Ich hätte ja zuerst mal auf Austin, Boston oder Chicago getippt, aber diese nicht allzu britisch klingende Band kommt doch tatsächlich aus London. Noch viel beeindruckender als diese Tatsache ist aber die disziplinierte, eiskalte Konsequenz, mit der die Typen ihren minimalistischen und monotonen Post Punk zuverlässig mit unaufhaltsam rotierenden, mechanischen anti-Grooves aufladen, ihn letztendlich immer wieder aufs neue mit einer Wand aus Noise kollidieren lassen. Und dass solch repetitive Klangkunst auch in sechzehn Songs und einer für Genreverhältnisse üppigen Laufzeit von einer guten Dreiviertelstunde ums verrecken nicht mal die geringsten Abnutzungserscheinungen zeigt, das macht das kleine Wunder komplett. Oder ist es der perfekt schreddernde Vierspursound, der ihre kantigen Arrangements so treffend zu transportieren vermag?
Wie auch immer, Tense Men haben hier nach zwei noch etwas richtungslosen EPs zu ihrer Essenz gefunden und dieses gewisse etwas eingefangen, das Ideal Meals selbst in der unüberschaubaren Masse an starken Veröffentlichungen ihres Genrespektrums herausstechen lässt. Ein bisschen sehe ich sie in der Nachbarschaft der frühen Rank/Xerox, aber auch die markante Rhythmik von Man Sized Action kommt mir ins Gedächtnis, die sture Brachialität früher The Men, vereinzelt auch mal Mission Of Burma oder ein wenig The Fall der frühen Achtziger. Nur die besten Referenzen also. Mit diesem Ungetüm von einem Album haben Tense Men eine Tür eingetreten und ich kann's kaum erwarten zu sehen, was sich dahinter noch verbirgt.
Ganz prächtiger Lärm aus Madison, Wisconsin. Der spannt gekonnt einen Bogen vom 80er Westküstenpunk zu den Garagensounds von heute und lässt beides dann in einem warmen Bad aus Fuzz Punk und Noisepop á la Male Bonding einweichen.
Eine exzellente Compilation einer Band aus Hamilton, Ontario. Enthalten ist das in allesamt noch recht junger Vergangenheit erschienene Material von einem Demo, zwei EPs und zusätzlich gibt's noch ein paar bislang unveröffentlichte Songs oben drauf. Soundmäßig passt das gut in in eine Reihe mit verschiedenen anderen derzeitigen Bands, welche die Tugenden von Garage, Fuzz und Powerpop vereinen. Also z.B. Bad Sports, Tommy and the Commies, Radioactivity, Booji Boys… you name it.
Steilen Scheiß veranstaltet diese New Yorker Band auf ihrem Debütalbum in Form eines etwas surreal anmutenden Sounds aus Post- und Hardcore, Post-, Blues- und Cowpunk. In etwa wie ein gemeinsamer Fiebertraum von Wymyns Prysyn und Gun Club. Ein stilistischer Frankensteinbastard, wie ich ihn so bislang noch nicht zu hören bekam. Und dabei so aus einem Guss, dass die Grenzen zwischen den Songs zunehmend verfließen, was letztendlich nur noch weiter zur unwirklichen Atmosphäre der Platte beiträgt.
In physischer Form ziemlich schnell abverkauft und daher endlich auch digital zu bekommen: Die aktuelle EP der Punks aus dem britischen Crawley. Da weiß man, was einen erwartet - nämlich zeitlosen, einfach gestrickten DIY-Schrammelpunk mit sympathisch kantiger Attitüde, wie in derzeit niemand besser hinbekommt.
…und gleich noch mal Sounds in der Gegend von Noise Rock und Sludge Punk; und zwar von jener Band aus Bologna, die vor geraumer Zeit schon auf einer Split 7" mit Tropical Trash sehr gefiel und die nun eine ebenso kurze und schmerzhafte Debüt-EP des mal mehr, mal weniger primitiven Lärms hinterher schiebt.
Hätte man mir diese Splitscheibe zweier Bands aus Leesburg und Chicago als ein volles Album einer einzigen Band verkauft, wäre mir - abgesehen von etwas unterschiedlicher Fidelität der Produktion - überhaupt nichts aufgefallen, so sehr ähnelt sich der Sound von Football und White Savage. Beide Bands bewegen sich selbstbewusst im Umfeld von Garage und Psychedelic, Noise Rock, Sludge Punk und ein wenig Postcore, dabei lassen sie aber auch gar nix anbrennen. In verschiedenen Momenten erinnert mich das z.B. mal an The Blind Shake, ein anderes mal an Hot Snakes. Knallt ganz vortrefflich.
Die Ein-Mann-Band Abstract Sense aka Ozan Bodur, der hier vor nicht allzu langer Zeit ja schon mit einer sehr, sehr starken Debüt-EP überraschte, hat jetzt offenbar seinen Wohnsitz von Istanbul nach Brüssel verlegt. Da möchte man ja gerne mal auf 'ne Tasse Kaffee vorbeischauen. Nicht zuletzt, weil in Brüssel musikmäßig eh immer einiges zu gehen scheint.
Sein erster Langspieler nimmt jedenfalls die Fäden dort wieder auf, wo er bei der EP aufgebört hat, weitet aber sein klangliches Spektrum auch weiter aus, kokettiert in z.B. in Jizz Jazz mit dem titelgebenden Genre oder taucht in Withdraw auch mal in psychedelisch-abgespacete Sphären ein. Ansonsten dominiert aber weiterhin seine markante Mischung aus Noise Rock, Post Punk und 90er Indierock, die von seiner mitreißenden und noch mal ein ganzes Stück ausgefeilteren Gitarrenarbeit irgendwo zwischen Wipers, Sonic Youth und Spurenelementen von Kurt Ebelhäuser (insbesondere sehe ich mich an frühe Scumbucket erinnert) das besondere Etwas verpasst bekommt.
Hier mal drei Veröffentlichungen, die in der einen oder anderen Art ganz gut zusammen passen. Erstmal wäre da schon wieder ein neuer Release um Connie Voltaire of Neo Neos fame. QQQL heißt sein neuestes Projekt und anders als erwartet ist er diesmal nicht alleine am Werk sondern QQQL sind ein Trio, was unvermeidlich für dreifaches Chaos und von meiner Seite für potenziertes Wohlgefallen sorgt.
Außerdem ist auf Voltaires Label Another Label erstmals eine Platte erschienen, an der er selbst nicht beteiligt war. Dummy ist das Soloprojekt eines gewissen Sean Alberts und dessen erste EP gefällt mit Synth- und Garage Punk, der Vergleiche zu Mark Cone, Wonder Bread, Powerplant oder Skull Cult nahelegt.
Und letztgenannte haben passender Weise ebenfalls eine neue EP im Angebot, die man im Vergleich zum früheren Output fast schon als kohärent bezeichnen könnte und die obendrein mit einer brillianten, ganz schönen Wind erzeugenden Talking Heads-Coverversion glänzt.
Resteverwertung aus dem Hause Neo Neos. Die Krümel vom Tisch sind reines Gold und ich nehm eh alles von Herr Voltaire. Einmal ins Mikro gefurzt: Wieder ein paar Dollar verdient. Rückwärts fast so gut wie vorwärts. Glaubst mir nicht? Guckste hier: