z.b. Cayetana und Posse, zwei weiteren Bands denen man in Sachen melodischem Indierock gerade nicht so viel vormacht.
Melodischer und doch räudiger Indiekrach von einem Duo aus Valencia, Spanien. Man stelle sich vor, die melodischeren Tendenzen von Mission of Burma und Sonic Youth wären versehentlich in den 90er Post- und Emocore-Bottich gefallen. Die Platte gibt's für lau bei Bandcamp.
Hübsche Splitveröffentlichung anlässlich einer zu diesem Zeitpunkt bereits beendeten UK-Tour der beiden Bands. Die geben jeweils zwei neue Kostproben von ihrem Fuzzigen Indie-/Punkrock zum besten. Dann fordern sie zu einem gepflegten Cover-Duell auf, bei dem sie sich jeweils an einem Klassiker von Wire die Zähne ausbeißen. Dabei stellen sich beide Bands nicht blöd an, aber ich finde Feature haben da eine halbe Nasenlänge Vorsprung. :-)
Endlich erscheint das Debütalbum dieser tollen Band aus Brisbane via Bedroom Suck & Fire Records. Das Trio klingt streckenweise ihren Label- und Stadtnachbarn Blank Realm nicht ganz unähnlich in ihrer eigenwilligen Darbietung modernen Psychrocks, aber Martyr Privates verpacken das ganze dann in einem deutlich bodenständigeren Sound zwischen Garagenrock und den Psych-lastigeren Strängen von Shoegaze- und Dreampop. Referenzen gehen quer durch die Genre-Historie von 13th Floor Elevators über Velevet Underground hin zu (und ganz besonders) Spacemen 3 und Galaxie 500. Neun Songs mit unverschämt hohem Ohrwurmfaktor.
Faux Discx gilt ja schon länger als eine der zuverlässigsten Talentschmieden für schrägen und unangepassten, jedoch auch melodisch-zugänglichen Indierock aus UK. Jetzt bringen sie mit den ersten Langspieler dieser Band aus Brighton mal wieder einen ziemlichen Hammer von einer Platte unters Volk.
Musikalisch kann man das ganze irgendwo zwischen Noisepop/-punk, Shoegaze-Zeugs und Fuzzverliebtem Indierock einordnen. Erinnert wahlweise mal an die melodischen Momente vom ersten Weekend-Album, natürlich an Jesus and Mary Chain oder Ride im Powerpopmodus. Eine relaxtere Variante von Terry Malts. Oder auch Velvet Underground's White Light/White Heat hat wohl seine Spuren hinterlassen. In der zweiten Halbzeit gesellt sich dazu dann eine Tendenz zu melancholischen Pixies-Surfgitarren.
Was die Platte dann aber letztendlich so unwiderstehlich macht ist das stimmige und recht vielseitige Songwriting. Es gibt nicht einen einzigen Durchhänger auf der Platte. Die Typen schütteln ein infektiöses Powerpop-Hook nach dem anderen aus dem Ärmel und werden dabei nie langweilig. Die dreckig produzierte LoFi-Ästhetik passt dazu wie Arsch auf Eimer.
Melkbelly aus Chicago schrammen gelegentlich haarscharf an populären Spielarten modernen Indierocks vorbei, bei denen ich ob ihrer übertriebenen Schwurbelig- und Seichtigkeit normal Eimerweise kotzen könnte. (Erwartet jetzt keine Namen, irgendwas mit Vampiren oder so… unter anderem.) Diesen bedauernswerten Eigenschaften des neuzeitlichen Indiebreis entziehen sie sich aber erfolgreich unter exzessiver Zuhilfenahme von Noise, Fuzz und gewitzten Arrangements.
Auch 'n guter Stunt: Einfach mal deine Freunde weiterempfehlen. Bei genau einer Reaktion auf die Aktion vor gut einer Woche fiel die Auswahl natürlich eher leicht. Und da jubelt mir doch tatsächlich so'n Typ mit offensichtlichen Connections zu einem mittelbekannten Onlinemagazin und räumlichen Connections zu Solingen die erste Veröffentlichung der dort ansässigen Postpunker Die Wirklichkeit unter. Respekt vor so viel lokalem Szenesupport… oder spielt der Scherzkeks gute Mann da etwa auch selbst mit? ;-)
Das ist wohlbemerkt nicht das erste mal, dass jemand mir diese Band nahe legt. Warum mein Desinteresse bisher? Nun ja, wo gehobelt wird fallen halt Späne, und wenn man sich allwöchentlich durch hunderte von größtenteils überflüssigen Releases schnell durchwühlt, übersieht man halt auch das eine oder andere Juwel.
Im Falle von Die Wirklichkeit lag das wohl an meiner vorschnellen Assoziation mit der momentan so gehypten Welle deutscher Postpunkbands á la Messer oder Die Nerven, welche ich keineswegs schlecht finde, aber auch nicht den Medienwirbel wert; abgesehen vom Alleinstellungsmerkmal (naja…) nicht ganz dummer deutscher Texte halte ich jene lediglich für ganz ordentlichen Genredurchschnitt.
Aber jetzt kann ich mich natürlich nicht mehr da rausreden, mir endlich mal Zeit für die Platte zu nehmen. Und Überraschung: Ich kann ihr so einiges abgewinnen. Die Vergleiche zu besagten Bands hinken doch gewaltig, Alles nur Psyche ist weit entfernt von 08/15-Genrekost. Der Pool aus dem sie zu schöpfen scheinen geht nämlich bei weiten über die üblichen Verdächtigen des Postpunkkanons hinaus und erstreckt sich unter anderem auch in Richtung alter Indieschrammler von Pavement über Sonic Youth bis hin zu The Fall. Und die abwechselnd mal eher kryptisch verschwurbelten, mal geradezu schmerzhaft überdeutlichen Texte machen sie zu sowas wie den Blumfeld des deutschen Postpunks, deren Frühphase sie auch Musikalisch nicht ganz fern stehen. Die sind dann aber auch der einzige Kritikpunkt, der hier und da meine Begeisterung etwas bremst. An einigen Stellen bräuchten Lyrics und Gesang einfach noch etwas Feinschliff.
Nichts desto trotz, ein ausgezeichnetes Debüt, meilenweit über "Nicht schlecht für eine deutsche Band", das unglaublich Lust auf zukünftige Schandtaten macht.
Irgendwo im kanadischen nirgendwo (Regina muss wohl sowas wie das Bielefeld Kanadas sein) haben These Estates ihre Zeitmaschine stehen und wann immer sie ihre Klampfen einstöpseln, wirft sie das Ding zurück ins Jahr 1993, so plusminus zwei Jahre Toleranz. Die Tonkonserven, die von ihren Reisen zurückbleiben, enthalten ultra-eingängigen Indierock irgendwo zwischen den Eckpunkten Pavement, Superchunk, Archers of Loaf.