Schönen melodischen Punkrock mit einem gewissen Buzzcocks-Einschlag bescheren vier Typen aus Montreal, erschienen beim immer geschmackssicheren Dirtnap Records. Reiht sich auch ganz gut in jüngere Veröffentlichungen ein, etwa von Radioactivity oder Mind Spiders.
Die vielversprechende EP dieser Band aus dem australischen Adelaide schlägt ganz hervorragend den Bogen vom Proto- zum Post Punk. Und was dazwischen kam, ignorieren sie weitgehend. Ein neues Album von ihnen ist auch schon im Kasten und sollte jeden Moment erscheinen.
Diese Band aus Syracuse, New York verursachte beim ersten Hören massives Stirnrunzeln meinerseits. Ich bin ein großer Freund von Genre-Schubladen. Gerade eben, weil kaum eine hörenswerte Band sich wirklich in eine solche reinzwängen lässt, dienen sie mir als Hilfe, das gehörte auf einer art musikalischen Landkarte zu verorten und Bezüge herzustellen. Wie soll das aber mit dieser Band bloß gehen?
Sie machen mit jedem der acht Songs nämlich eine komplett neue Baustelle auf, bezeichnender Weise betiteln sie das auf ihrer Facebookseite einfach mit "Indie", was ja nun mal alles und nichts bedeuten kann. Scheiß Indie!
Aber ich versuch mal zu umschreiben was einem hier so entgegen kommt: Zum Beispiel alter 90er Indierock á la Archers of Loaf oder Superchunk, sonnig angesurfter Fuzz-Pop, Noise-Pop der alten C86-Schule, schnörkelloser Garagen- und Post Punk, relaxte Psych-Grooves und an die alte Saddle Creek-Connection erinnerndes, angefolktes Indierock-Gedöns.
Das klingt aber alles dann doch nicht nach einer Band, die einfach noch nicht ihren Sound gefunden hat, sondern nach einem Haufen selbstbewuster Musiker, die sich sehr souverän eklektizistische Einflüsse anzueignen wissen. Denn jeder Song hier drauf ist ein Treffer.
Zur Abwechslung mal nix neues, sondern eine sehr willkommene Wiederveröffentlichung der schrulligen Retrorocker aus Tucson, Arozona. Sie haben ihr allererstes Album von '98 noch mal von den originalen Vierspur-Tapes gekratzt und und machen es jetzt - zu einem unverschämt günstigen Kurs - wahlweise in einem neu angefertigten Mono- oder Stereomix auf Bandcamp verfügbar. Fans können jetzt die Lücke in der Diskografie stopfen, und wer mit der Musik dieser liebenswerten, maßgeblich von der British Invasion der Mittsechziger beeinflussten Band bisher noch nicht vertraut war, hat jetzt auch die Gelegenheit, das nachzuholen.
Aus Rom kommt dieses quirlige Klanggebräu, das nur das Beste aus modernem Garagenrock und Post Punk aufeinanderprallen lässt. Dabei werden sie Freunde der schrägen und angefrästen Sounds ebenso auf ihre Seite zu ziehen wissen wie auch das hibbelige Tanzvieh, das nach neuem Futter für die Indietanzfläche sucht. Denn so alten Krawallmachern wie Cramps, The Fall oder The Birthday Party stehen sie genau so nahe wie auch etwa Gang of Four oder den Bands der ersten, noch unverbrauchten Dancepunk-Welle um die Jahrtausendwende.
Leider kein (kompletter) Albumstream verfügbar.
Dem aufmerksamen Leser wird es sicher aufgefallen sein, das hier bisher kaum Bands aus Deutschland vorkamen. Genauer gesagt: Drei. Wenn ich richtig gezählt habe. Das liegt nicht zwangsläufig daran, dass hier nix geht. Eher daran, dass die deutsche Presse und Blogs auf ganzer Linie darin versagt, auf ungewöhnliche und herausragende Bands abseits von der eingefahrenen Hardcoreszene und auf Massengeschmack getrimmtem Alternativegedöns aufmerksam zu machen. Da hat selbst so ein hoffnungsloser Plattenwühler wie ich Probleme, regelmäßig auf etwas interessantes zu stoßen. Und weil ich auch nicht in Berlin oder Hamburg oder sonst einer Szenemetropole wohne und daher auch nicht jedes kleine Scheißkonzert begutachten kann, werde ich da selbst auch nicht viel dran ändern können. Daher ermutige ich an dieser Stelle noch mal alle, die's betrifft: Wenn do etwas Musikmäßiges verbrochen hast, wass hier rein passt, schick mir 'ne Mail. Wenn du so wen kennst: schreib mir auch. Wenn ich's für gut befinde, wird es in der einen oder anderen Form hier auftauchen. Es wird nämlich mal Zeit, dass die Blogszene und der Musikuntergrund hierzulande unabhängiger wird von der althergebrachten Promotionmaschine und selbstständig hörenswerte Musik an die Oberfläche befördert.
Und damit kommen wir zum eingentlichen Thema. The Vagoos aus Rosenheim spielen etwas, wovon ich hierzulande auch noch nicht viel gehört habe: Authentischen Garagenrock. Ich meine jetzt nicht die verwässerte MTV-Version, die seit dem Erfolg von Hives und Konsorten (leider) sehr regelmäßig anzutreffen ist. Nee, ich meine die alte Nuggets-Schule, die international derzeit quicklebendig ist und nun auch ihren Weg ins verschlafene Rosenheim gefunden hat. In bester Demoqualität aufgenommen (Freunde alter Dead Moon-Platten werden sich sofort zuhause fühlen), beherbergen die fünf Songs natürlich keine besonderen Überraschungen oder Experimente, aber dafür verstehen und beherrschen die Jungs ihr Genre und versorgen uns mit fünf so abgehangenen wie auch treibenden Garagenexplosionen, die sofort ins Blut und in die Beine gehen. Super.
Eine sehr interessante und eigenwillige Veröffentlichung haben Great Western Plain aus Portland da rausgehauen, die sich mal wieder jeder Kategorisierung verweigert. Zusammenfassend kann man sagen, das sie eine Vorliebe für ausladende Jams und relaxte, flächige Gitarrenarrangements haben. Im Laufe der Platte streifen sie dann unter anderem monotonen Spacerock und Post Punk, noisiges Geschredder, alten Indierock frei nach Pavement oder Sebadoh, an spätachziger Sonic Youth-Platten erinnernde Gitarrenharmonien und entspannt vor soch hin rumpelnden Garagenrock. Das alles verschmilzt hier zu einem homogenen Ganzen, das sich kein Fan von psychedelisch angehauchtem, punkigem Krach entgehen lassen sollte.
Leckeres Tape von einer Band aus South Arlington, Virginia. Prall gefüllt mit infektiösen Hooks sowie einer gelungen eigenwilligen und unerwartet melodiösen herangehensweise an ihren treibenden und gleichzeitig doch sehr zurückgelehnt vor sich hin schreddernden Garagen-(Post-)Punk.
Auch wenn es vielleicht etwas verniedlichend bis abwertend klingt, Bootleg, das Debütalbum der Band aus Brooklyn NY ist einfach eine schöne, spaßige Platte. So alle paar Wochen kommt mir mal wieder so eine unwiderstehliche Powerpop-Scheibe unter, mit einem Sound der so alt ist, dass meine Eltern sich nicht mehr dran erinnern, mit Ohrwurmfaktor hundert und Pophooks die zwangsläufig die sofortige Ausschüttung von Glückshormonen triggern. Marvin Berry & The New Sound stechen aber aus dem ganzen nochmal etwas raus, ohne oberflächlich etwas anders zu machen als ähnliche Bands. Es ist einfach die stimmigste Zusammenstellung von elf melodischen Rockern, die ich seit längerem gehört habe. Geerdet im bereits erwähnten Powerpop der 60er und 70er, mit dem Vorwärtsdrang von 77er Punkbands gespielt, gucken mehr als einmal frühe The Jam um die Ecke. Im aktuellen Umfeld fühle ich mich auch stark an die Washingtoner Title Tracks erinnert.
Loyalists, eine frisch geschlüpfte Band aus dem kalifornischen Oakland, zeigen sich auf ihrem ersten Album schon erstaunlich ausgereift. Es gibt stark angebluesten Noiserock/Postpunk mit häufigem Cello-Einsatz zu bestaunen, der vor allem durch seine Konsequenz überzeugt. Erinnert stellenweise an die alten australischen Bluespunker Feedtime. Das ist nicht so sehr die hässliche Tritt-in-die-Fresse-Version des Genres, sondern eine etwas einladendere, monoton-groovende und gradlinig rockende Variante von dem Dreck. Im letzten Track entläd sich die Spannung dann konsequent in einer ausgiebigen Drone-Orgie. Super Debüt von einer Band mit haufenweise Potenzial, die kommen auf meine Beobachtungliste.