Bundesamt für Rock und Roll
Abteilung Finanzen
Im Prekariat 23
66677 Untergrund
Es tut uns Leid ihnen mitteilen zu müssen dass Garagenduos für uns nicht weiter tragbar sind. Wir alle müssen bis auf weiteres den Gürtel etwas enger schnallen. Nach sorgfältiger Prüfung der angespannten Finanzlage von Seiten der Buchhaltung kamen wir zu dem Entschluss, dass zwei Musiker einer zu viel sind und eine Person mehr als ausreicht, eine vergleichbare Krawallleistung zu erbringen. Mit Sicherheit haben sie dafür Verständnis und zeigen sich ebenso bereit einen Großteil ihres Drumkits zu veräußern, das Zeug brauchen sie jetzt ja eh nicht mehr. Der Szenebetriebsrat hat dieser Entscheidung bereits zugestimmt.
Saumäßig Randale machen Jesuslesfilles aus Montreal mit ihrem supereingängigen Garagen-Post-Punk, aufgelockert durch gelegentliche Spuren von Surfrock. Ist mir eigentlich scheißegal worüber die singen (ich verstehe vielleicht fünf Worte Französisch). Wenn jemand derart gekonnt den Putz von der Decke haut bin ich sofort angenehm betäubt, dank der universellen Sprache des Rock'n'Roll.
Entspannt vor sich hin Groovender Retro-Garagenrock mit hohem Twangfaktor aus Los Angeles. Lässt spätgeborene wie mich sofort fakenostalgisch in erlogenen Erinnerungen an die Psychedelische Ära schwelgen, als alle bessere Frisuren hatten und gute Drogen noch billig waren. Dazu an allen Ecken und Enden diese wunderbar einlullenden Surfgitarren und ein durchgehend melancholischer Unterton, der sehr an Crystal Stilts oder The Fresh and Onlys erinnert.
Das Duo aus dem kanadischen Halifax spielt psychedelischen Garagenrock mit hohem Spaßfaktor. Gelegentlich mit einer powerpoppig-verträumten Note. Eingängig, simpel und ab und zu mit einem kleinen Hauch von Wahnsinn. Die Platte gibt's im Shop des Labels in so ziemlich jedem erdenklichen Format zu erstehen.
Hervorragende Garagenrockcombo aus Brüssel. Ihr Debütalbum ist bis zum Rand vollgestopft mit infektiösen Hooks und sie meistern verschiedene Strömungen des Genres souverän und gekonnt, nicht gewollt. Dabei gönnen sie sich auch mal ein paar Ausflüge in psychedelischere Landschaften und folkige oder powerpoppige Momente gibt's auch. Und ein ganzer Eimer voll tanzfächenkompatibler Pophooks, ohne den kleinsten Anflug von Langeweile und Seichtigkeit.
Der Zeithitler und seine Weltraumarschlöcher haben ihre geheime Basis nicht auf dem Mond sondern in einem Kaff namens (kein Scheiß!) Media im Bundesstaat Pennsylvania aufgeschlagen. In diesen Medien hält's der Führer gut aus, schätze ich mal. Vorausgesetzt er kann Saxophone ab. Die hören auch gar nicht auf zu tröten auf dieser erbarmungslos eingängigen Platte voller abgehangenem Garagenrock, der in seinen relaxteren Momenten auch mal kleinere Schlenker in Richtung Pavement-Geschrammel macht. Auch zu ein paar erprobten Rockstandards und folkig-countryfizierten Gassenhauern lassen sie sich hinreißen. Kurz gesagt, eine wundervoll angeschrägte Spaßplatte, die zum Hirnabschalten und feiern oder auch einfach zum sinnlosen abgammeln einlädt.
Wenig Infos gibt's zu dieser Band aus Denton, Texas. Sie spielen ein monotones wie auch explosiv groovendes Gemisch, das man zu gleichen Teilen im Noiserock, im Postpunk und Garagenrock verorten könnte. Also genau die Art von stupidem Krach, anlässlich dessen meine kognitiven Fähigkeiten schon nach dem ersten Takt rapide nachlassen und alle dann noch aktiven Synapsen einen Zustand debiler Glückseligkeit auslösen.
Fleeting Youth Records haben mal wieder eine kleine Perle ausgegraben in Form des Debütalbums einer Band aus dem Kaff Rhinebeck im Bundesstaat New York, dem sie jetzt zu einem Kasettenrelease verhelfen. Die Jungs spielen absolut minimalistischen Garagenblues, zu dem Sänger und Gitarrist Forrest Hackenbrock über die Sinnlosigkeit seines Lebens schwadroniert. Über verpasste Gelegenheiten, die Flucht in schnellen Sex und weiche Drogen, über das verstreichen der Zeit und den Versuch, dieses Leben irgendwie seinem Umfeld gegenüber zu rechtfertigen. Kennen wir doch alle irgendwie…
Wunderschön kaputter und zerfahrener Postpunk mit deutlichen Krauteinflüssen, nachlässig gespielt von einem Haufen degenerierter Spacken aus dem britischen Croydon. Stichwort Kraut: Man erzahlt sich, sie seien auch schon mal gemeinsam mit Damo Suzuki auf einer Bühne gesichtet worden. Bei allen Schrägheiten haben sie aber trotzdem ein ausgeprägtes Gespür für engängige Popmelodien, die sie dann natürlich auch sofort wieder bestmöglich auseinander nehmen, bevor es zu normal und langweilig werden kann.
Selbstbewusten und super abgehangenen Garagenrock spielen The Thons aus Chicago. Das klingt mal nach oldschooligem Geriffe im Stil von Radio Birdman oder Obits, ein anderes mal als hätte man Urge Overkill das Koks durch Ritalin und Gras ersetzt, surfige und angefolkte Zwischentöne sind auch mit an Bord und bei all dem lassen sie die eingängigen Hooks nie zu kurz kommen. Die schnörkellose aber kraftvolle Produktion - alles wurde an einem Tag eingespielt - passt dazu wie Arsch auf Eimer. Für dieses Jahr hat die Band noch gleich zwei weitere Alben angekündigt. Man darf gespannt sein.
Die Platte gibt's im Bandeigenen Shop zum Download, im Tausch gegen einen Facebook-Share oder einen frei wählbaren Betrag von mindestens null Euro (aber seid keine Arschlöcher, ok?).