Neues verdorbenes Gedankengut von den aktuellen Zugpferden des polnischen Garage Punks! Mal ganz einfach ausgedrückt: Der Scheiß ist mal wieder verdammt gut - halbwegs traditionelle Garagen-Tugend wird hier zelebriert nicht unähnlich zu anderen europäischen Bands wie Shitty Life, Mitraille, Dadar oder Gluer, ein paar US Acts á la Sick Thoughts, Hank Wood & The Hammerheads. Darüber hinaus hat das manchmal ein paar Vibes von den australischen Genre-Overlords Saints und Radio Birdman und nicht zuletzt kommt auch eine klare Note kalifornischer Klassiker der Sorte Germs, Agent Orange und Adolescents zur Geltung in Songs wie Psychosis Diagnosis und Nothin' for You.
Eine neue LP von dieser finnischen Band mit zu vielen Gitarristen… ich glaub 666 waren das beim letzten nachzählen. Nu ja, auf dem neuesten Album verschieben die ihren Sound deutlich in eine Psych Rock-Richtung, besonders in TJ begeben sie sich Kopfüber in gewisse Space Rock-Sphären und das funktioniert auch ganz vorzüglich. An anderen Stellen bleibt die Band aber auch ihrem gewohnten Sound im melodischen Indie Rock, Fuzz Punk und Noise Pop treu mit Anklängen etwa an No Age, Wavves, California X, Happy Diving oder frühe The Men - eine Mischung die sie dann um charakteristisch weitläufige Gitarren-Drones á la Glenn Branca und 80er Sonic Youth anreichern.
Es hat 'ne Weile gebraucht bis ich's geschnallt hab, aber die neueste LP von Catalogue aus Marseille stellt sich als ihre bislang stärkste Platte heraus. Konnte ihr Sound auf der letzten LP noch etwas ermüdend wirken, gibt sich ihr neuester Streich vielseitiger und bleibt auch auf Albumlänge spannend. Nach wie vor angetrieben von 80er-Style elekrischen Beats, beinhalten ihre Songs mal Echos von Big Black oder Live Skull und an anderer Stelle wird klassische NoWave-Dissonanz mit eingängigen Hooks verbunden. In Houseplants hat das ganze auch mal einen fast schon Synth-/New Wave-mäßigen Vibe.
Viel stärker als ich es auf den ersten Blick vermutet hatte, das Debüt-Tape von Cel Ray aus Chicago. Das transportiert ähnliche Vibes zu einigen der besten female-fronted Punkbands unserer Zeit wie etwa Vexx, Negative Scanner, Judy & The Jerks, All Hits, Amyl and the Sniffers, The Neuros, BB and the Blips… aber auch zu einem breiteren Cluster von Bands auf der Schnitstelle von Garage- und Post Punk kann man ziehen, etwa zu Patti, Reality Group, Uranium Club, Ex-Cult oder Mystic Inane. Guter Scheiß!
Drei Hardcore-Veröffentlichungen fielen diese Woche besonders positiv auf, die alle irgendwie ihr ganz eigenes Süppchen kochen. Noch am konventionellsten, relativ gesehen, ist da die EP von People's Temple auf dem New Yorker Label RoachLeg Records, welche uns eine ausgesprochen melodienreiche Variation von 80er Hardcore beschert und öfter mal klingt wie eine Verquickung der Circle Jerks mit Naked Raygun in der frühen bis mittleren Phase plus vereinzelte Ausbrüche von Hüsker Dü-Melodien. In der aktuellen Landschaft könnte man z.B. auch Fried E/m als groben Vergleich heranziehen. Das Tape von Hickey auf Archfiend Records verpasst dann jüngeren Strängen der gepflegten Garage-, Synth- und Eggpunk-Verschrobenheit eine gute Ladung Hardcore-Energie, wobei sie öfter auch mal an alte Haudegen wie Flipper, Broken Talent, Spike in Vain erinnern… mit dieser EP könnte durchaus die Eggcore-Ära beginnen. Die Hood Rats aus Montreal operieren auf einem ähnlichen Gebiet, einem im Garage Punk verwurzelten Lo-Fi Sound, den sie mit reichlich Eggpunk-mäßigen Schrägheiten anreichern sowie mit einer ungekämmten KBD-Energie und Songs, die hartnäckig im Gehörgang kleben bleiben.