Ich denke Drew Owen aka Sick Thoughts muss ich hier schon lange nicht mehr vorstellen, jetzt wo der Typ schon seit 'nem knappen Jahrzehnt eine allgegenwärtige Hausnummer in der Garagenszene ist. Seine 2018 erschienene letzte, selbstbetitelte LP darf jetzt schon als Genre-Klassiker gelten aber mit seinem neuesten Streich legt der gute noch mal deutlich einen drauf und hat damit wohl sein definitives Meisterwerk erschaffen. Die starken 77er Vibes der letzten 7" Poor Boys / Drug Rock finden hier ihre Fortsetzung in einem über jeden Zweifel erhabenen Batzen neuer Songs, die auch seine bisher stilistisch abwechslungsreichste Machenschaften darstellen - auffälligste Neuerung dabei sind diesmal versinzelte Schlenker in Richtung von 70er Hard-, Glam- und Sleaze Rock in Songs wie Submachine Love und Rich Kid. Auf jene wies ja schon schon die Vorabsingle Mother I Love Satan deutlich hin, die jetzt auch schon als zeitloses Prachstück der geschmackvollen Teufelsanbetungsmusik ihre Fußnote in der Popgeschichte verdient hat.
Nach einem noch etwas durchwachsenen Erstling im letzten Jahr ist das neueste Album der Berliner mal ein massiver Sprung nach vorne in so ziemlich jeder Hinsicht - die Songsubstanz ist hier durchweg erste Wahl und spiegelt sich in einer wuchtigen, tighten Performance, festgehalten in einem Mid-Fi Sound der ihnen ebenfalls deutlich besser steht. Soundmäßig bedient man sich klar aus einer langen Abstammungslinie des Proto- und oldschooligen Garage Punk - offensichtlich natürlich Stooges, MC5 oder Death und nicht weniger prominent gucken auch Dead Moon und etwas Wipers um die Ecke. Besonders scheinen aber australische Bands wie Saints, Radio Birdman, Scientists ihre Spuren zu hinterlassen, ganz zu schweigen von dem Fuzzpunk One-Hit-Wonder God, das seinerzeit scheinbar über die Laufzeit einer einzigen göttlichen A-Seite aufflammte und ausbrannte, um dann nie mehr dessen Klasse zu erreichen. S.U.G.A.R. hingegen zeigen noch keine Abnutzungserscheinungen sondern liefern hier acht mal astreine Qualität ohne Ausfälle.
Eine ungewohnt niedrige Schlagzahl hat die jüngste Veröffentlichung bei La Vida Es Un Mus Discos, einem Label das sonst eher mit den ungemütlichen extremen des Hard- und Postcore beschäftigt ist - das Debütalbum dieser baskischen Band kommt mit einem zeitgemäßen LoFi-Appeal daher, einer immer etwas verbogenen Ästhetik und einem Milchigen (will geradezu sagen: Warttman-esken) Klangbild in dem nicht immer ganz klar ist ob da jetzt 'ne Gitarre wie ein Synth klingt oder ein Synth wie 'ne Gitarre. Gut klingt's auf jeden Fall. Während ihr verspielter, melodischer Style durchaus was von aktuellen Bands wie Proson Affair, Alien Nosejob's Hardcore-7"s Beta Maximo oder Algara hat, ist gleichzeitig aber auch ein roher, authentischer 80er Hardcore-Unterton mit dabei, gewürzt mit gelegentlichen 90er Emocore-Momenten und einer unterschwelligen Dosis Oi!.
Der zweite Langspieler der Franzosen Bart And The Brats ist ein volles Fass der supergradlinigen und simplen Garage Punk-Ekstase, versetzt mit etwas '77er Sprengstoff und gefährlichem Ohrwurmpotenzial. Da gibt's nichts allzu schlaues oder originelles an ihrer Musik, stattdessen aber eine mitreißend primitive Energie irgendwo zwischen Buck Biloxi and the Fucks, The Spits, The Uglies und Sick Thoughts.
Eine handvoll hochbrennbarer Lärmttacken aus gleichen Teilen Garage- und Hardcorepunk mit dem gewissen ungestümen etwas aus KBD-Energie - ein roher Genuss nicht zuletzt für Freunde von so Gedöns á la Fried E/m, Total Sham, Launcher, Modern Needs oder Freakees.
Das Debüt-Tape eines Duos aus Perth bestehend aus Typen die man ansonsten von Ghoulies und Aborted Tortoise kennt… klar tritt das Arsch! Ein LoFi-mäßiger DIY Garage Punk-Vibe trifft auf etwas melodische '77er Simplizität, lässt sich dabei aber auch ab und an mal ins kontemporäre Post Punk- und Eierkopf-Gewässer treiben. Raus ist das Zeug auf Goodbye Boozy und Under The Gun Records, würde aber auch wie Arsch auf Eimer ins Warttman-Gehege reinpassen, daher ist es vermutlich auch kein Zufall, dass hier eine sonst als Kopf von Tee Vee Repairman und Satanic Togas bekannte Inventarnummer etwas kreativen Input beigesteuert hat.
Clamm aus Melbourne haben mit ihrem Nachfolger zur bereits sehr starken 2020er LP Beseech Me ein verblüffend selbstbewusstes Album abgeliefert, ein massiver Sprung nach vorne für die Band. Ihr mit unnachgiebiger Kraft vorangetriebener Garage Punk erinnert dabei stark an Bands des letzten Jahrzehnts wie Ex-Cult und Sauna Youth oder an aktuellere Vertreter wie Flat Worms, The Cowboy oder die lokalen Szene-Nachbarn Hideous Sun Demon. Davon ab hat das hier aber oft auch einen leicht psychedelischen Einschlag nicht unähnlich zu Destruction Unit, Hamer oder Super-X. An anderer Stelle findet sich darüber hinaus auch mal ein düsterer Post Punk-Unterton, der mich z.B. an Constant Mongrel oder ältere Low Life erinnert.
Ein neuer Kurzspieler der britischen Band bestehend aus fast allen Mitgliedern von Internal Credit, unter ihnen auch niemand geringeres als Charlie Murphy, der unter anderem auch bei Freak Genes und The Red Cords seine Finger drin hat. Die neueste EP knüpft genau da an, wo die letzte aufhörte was bedeutet, dass mal wieder ausgezeichnete Songwriting-Qualitäten auf ein so melodisches wie auch melancholisches Post Punk-Feuerwerk treffen, das klare Wipers-Einflüsse zur Schau trägt und das sich Fans etwa von Nervosas, The Estranged, Daylight Robbery, Radioactivity or Anxious Living auf keinen Fall entgehen lassen sollten.
Maximal durchgeknallter Scheiß mal wieder aus dem belgischen Belly Button Records-Dunstkreis. Was sich auf der Debüt-EP des Typen unter dem Nubot555-Alias (davor auch als King Dick bekannt…) wiederfindet ist ein wildes Durcheinander zwischen Garage- und Electro Punk von der klar Eierköpfigen Subströmung. Diese LoFi-Konstrukte bündeln dabei ihre vielen Schrägheiten aber mit reichlich smarten Ideen und frischer kreativer Energie zu einem beeindruckenden Debüt, das mit Leichtigkeit aus dem inzwischen doch reichlich vollen Genrepool herauszustechen vermag. Insbesondere Freunde von Egg Idiot finden hier neues Futter, würde ich mal sagen.
Auf ihrem ersten Langspieler tritt diese Band aus Stockholm einen exzellenten Radau los, unterteilt in unverzüglich auf den Punkt gebrachte Detonationen irgendwo im Spannungsfeld von Garage Punk, Hard- und Postcore mit gewissen Parallelen etwa zu Tenement Rats, Sick Thoughts und frühen Teenanger auf der Garage-Seite der Gleichung und - ausgehend von jener Tendenz - eher zum Postcore orientierten Acts wie Video, Crisis Man, Ascot Stabber, Batpiss oder Flowers Of Evil.