Brillianter Scheiß schwappt da mal wieder aus dem Hause Total Punk Records an unsere Ufer! Die Band hat unter anderem Mitglieder von GG King, Predator, Wymyns Prysyn and Uniform (die aus Atlanta, nicht das New Yorker Duo…) an Bord aber der offensichtlichste Vergleich wären dabei die zwei letztgenannten Bands - insbesondere das melancholische Geschrammel von Uniform prägt auch hier den Vibe entscheidend mit. Darüber hinaus erinnert mich das ganze aber auch stark an die australischen Noise-/Post Punk-Götter Kitchen's Floor in dieser Kombination aus scharfkantigen, rauen Texturen, einer Songkunst die gleichzeitig als sperrig und tieftraurig aber auch melodisch und catchy daherkommt, durchzogen von einer allumfassenden Melancholie. Außerdem mag man hier und da an den schrammelfuzzigen Post Punk von City Yelps denken oder, in dem melodischsten Momenten, an den Noise Pop der frühen Treehouse. Ein ausgesprochen vereinnahmendes, episches Klangerlebnis, das an einem Stück genossen werden möchte. Irgendwie selten geworden, sowas.
Die erste LP von Body Maintenance aus Melbourne begeistert mit hochkarätigen Post Punk-Sounds der eingängig-melodischen Machart. Als solches gewinnt das hier keine Preise für Originalität, brilliert dafür aber mit einer selbstsicheren Songwriting-Kunst die sich keine Fehltritte leistet, kombiniert mit einer super-disziplinierten Darbietung zu einem Ganzen, das sich jederzeit durchdacht und solide gebaut anfühlt. Pflichtprogram für Freunde etwa von The Estranged, Sievehead, Criminal Code oder Schedule 1.
Mitglieder von Bib, Nihilistic Fit und einem ganzen Arsch weiterer einschlägiger Namen liefern hier eine Debüt-EP ab, die das Blut zum kochen bringt mit einem zeitlosen Postcore-Sound von höchster Sprengkraft, untermauert von reifem und ausgefeiltem Songmaterial das, wie etwa im Doom-/Sludge-Manöver Face Down, auch mal das Tempo drosseln darf ohne dabei zu langweilen - immer ein gutes Qualitätsmerkmal wenn ihr mich fragt. In jüngerer Zeit hat man ähnlich hochwertigen und schlauen Krawall von Bands wie Romance, Shove, Ascot Stabber, Flowers of Evil oder frühen Bad Breeding gehört.
Im Laufe der vergangenen zwei Jahre haben sich Sex Mex aus San Antonio, Texas wiederholt als verlässliche Lieferanten mit einem goldenen Händchen für knackige Garage Pop-, Synth Punk- und Fuzz Pop-Melodien unter Beweis gestellt. Auch die neueste EP enttäuscht diesbezüglich nicht, liefert wiederholt abgefuzzte Popjuwelen erster Güte ab die neben viel anderem Zeug wohl tief in der Schuld diverser Reatard-assoziierter Projekte auf der poppigeren Seite steht. Davon drängen sich vor allem Lost Sounds als vergleich auf, aber auch aktuelleres Zeug á la The Gobs, Witch Piss oder Ghoulies wären als Referenzen nicht komplett daneben gegriffen.
Ein weiterer Release mit dem Erste Theke-Qualitätssiegel und tatsächlich ein wahnsinniger Sprung vorwärts für diese Band aus Oakland nach einem noch stärker zum Garage- und Synth Punk tendierenden Tape aus dem Jahr 2019. Hier verschiebt sich ihr Sound in die Richtung von durchweg ausgefuchstem Post Punk, der gleichermaßen düster wie auch verdammt catchy und songorientiert rüber kommt - eine Qualität die euch vielleicht auch bei den jüngsten Klängen von Marbled Eye aufgefallen ist, von denen hier auch irgendwer seine Finger im Spiel hat. Das ist durchzogen von einer psychedelischen Wolke die mich an Wire der Chairs Missing / 154-Ära erinnert, aber auch zu einem Cluster von jüngeren einschlägigen Hausnummern wie etwa Institute, Rank/Xerox, Public Eye, Diät, VR Sex, Bruised, Waste Man oder frühen Paint Thinner darf man die schlauen Konstruktionen vergleichen.
Die internationale Eggpunk-Revolution schreitet unaufhaltsam voran und unser nächster Stopp auf dem Weg zur kulturellen Unterwanderung ist Istanbul. Da kommen nämlich Goblin Daycare her und werfen ihre drei Cent in die Runde in Form dieser exquisiten EP voller launiger Garage- und Synthpunk-Geschosse, die wirklich keinen Vergleich zu so hochkarätigen Kollegen wie Nuts, Set-Top Box, Ghoulies oder Slimex scheuen müssen.
Mitglieder von Diode und Freakees bescheren uns hier eine weitere Attacke des wunderschön entgleisten Krachs, der grob an den Koordinaten von Post Punk, Post- und Weirdcore vorbeischrammt. in All The World geht ein repetitives, The Fall-mäßiges Riff nahtlos in pure Hardcore-Anarchie über. Give Me Mine hat dann hingegen eher so eine gewisse Energie als träfen frühe Minutemen auf James Chance. Desweiteren mag man hier drin Spuren von Flipper, Saccharine Trust oder The Pop Group wiederfunden oder alternativ, den Bogen zu jüngeren Bands wie Rolex, Big Bopper oder Gay Cum Daddies schlagen.
Eine schön einfach gestrickte bis primitive Garagenattacke von einer schwedischen Band, die hier ihre schmutzigen Machenschaften noch um den gewissen KBD-Nachgeschmack erweitert. Ein ausgezeichnetes neues Schlammbad für Fans solcher Schandtaten wie sie etwa die frühen Sick Thoughts, Buck Biloxi, Bart and The Brats, Giorgio Murderer oder Freakees schon zu verantworten hatten.
Hatte ich ihre letzte digitale Single noch überwiegend mit der althergebrachten Mission of Burma-Formel gleichgesetzt, erweitere ich mein Urteil angesichts der zwei neuesten Songs der Band aus Wollongong, Australien mal zu einem nebulösen Dreieck aus Burma, Wipers und Sonic Youth - eine Klangästhetik zwischen den Welten von Post Punk, Noise Rock und Fuzz Punk, die man in Teilen sicher auch zu jüngeren Bands wie den frühen No Age oder der italienischen Noise Rock-Sensation Orrendo Subotnik vergleichen kann.
Eine neue Single der Supergroup Split System aus Melbourne - ich denke ihr wisst inzwischen alle was man zu erwarten hat. Und natürlich, das Teil liefert mal wieder zwei makellos oldschoolige Garagensmasher mit eindeutig australischer Geschmacksnote, die mir ohne unnötigen Bullshit direkt in die Fresse explodieren.