Bildungsfernsehen!

Ge­ra­de wird mal wie­der ein ganz schö­ner Mar­ke­ting­wir­bel um hoch­auf­lö­sen­des Au­dio ge­macht. Der gan­ze un­wis­sen­schaft­li­che Bull­shit, der da re­gel­mä­ßig ver­brei­tet wird, bringt mich je­des­mal zum kot­zen. Wie zum Bei­spiel aus dem Hau­se Pitch­fork, die ge­ra­de nicht zum ers­ten mal ei­nen vor­treff­lich unfun­dier­ten Ar­ti­kel zum The­ma ge­bracht ha­ben, der ei­ne aus­ge­wo­ge­ne Be­richt­erstat­tung vor­täuscht, aber dann doch kräf­tig die Wer­be­trom­mel zückt. "Du brauchst nur das su­per teu­re Equip­ment, dann hörst du den Un­ter­schied". Von der Be­deu­tung des Be­stä­ti­gungs­feh­lers ha­ben die na­tür­lich nie ge­hört. Ganz zu schwei­gen da­von, war­um ein ABX-Test nö­tig ist, um so et­was fest­zu­stel­len.

Down­load­shops, Strea­ming­diens­te und Hard­ware­her­stel­ler möch­ten na­tür­lich ger­ne ex­tra für Hi-Res Au­dio be­zahlt wer­den, ob­wohl die zu­sätz­li­chen Ver­triebs­kos­ten (ein we­nig Band­brei­te und Spei­cher­platz) mi­ni­mal sind. Und das Sah­ne­häub­chen auf dem gan­zen Scheiß­hau­fen setzt dann die Fir­ma Me­ri­di­an, die ver­sucht ihr (im Ge­gen­satz zum frei­en FLAC) pro­prie­tä­res For­mat MQA als Qua­si-Stan­dard zu eta­blie­ren. Das funk­tio­niert dann na­tür­lich nur mit ex­tra li­zen­zier­ter Hard- oder Soft­ware. Was, ihr dach­tet mit ein­mal drauf­zah­len kommt ihr da­von?

Ich hal­te es des­halb ge­ra­de mal wie­der für not­wen­dig, die­ses klei­ne Stück Au­dio-Grund­bil­dung zu pos­ten. Die­se zwan­zig Mi­nu­ten kön­nen euch viel­leicht mal ei­ne Men­ge Geld spa­ren. Denn wer die Grund­la­gen ver­steht, lässt sich nicht so leicht über den Tisch zie­hen.

12XU Radio #5

Hier ist das neue Din­gens von die­sem Ge­döns.
Weil mich die Au­dio­qua­li­tät von Mix­cloud zu­neh­mend an­pisst hab ich's jetzt auch mal bei hearthis.at hoch­ge­la­den.
(He­art­his: MP3 320 kbit/​s, Mix­cloud: AAC ~64 kbit/​s)

The Living Eyes - Modern Living

Al­bum Num­mer drei der Li­ving Eyes aus Geelong, Aus­tra­li­en geht mal wie­der or­dent­lich nach vor­ne in Form von sehr straigh­tem Ga­ra­ge­punk, der na­tür­lich manch­mal et­was an die im Band­na­men re­fe­ren­zier­ten Ra­dio Bird­man er­in­nert, et­was mehr aber noch an The Saints und au­ßer­dem an jün­ge­re aus­tra­li­sche Gen­re-Ver­tre­ter wie Aus­mu­tean­ts oder The UV Race.



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Atom Mouth Gimlies - Music On Quills

Tol­ler Lärm ir­gend­wo aus Finn­land, der sich nicht mit so Ne­ben­säch­lich­kei­ten wie mu­si­ka­li­schen Fein­hei­ten oder ei­ner halb­wegs hör­ba­ren Pro­duk­ti­on auf­hält. Da­für chan­neln sie die prim­mi­ti­ve Äs­the­tik von Feed­ti­me und den Stoo­ges, die ro­he En­er­gie und ver­ein­zelt auch die zag­haf­te Me­lo­dik von Hüs­ker Dü so ca. an­no Ever­y­thing Falls Apart und Me­tal Cir­cus.



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Konvoi - No Rifts

Die Band aus As­he­ville, North Ca­ro­li­na fiel die­ses Jahr schon mal mit ei­ner di­gi­ta­len Sin­gle auf, de­ren zwei Songs sich jetzt auch auf ih­rem zwei­ten Al­bum wie­der­fin­den. Das stellt sich für mich als ei­ne et­was zwie­späl­ti­ge An­ge­le­gen­heit her­aus. Ei­ner­seits be­wegt sich das für mei­nen Ge­schmack et­was nah an den ver­wäs­ser­ten Joy Di­vi­si­on-Neu­auf­güs­sen aus der 2000er In­di­edis­se, ei­nem Phä­no­men mit ge­rin­ger Halb­werts­zeit, das mal kurz den dem Zeit­geist ent­sprach und von dem ich ei­gent­lich für den Rest mei­nes Le­bens ge­nug hab. Auf der an­de­ren Sei­te hal­ten Kon­voi sehr kon­se­quent an ih­rer - wenn auch nicht be­son­ders ori­gi­nel­len - Vi­si­on fest und ha­ben ei­ni­ge sehr or­dent­li­che Songs an Bord. Am meis­ten über­zeu­gen mich da­bei die ru­hi­gen, Syn­th­las­ti­gen Num­mern wie Se­cre­ta­ry oder der Raus­schmei­ßer Cai­ro.



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The Lumes und DIY in den Niederlanden

Bei den ge­schätz­ten Mann­hei­mer Kol­le­gen von RRR­SoundZ ist ge­ra­de ein sehr le­sens­wer­ter Ar­ti­kel & In­ter­view über die Post­punk-/Noi­se­r­ock-For­ma­ti­on The Lu­mes aus Rot­ter­dam auf­ge­poppt. Ins­be­son­de­re wird aus­führ­lich auf den Stand der Din­ge in der - wie der­zeit wohl über­all auf der Welt - emp­find­lich zu­sam­men­ge­schrumpf­ten DIY-Sze­ne in den Nie­der­lan­den ein­ge­gan­gen.

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No Sister - The Second Floor

Das zwei­te Al­bum von No Sis­ter aus Mel­bourne ist er­war­tungs­ge­mäß mal wie­der ein sehr star­kes Teil. Am Sound des schon sau­mä­ßig hö­rens­wer­ten De­büts gab's ja eh nicht viel zu re­pa­rie­ren und ent­spre­chend lie­gen die Neue­run­gen hier eher im De­tail. Nach wie vor klingt das als trä­fen frü­he So­nic Youth mit ih­ren da­mals noch deut­lich hör­ba­ren Con­nec­tions zu Glenn Bran­ca und der New Yor­ker Ex­pe­ri­men­tal- und No Wa­ve-Sze­ne auf den wuch­ti­gen Post­co­re, Noi­se- und Math­rock der 90er Touch&Go-, Di­sch­ord- und Am­Rep-Schu­le. Das al­les gie­ßen sie dann in so ab­wechs­lungs­rei­che wie auch aus­ge­feil­te Ar­ran­ge­ments und in häu­fig un­kon­ven­tio­nel­le, schwer vor­her­seh­ba­re Song­struk­tu­ren. Ein wei­te­rer Voll­tref­fer!



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BEE-B-B - Bemo

Mal wie­der ei­ne Por­ti­on als Mu­sik ge­tarn­tes wei­ßes Rau­schen von Con­nie Vol­taire, sei­nes Zei­chens Ver­ant­wort­li­cher des nach wie vor un­glaub­li­chen, sonst eher als Neo Ne­os (und noch ein paar an­de­re Pseud­ony­me) be­kann­ten Pro­jek­tes. Ei­ne rich­ti­ge Band hat der in­zwi­schen üb­ri­gens auch wie­der am Start.

Al­ter­na­tiv­ti­tel: Land Bee Re­cord? Je­den­falls wird der kürz­lich ver­stor­be­nen Dü-See­le Grant Hart zum Ab­schluss aus­führ­lich Tri­but ge­zollt und über­haupt geht die­ses Tape ei­ne gan­ze Num­mer der­ber zur Sa­che als man es eh schon aus dem Neo­ver­sum ge­wohnt ist. Wie auch im­mer, ich fress dem Ty­pen in­zwi­schen ganz un­ter­wür­fig so ziem­lich al­les aus der Hand.



Contributors - Contributors

Hin­ter dem Ali­as Con­tri­bu­tors ver­birgt sich die Kol­la­bo­ra­ti­on von ei­ner alt­ein­ge­ses­se­nen Sze­ne­grö­ße und ei­ner weit­aus jün­ge­ren Un­der­ground-Haus­num­mer; bei­de ha­ben ei­nen un­er­müd­li­chen Out­put, den Hang zum Ex­pe­ri­ment und ei­ne voll­kom­me­ne Gleich­gül­tig­keit ge­gen­über den Lau­nen und Trends der ge­gen­wär­ti­gen Mu­sik­sze­ne ge­mein­sam. Und doch könn­ten sie un­ter­schied­li­cher kaum sein. Da­bei ist es er­staun­lich, wie gut sie sich auf die­ser Plat­te er­gän­zen.

Al­so Kat­ze aus dem Sack: Es han­delt sich um die Ga­ra­gen­in­sti­tu­ti­on Dan Mel­chi­or, der ak­tu­ell mit sei­ner Band Das Men­ace un­ter­wegs ist und um die Te­xa­ni­sche Ex­pe­ri­men­tal-, Noi­se- und Post­punk-For­ma­ti­on Spray Paint, die an Be­ob­ach­tern die­ses Blogs und gen­rell an Freun­den des et­was ab­sei­ti­ge­ren Lärms si­cher nicht vor­bei ge­gan­gen ist. Die sechs aus­ufern­den Songs auf Con­tri­bu­tors wei­sen ei­nen aus­ge­präg­ten Jam-Cha­rak­ter auf und in der Tat ent­stand die­se Mu­sik spon­tan im Lau­fe ei­ner ein­wö­chi­gen Auf­nah­me­ses­si­on.

Auf Son­ge­be­ne klingt das im­mer er­staun­lich ho­mo­gen, aber man kann auch ziem­lich gut aus­ma­chen, wes­sen Song­ideen wann das mu­si­ka­li­sche Fun­da­ment bil­den. Das Al­bum ist of­fen­sicht­lich zwei­ge­teilt. In der ers­ten Hälf­te do­mi­niert der Klang­tep­pich aus mi­ni­ma­lis­ti­schen, re­pe­ti­ti­ven Groo­ves, Dro­nes und Qua­si-Loops, so wie die sich auch auf den ver­gan­ge­nen Spray Paint-Plat­ten wie­der­fin­den. In Ver­bin­dung mit Dan Mel­chi­ors mar­kan­ter Fuzz-Gi­tar­re und sei­nem un­auf­ge­reg­tem Ge­sang be­kommt das Gan­ze aber auch ei­nen sehr krau­ti­gen, Neu!sigen Vi­be ver­passt.

In der zwei­ten Hälf­te dre­hen sich die Ver­hält­nis­se dann spür­bar um. Hier do­mi­nie­ren Mel­chi­ors Gi­tar­ren­spiel und aus­ge­spro­chen blue­si­ge Songfun­da­men­te, die ei­gent­lich nur aus sei­ner Fe­der stam­men kön­nen. Jetzt ist es an Spray Paint, die Lü­cken aus­zu­fül­len. Und auch das muss man als durch­weg ge­lun­gen be­zeich­nen. Sel­ten er­lebt man es, dass zwei der­art ge­gen­sätz­li­che Acts sich selbst ab­so­lut treu blei­ben und den­noch ei­ne so ta­del­los funk­tio­nie­ren­de Sym­bio­se ein­ge­hen.



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