Eine ziemlich unerwartete und ausgezeichnete Musikeinreichung kam hier rein von einer Band aus Zagreb, Kroatien. DDR spielen eine Abart des melancholischen oldschool Post Punk mit einem Fitzelchen Goth im Mix, was mich in verschiedenen Augenblicken mal an gegenwärtige Bands wie Daylight Robbery, The Estranged, Primitive Teeth, Anxious Living, Criminal Code oder Xetas erinnert, während sich aus dem Altbestand auch klar ein bisschen Wipers-mäßige Gitarrenarbeit feststellen lässt und vielleicht etwas spätere Naked Raygun? In der zweiten Halbzeit wird man zunehmend melodischer, was der Sache einen gewissen melancholischen Vibe á la Leatherface, HDQ oder Government Issue der Mitt- bis Spätachtziger hinzufügt.
…und hier ist gleich noch eine vorzügliche Ladung verschrobener DIY Garage- und Synth Punk-Ohrwürmer von einem Typen aus Perth, die sich recht homogen unter zeitgenössische Werke etwa von Alien Nosejob oder diverse Bands aus dem noch bunteren Warttman-Mikrokosmos mischt.
Haltet alle mal das chilenische Label Instant Party im Auge. Das fiel mir zuletzt schon positiv mit dem netten Pizza Boys Tape auf und jetzt haben die aber mal so richtig 'nen Hammer ausgegraben mit diesem Tape einer Band aus Monterrey, Mexiko, von der ich sonst vermutlich niemals was mitbekommen hätte. Kompiliert sind darauf alle vier EP's die bislang von der Band erschienen sind. Elektrisch angetriebener Garage- und Synth Punk, ein bisschen so S.B.F.-meets-The Spits, aber letztere mit mehr Robotern, mehr Cyberpunk… oder eventuell auch: Nuschelpunk?
Echt 'ne Menge eierige Qualität unterwegs diese Woche. Um mich nicht zu wiederholen, fasse ich mich kurz: Hier ist die jüngste Kassette des immer exzellenten Labels Deluxe Bias, welche passenderweise auch ziemlich nach Bias-Regler auf fünf Uhr klingt. Fragt eure Eltern was das bedeutet.
Ah, die Eierpunk-Plage macht jetzt also auch in Griechenland halt. War auch an der Zeit. Μπριτζολιτσεσ sind ein Duo aus Athen und fabrizieren eine Ausgeburt des Garage- und Synth Punk, die selbst meine Wenigkeit als durch und durch gaga bezeichnen muss. In Sachen Durchgeknalltheit auf einem Level etwa mit Skull Cult oder dem Warttman-kontaminierten Research Reactor Corp./Set-Top Box-Clusterfuck. Das unverständliche Gewirr, welches mir die Autoübersetzung von den griechischen Songtexten übrig lässt, gibt auch keinen Anlass zur Annahme dass es auf lyrischer Ebene viel gescheiter zugehen würde.
Also diese Band aus Reno, Nev… ja nee, is klar. Ich bin zu 95% sicher, dass die entweder aus Leipzig oder Berlin kommen und vermutlich auch keine Cowboyhüte auf'm Kopp haben. Die Musik tritt jedenfalls gut Popo. Ultrakompetenter Garage Punk mit der gewissen Useless Eaters, Sauna Youth oder Flat Worms-Geschmacksnote und vereinzelt etwas Hardcore-Würze.
Die Band kommt aus Dortmund, macht aber keine Musik für die Neunziger (jaja, alte Säcke werden sich erinnern…). Wohl eher für die späten Nuller und frühen 2010er - ein sehr geradliniger, eher Melodie-getriebener Post Punk-Sound, wie man ihn damals besonders von The Estranged, teilweise auch von Criminal Code zu hören bekam und wovon Aspekte gelegentlich auch in jüngeren Jahren von Bands wie Anxious Living, VR Sex oder Ufosekte wieder aufgegriffen wurden. Das ist jetzt sicher nicht die Spitze der Originalität und kann über die Laufzeit der sechs Songs schon etwas eintönig werden. Andererseits ist aber ganz klar schon ein grundsolides Fundament vorhanden, von dem ausgehend man in Zukunft sicher noch expandieren, erforschen und elaborieren wird.
Das irgendwo in New York / New Jersey umtriebige Label State Champion Records hat mal wieder eine geile Kassette für uns auf Lager von einer Band aus Helsinki, die darauf einen voll ausgeformten Sound generiert, der nach so viel gutem Zeug klingt dass ich gar nicht so recht weiß, wo ich anfangen soll. Zum Einstieg hat das etwas von einer Fusion aus etwas dunklerem Post Punk etwa der Rank/Xerox- oder Pigeon-Machart und Richtung Art Punk schielenden Garage- und Post Punk-Acts der Sorte Patti, Lithics, Reality Group, Vintage Crop oder Yammerer. In den mittleren zwei Songs macht sich dann ein relaxterer Vibe mit leichter Indie Rock-Tendenz breit, was z.B. an Gotobeds, Sleepies, Tape/Off oder B-Boys erinnern mag und im Rausschmeißer-Song Plastic Marine finden beide Tendenzen dann zur perfekten Symbiose zusammen.
Die neueste EP der Band aus Sydney knüpft nahtlos an die Großartigkeit ihres Debüts von 2019 an und lässt erneut einen dichten Wirbel aus Post Punk und -core vom Stapel, der gleichermaßen Inspiration aus den eigenwilligeren Ecken der 80er Szene á la Saccharine Trust, Really Red oder Man Sized Action zu schöpfen scheint wie aus dem Folk- und Cowpunk von Angst, aber auch ein deutlicher Hot Snakes-Fahrtwind kommt einem da entgegen.
Kein Wunder, dass der Scheiß sich so vertraut anfühlt. Bei The Wind Ups handelt es um ein neues Soloprojekt von Jake Sprecher, der Freunden von Krach und Melodie unter anderem als Teil von Terry Malts und Smokescreens bekannt sein dürfte. Deutlich lauter und roher als seine anderen Bands in jüngerer Zeit geklungen haben (jedoch noch ein gutes Stück entfernt vom Tempo und Fuzz-Faktor der frühen Terry Malts) klingt das häufig nach einer Fusion zwischen eben jenen Terry Malts und so leicht in Richtung Post Punk schielenden Garagenbands á la Tyvek und Parquet Courts. Andere Songs haben ein bisschen was von The Spits, Ricky Hell oder irgendwas aus dem Reatard(s)-Dunstkreis. Wenn er aber hingegen volle Pulle einen auf Powerpop macht, versprüht das zweifellos einen gewissen British Invasion Vibe.