Wash kommen irgendwo aus der Gegend des australischen Küstenstädtchens Byron Bay und fielen mir zum ersten mal vor knapp zwei Jahren durch ein Split-Tape mit Dumb Punts und eine saumäßig rohe Darbietung ihres Fuzzpunks auf. Seitdem haben sich die Typen wohl ein paar halluzinogene Frösche reingezogen und ihr Sound hat sich entsprechend ein wenig entspannt, eine psychedelisch schillernde Oberfläche entfaltet, ohne dabei die kratzbürstige, ultraprimitive Energie einzubüßen.
Diese Band aus Portland bewegt sich in einem ähnlichen Fahrwasser wie etwa Bad Breeding oder Acrylics, also auf der Schnittstelle zwischen Hardcore, Postcore und -punk mit subtilem Garagenschliff, dem sie aber als gewisses Etwas noch einen ordentlichen Batzen Chaos zusetzen. Gelungener Fön.
Ich seh das Cover und denk mir was zum Fick? Dahinter kann sich doch nichts gutes verbergen. Sicher eine dieser ausgelutschten PsychedelicStonerProgressiveSpaceDoom-Kapellen, die seit Jahrzehnten jeglicher Entwicklung und Kreativität erfolgreich aus dem Weg gegangen sind. Oder best case: Ein uninspirierter Oh Sees-Klon.
Und wie falsch ich da lag! Bis auf den Teil mit Oh Sees. Diese Platte würde nämlich tatsächlich gut auf Dwyer's Label Castle Face passen, aber die Band aus Los Angeles ist auch reichlich inspiriert. Die Fantasy- und Science Fiction-Verweise sind nicht da um ernst genommen zu werden und riechen mehr nach Heavy Metal. Dem Film. Na ja, manchmal auch dem Genre (siehe Ferengi Madness!). Und ja, es gibt auch viel psychedelisches bis abgespacetes Zeug aber Thriller Party haben Punk im Arsch. Fuzzpunk, mit dem sie die halluzinogeneren Elemente komplementieren und der mich an No Age, Male Bonding, Hüsker Dü oder Japandroids erinnert. Oder wenn's eher Psychodingens wird an Pow!, spätere Parts & Labor und deren Nachfolgeband Upper Wilds. Und natürlich auch mal Oh Sees. Das hat Energie, das macht Krach und Spaß. Spaß, wie er anderen Bands tabu zu sein scheint, die mit ähnlichen Versatzstücken rumhantieren.
Ziemlich interessanter Stoff, die erste EP von Old Ghoul aus Reading. Es entfaltet sich darauf eine seltsam anmutende Mischkultur die zu etwa gleichen Teilen Assoziationen zu Slint hervorruft, zu dissonantem No Wave-Lärm und zu Frühneunziger-Postcore á la GVSB und artverwandtem Zeug aus den Dunstkreisen der damaligen Chicago/Washington-Connection.
Sehr erfreuliche Debüt-EP einer Band aus Malmö. Das aus der Zeit gefallene, halbwegs rohe Punk-/Hardcore-Gedöns darauf bildet sich nichts besonderes ein und hinterlässt den Eindruck einer vergessenen Zeitkapsel aus den frühen 80ern, die von der amerikanischen Westküste aus nach Jahrzehnte langer Reise auf der skandinavischen Halbinsel angespült wurde.
Die Londoner Molar fielen vor zwei Jahren schon mal äußerst positiv auf in Form einer Split EP mit Pale Kids. Auf ihrer neuesten EP wirkt ihr Sound zwischen Postpunk/-core, Noise und vermehrten Flashbacks zum 90er Indierock-Sound noch eine ganze Nummer ausgeformter, dabei aber auch verdammt abwechslungsreich.
Der dissonante Krach zwischen den Tellerrändern von (Neo-)No Wave und Weirdo Noise Rock auf dem aktuellen Tape dieser Band aus Denton, Texas kam mir unmittelbar bekannt vor. Und wie sich dann herausstellte sind tatsächlich drei von vier Bandmitgliedern zumindest zeitweise bei Flesh Narc aktiv, die hier ja auch schon zwei mal vertreten waren. Kaputtes aber ebenso spaßiges Geschredder.
Mal wieder was neues von Jackson Briggs und seiner Kapelle aus Melbourne, die im letzten Jahr mit gleich zwei Alben aus atemlosem Rock'n'Roll einen bleibenden Eindruck hinterließen, jedes für sich eine einzige Sprengladung. Auf dem neuesten Langspieler schaltet er zum ersten mal nicht nur einen, sondern mindestens drei Gänge runter. Obwohl ich im ersten Moment etwas die rohe Energie der Vorgänger vermisse, kann die neue Platte abermals überzeugen, denn das wie immer sehr solide Songmaterial ist auch bei gedrosselten Tempo jederzeit mit der nötigen Tragkraft ausgestattet. Und erneut hat das ganze diesen speziellen, ungewaschenen Vibe, wie er eigentlich nur der australischen Szene entspringen kann.
Jeff Burke und Mark Ryan waren ja von Anfang an eine zuverlässige und einschlägige Hausnummer im 12XU-Mikroversum mit ihren neueren Bands Radioactivity, Mind Spiders und Lost Balloons. Auch die seit knapp zwei Jahrzehnten bestehenden, inzwischen massiven Kultstatus genießenden Marked Men sind immer noch aktiv, auch wenn sie sich in diesem Jahrzehnt eher rar gemacht und schon ewig keine neuen Tonkonserve mehr aufgenommen haben. Auch auf The Other Side gibt's - von zwei bislang unveröffentlichten Songs abgesehen - kein neues, aber immerhin jede Menge rares Zeug zu hören, das Dirtnap jetzt auf dieser schicken Singles-Compilation wiederveröffentlicht hat. Und es war auch mal verdammt nötig, dass jenes Material von den Königen des hochwertigen GaragePowerPopPunks wieder zu bekommen ist.