Nicht lange nach der jüngsten 7" auf Goodbye Boozy Records bekommen wir gleich die erste LP von TV Repairman nachgeliefert, erschienen auf einem weiteren Garage Punk-Bollwerk, Total Punk. Wie erwartet ist das wieder ein saftiges Dingens des ausgesprochen simplen wie auch melodischen Garage Punk und Powerpop geworden, was sicher auf Zustimmung treffen wird bei Freunden von so Zeug wie Bad Sports, Tommy and the Commies und Bed Wettin' Bad Boys… oder auch von den eigenen Projekten des Typen, besonders sei hier eine vage Ähnlichkeit zu den Satanic Togas und aktuellen R.M.F.C. zu erwähnen.
Mehr geiler Scheiß via Painters Tapes von einer Band aus Detroit, die hier mit einem ausgeprägten Proto-Grunge-Vibe aufwartet, welcher unter anderem bei frühen Mudhoney, U-Men, Feedtime, X (den Australiern) oder 80er Scientists nicht fehl am Platz wirken würde. Außerdem hat's ein paar Spuren von amerikanischen Proto-Noise Rock / Hardcore-Acts á la Flipper, Broken Talent und nicht zuletzt auch von aktuelleren Bands grob im Orbit etwa von Vexx und TVO.
Class aus Tucson, Arizona liefern hier ihr bislang stärkstes Material auf dem scheinbar unfehlbaren Label Feel It Records ab. Die Herkunft lässt natürlich sofort an The Resonars denken und in der Tat war deren Mastermind Matt Rendon auch hier an der Produktion beteiligt und weitere Parallelen gibt es dem Sound der Band zu attestieren in Form einer leicht British Invasion-inspirierten Machart des gemäßigt psychedelischen Garage Rock, Jangle- und Power Pop. Class verpassen dem ganzen jedoch einen deutlich direkteren Garage Punk-Sound, wobei der Vibe des Songs Burning Cash auch auf der letzten Strange Attractor LP nicht aus dem Rahmen gefallen wäre.
Eine wunderschön altmodische 7" einer Band aus Leeds, die darauf einen Sound zwischen den groben Koordinaten von Math Rock, Postcore und Noise Rock kreiert und eindeutig dem Dischord-Sound der 90er bis 00er Jahre Tribut zollt - und insbesondere auch Bands wie etwa Jawbox, Autoclave, Hoover, Lungfish oder Q and not U.
Mehr psychedelisches Garage Punk-Chaos von den Kellerkindern aus Karlsruhe. Diesmal hat das eine weniger LoFi-mäßige aber dennoch angemessen kräftige Klangästhetik verpasst bekommen und wiederholt mag man sich an Bands wie Strange Attractor, Salamirecorder oder vor allem diverse Inkarnationen der Oh Sees erinnert fühlen. My Spell klingt fast so als träfen die letztgenannten auf die No Wave-infizierten Drones der Noiserocker Spray Paint.
Oh schau mal einer an, da wurde doch eins meiner liebsten Stücke Punkrock-Vaporware tatsächlich mal veröffentlicht. Wie lange ist es her seit der ersten Ankündigung in Form der (digitalen) Uncontrol-Single? Mit Sicherheit waren das über zwei Jahre. Aber das Endergebnis wiegt das geduldige Ausharren locker auf - der erste Langspieler der Australier kommt mit der gleichen Garage Punk-Wucht daher, die uns bereits auf zwei vorhergegangenen EPs begegnete, weiß dem aber auch ein paar neue Facetten abzugewinnen. Durchweg wohnt dem Zeug eine unerwartete Melancholie inne, die unter anderem in dem melodischen Pop-Smasher Strange Motel gipfelt während etwa Work oder Military Boysowohl in Sachen Vibe als auch Energielevel an Jackson Reid Briggs & The Heaters erinnern. Darüber hinaus ist das hier auch noch Pflichtprogramm für Freunde von so Krempel á la Civic, S.U.G.A.R., Lysol, Split System, Mini Skirt, Institute oder Living Eyes.
Eine neue LP von Italia 90, dem bestgehüteten Geheimnus des britischen Post Punk, das sich bislang komplett der Hype-Welle entzogen hat, auf die andere UK-Bands der letzten Jahre allzu bereitwillig aufgesprungen sind. Schwer zu glauben, dass wir es jetzt erst mit ihrem ersten Langspieler zu tun kriegen. Im Großen und Ganzen bleiben sich die Londoner treu, ohne es aber sich selbst oder dem Publilkum zu leicht zu machen, was sich in einer fragilen Balance aus eingängigeren Nummern wie New Factory, Tales From Beyond und ungleich sperrigeren Brocken á la Magdalene und Golgatha niederschlägt. Ansonsten mündet hier ein stark Wire-mäßiger Opener in die vertraute Klanglandschaft mit starkem Bezug zu alten Hausnummern wie, neben einigen anderen, Swell Maps und Membranes sowie vereinzelten Anklängen an Crass. Oder alternativ darf man sicher auch Vergleiche ziehen zu jüngeren Acts wie Exek oder frühen Protomartyr.
Die Band aus Greenville, South Carolina lässt einen exzellenten Krawall von der Leine, der irgendwo zwischen den Rädern von Garage Punk, Post Punk und Postcore für ordentlich Reibung sorgt und gewisse Ähnlichkeiten sowohl zu aktuellen Bands á la Mystic Inane, Big Bopper, Dollhouse, Cutie, Wymyns Prysyn, Crisis Man hat… als auch zu klassischem Material im Fahrwasser von Drive Like Jehu, Hot Snakes, Nation Of Ulysses, Rites of Spring or Gray Matter.
Der Lärm auf der Debüt-EP dieser New Yorker (?) Band kommt in etwa rüber wie eine geringfügig geschwärzte Variante von so Garage-/Elektropunk-Krawallspezis á la S.B.F., Stalins Of Sounds, Kid Chrome und The Gobs mit einer Messerspitze Sick Thoughts obendrauf. Nachdem das im vorletzten Jahr erschienene Tape ziemlich unter dem Radar geflogen ist, konfrontiert uns Toxic State Records nochmal damit, wahlweise als 7" oder als - in bester Label-Tradition - einfach mal schweineteuer zu nennenden Digitalrelease, wohlwissend dass wir sowieso alle zahlen werden, weil wir süchtig sind. Kapitalismus fuck yeah!
Also reden wir mal nicht lange um den heißen Brei herum… auf ihrem jüngsten Output hält sich die Band aus Wollongong, Australien relativ strikt an ein uraltes Schema, etabliert von Bands wie Mission Of Burma, Moving Targets und Volcano Suns. Wenn ihr mich fragt ist das sowieso eine Nische die heute viel zu selten aufgegriffen wird. Also ja, ist guter Stoff.