Auf der Debüt-EP einer Band aus Buffalo, New York darf man mit einer ebenso unkonventionellen wie auch unfassbaren Spaß bereitenden Kanone aus oldschooligem Hardcore-Geschrabbel und in vielen Momenten unerwartet melodischem Fuzzpunk bekanntschaft machen. Das würde ich etwa so beschreiben als würden abwechselnd mal Male Bonding, Flipper, Volcano Suns, Murderer oder Hüsker Dü der Everything Falls Apart-Ära mit dem chaotisch-ungestümen Drang der Teen Idles oder frühen Gray Matter kollidieren. Na ja, mir fällt zumindest spontan nicht besseres ein. Guter Shit, bitte mehr davon!
Qualitätsware mal wieder aus dem Hause Nervous Energy von einer Band aus Leeds. Die liefert auf ihrem zweiten Tape ultradirekten und -dreckigen, mit dissonantem Noise kontaminierten Hard- und Postcore.
Wenn sich mit Anti-Fade und Drunken Sailor Records gleich zwei gegenwertige Punk-Bollwerke zur einer Veröffentlichung genötigt sehen, macht das schon mehr als nur neugierig. Was sie da ausgegraben haben ist eine Band aus Geelong, Australien und ein Sound, bei dem kontemporärer Garagepunk auf uralten Hardcore etwa von der Circle Jerks-Varietät zu einem so Ideenreichen wie mordsmäßig abgehenden Gesamtpaket verschnürt wird, dessen Spaßfaktor nahezu die Skala sprengt. Geiler Scheiß!
Zwei weitere, endlos Arschversohlende Hard-/Postcore-Attacken mit gar nicht so subtilem Garagenvibe irgendwo im Spannungsfeld etwa von Anxiety, Acrylics und einem Hauch von Bad Breeding treffen auch auf dem aktuellen Kurzspieler der Band aus Los Angeles ohne überflüssiges Rumgeeiere voll ins Schwarze.
Hardcore, der mich nicht total langweilt oder aus unzähligen anderen möglichen Gründen ankotzt, kommt in den letzten Jahren ja zu einem sehr großen Teil aus nicht englisch- oder deutssprachigen Ländern und diese EP einer Band aus Seoul, Südkorea fügt sich mit ihrem unverschämt drückenden und in eiskalter Konsequenz durchgezogenen Hardcorepunk ganz exzellent ein in diese nicht abreißen wollende Kette von Veröffentlichungen aus allen Ecken und Enden dieser Welt.
Hardcore aus Italien man wieder, der so alt und basic klingt dass ihn meine Eltern gespielt haben könnten. Kommt so aber nicht hin, weil mein Vater nur akustische Klampfe und Bratsche, meine Mutter gar kein Instrument spielt und beide nach meinem Wissen kein Italienisch sprechen. Was also diese definitiv anderen Menschen als meine Eltern an Originalität nicht dabei haben, wird aber durch einen garagigen Drive und ebenso simple wie hundertprozentig effektive Bollerstrukturen locker wieder ins Positive umgekehrt.
Ungeschliffener Rotz von einem Trio aus St. Louis, Missouri, der herzhaft scheppernden Fuzzpunk und Hardcore, wie man ihen zum Beispiel von Vexx aufgetischt bekommt, mit etwas Postcore und Garagengedöns der gleichwertig unentspannten Machart kollidieren lässt.
Okay, neben der Kaleidoscope ist hier gleich eine weitere herausragende Hard-/Postcore-Formation dieser Tage, die gerade einen neuen Langspieler am Start hat. Nach einem eher auf der Postcore-Seite zu verortenden Debütalbum von unglaublicher Schubkraft und einem deutlich chaotischeren, raubeinigeren Nachfolger scheint die Band aus Stevenage, UK seit der letzten EP den gesunden Mittelweg zwischen den Extremen gefunden zu haben. Zu erwähnen, dass sie dabei auf die Scheiße hauen wie kaum eine Band derzeit ist ja schon Eulen nach Athen tragen und ebenso, dass sie nahezu perfekt die Gegenwart des Postcore auf den Punkt bringen, vollständig im Hier und Jetzt verankert klingen ohne dafür irgendwas bahnbrechend neues erfinden zu müssen.
Kaleidoscope aus New York stechen schon seit einigen Jahren als eine der spannendsten Hard-/Postcorebands der Gegenwart heraus. Die Mitglieder verdingten sich in der Vergangenheit bei Bands wie Ivy, Deformity und JJ Doll - ja auch alles nicht die langweiligsten Acts - und auf ihren bisherigen EPs konnte man sich nie so ganz sicher sein, was sie einem dieses mal vorsetzen würden; so konnte der ungeschliffene Hardcorepunk ihrer frühen Veröffentlichungen mal eine etwas postpunkige Richtung einschlagen, ein anderes mal mit psychedelischen Sounds, dreckigem Garage- und Acid Rock versetzt sein. Von all dem finden sich auch auf ihrem ersten Langspieler subtile Echos wieder, aber vor allem darf man feststellen, dass sie dabei noch nie so kompakt, selbstbewusst und druckvoll geklungen haben mit einem endlos popotretenden Postcore-Sound, den ganz besonders Freunde von Institute und Bad Breeding zu schätzen wissen werden. Aber von den genannten Bands heben sie sich dann wiederum auch problemlos ab mit einer nach wie vor ausgesprochen breiten Palette an Einflüssen und Stilmitteln. Da besteht kein Zweifel, dass wir von denen noch öfter hören werden.
Speck aus Los Angeles stachen schon auf ihrer ersten EP Psycho Babble im letzten Jahr deutlich aus der Masse heraus, indem sie ihren Postpunk - der damals vielleicht ein bisschen an Bruised erinnerte - mit einem für's Genre eher ungewohnten psychedelischen Unterton anreicherten. Davon ist auf der neuesten EP nicht mehr viel zu vernehmen. Stattdessen hat ihre Musik seitdem eine satte Ladung Hardcore-Kawumms und Noise in sich aufgesogen, was in dieser Kombination ein bisschen an Anxiety oder Acrylics erinnern mag, und will sich auch sonst nicht allzu sklavisch an etablierte Genre-Strickmuster halten. Spannende Band.