Um hier überhaupt mal ein bisschen was geregelt zu kriegen, verbrate ich jetzt mal ganze drei Krawallbands in einem Post. Zuerst mal wären da fünf durchaus spaßige Iterationen der unkonventionellen Lärmerei auf der EP von Deodorant aus Chicago, die bereits 2018 schon eimal mit einem sehr netten kleinen Album auf Not Normal Tapes auffielen. Auf dem neuesten Kurzspieler wird ein recht weites Feld abgedeckt von oldschool Hard- und Postcore-Weirdos der Marke Saccharine Trust, Beefeater, Really Red oder frühe Minutemen, zu jüngeren Bands á la Optic Nerve, Mystic Inane abgerundet mit ein paar subtilen Cowpunk-Vibes etwa in King Samo. Wenn das jetzt alles etwas zu viel für dein kleines Hirn zum verarbeiten ist, dann magst du vielleicht den viel geradlinigeren Lärm aus leicht garage-kontaminiertem Oldschool-Gekloppe den Vorzug geben, wie es Dye aus Kansas auf einer neuen EP präsentieren. Oder aber das klingt dir nach zu viel Spaß und du bevorzugst etwas mehr Tod und Verzweiflung in deinem Punkrock? Dann hätte ich da was für dich von Urn aus Dallas, deren Sound in etwa so dunkel und trüb daher kommt wie verbrannter, abgestandener Kaffee… abstoßend und vitalisierend zugleich.
Nachdem ihr letzter Langspieler für mich nicht so richtig zünden wollte, trifft die neueste EP der Band aus Reno, Nevada aber wieder präzise ins Schwarze ohne sich dabei zu wiederholen, spannt dabei einen Bogen von oldschooligem Noise Rock der AmRep- und Touch & Go-Schule über an frühe Die Kreuzen erinnernden Hardcorepunk hin zu Drive Like Jehu-mäßigem Postcorezeug.
Ihr dritter "Lang"-spieler präsentiert die Band aus Charlottestown, Kanada auf die gewohnt frische, durchweg liebenswerte Art mit einem weiteren oldschooligem Batzen an geringfügig noisy verdrecktem, spaßigen und immer leicht schrägen Hardcore Punk, der über eine angenehm kurze Laufzeit immer die Spannung zu halten vermag.
Wenn du deinen Hardcore Punk so wild, catchy und unschuldig magst wie 1981 an der US Westküste im Sechserpack verschweißt und seither ungeöffnet… wir hätten da was neues für dich. Aus Toronto kommt der Krempel und die fünf Songs klingen dabei keineswegs anachronistisch sondern versprühen mit dem gewissen Spritzer von zeitlosem KBD- und Garage Punk so einen Vibe, nicht ganz unähnlich zu aktuellen Bands á la Launcher, Freakees, Liquid Assets oder Cement Shoes.
Die Band aus Seattle gibt's jetzt ja schon 'ne Weile und entsprechend sitzt ihr Sound mit Schulden bei MC5 und Stooges inzwischen so komfortabel wie ein uralter Schlabberpulli. Das Tempo hält man heute etwas variabler und streckt sich regelmäßig in Richtung Hardcore aus, aber das ist so ziemlich die einzige nennenswerte Veränderung seit ihrem 2015er Demo. In den Händen einer weniger fähigen Band wäre das ein Rezept für garantierte Langeweile, aber Lysol vermögen den Scheiß wie gewohnt mittels reiner Wucht im Gehörgang zu verkanten. Da wackelt einfach nichts mehr.
Schön deftiger Noisecore reinigt die Gehörgänge auf der Debüt-EP dieser Band, deren Mitglieder sich quer über Berlin, Leipzig und Bonn verstreuen. Das had sicher ein bisschen was von Acrylics, Vulture Shit, Soupcans und Stinkhole… oder alternativ auch von No Trend, Flipper und Broken Talent mit jeweils dreifacher Geschwindigkeit.
Die Berliner waren mir bisher von einer Handvoll Demos bekannt, die allesamt mehr oder weniger an den schäbigen Produktionswerten krankten. Umso schöner deshalb, sie jetzt mal in einem Sound zu hören, der ihrer schieren Wucht gerecht wird. Das Resultat ist mindestens so gut wie ich es vermutet hätte - ihre ultra-räudige Mischung aus Post- und Hardcorepunk mit Anleihen von Death Rock und Garage schlägt zuverlässig genau da ein wo es wehtut.
Habt ihr schon diese Super Cheap EP gehört, die man superbillig von Painters Tapes bekommen kann? Das ist ein schräger kleiner Klumpen aus Baustellenlärm - ziemlich wild, schnell und angenehm kurz. Etwa so wie ein Mischling aus Soupcans, Lumpy and the Dumpers, Stinkhole und Connie Voltaires diversen Hardcore-Projekten.
Mit bislang vier EPs via Neon Taste auf dem Kerbholz haben Bootlicker aus Vancouver bislang ausschließlich ins Schwarze getroffen, warum also irgendwas dran ändern? Sie versuchen das auch gar nicht und entsprechend zeigt sich ihre Machart von schnörkellos-oldschooligem Hardcore-Fön auch auf dem ersten Langspieler weitgehend frei von Überraschungen und dennoch von Anfang bis Ende mitreißend.
Es scheint als hätte die zweite LP dieser Band aus Austin, Texas jetzt schon eine ganze Weile auf ihrer Bandcamp-Seite weitgehend unbemerkt vor sich hin gegammelt. Das muss sich jetzt ändern. Die Platte beginnt nicht ganz unähnlich zum melodischem Garage Punk und Powerpop etwa von Vaguess oder den Booji Boys, bewegt sich anschließend aber eher durch diverse Iterationen eines leicht KBD-mäßigen, irgendwo zwischen Garage und Hardcore sitzenden Sounds im Umfeld von Launcher, Liquid Assets, Fried Egg oder Freakees… und gelegentlich auch mit einem subtilen Gun Club-Vibe. Außerdem gibt es noch eine wunderbar chaotische Coverversion von Minutemen's Corona, die kein bisschen saugt. So, und jetzt geht bitte alle auf deren Bandcamp auf dass sie reich und berühmt werden!