Also was das bisherige Schaffen der Band aus Leeds angeht hab ich noch deutlichen Nachholbedarf. Aber auch kein Wunder, hat sich die Band doch zwischenzeitlich für ein paar Jahre aufgelöst und bringt jetzt ihre erstes Album seit acht Jahren an den Start. Das ist aber gar nicht so unvorteilhaft, denn so haben sie den Hype um ähnlich gelagerte Bands verschlafen und überlebt, der kurz danach um sich griff. Und nach dem die ganzen Trittbrettfahrer langsam in der Gosse der Bedeutungslosigkeit versickert sind, ist ihre neue Platte einfach ein sehr erfreuliches, wenn auch konventionelles Stück oldschooliger C86-Indie-Powerpop, der deutlich an die unvermeidlichen J&MC oder Lilys erinnert, oder natürlich an die inzwischen auch ziemlich belanglos gewordene Band mit den reinen, schmerzenden Herzen.
Diese tolle Garagenperle ist mal total an mir vorbei gegangen, als sie vor einem Jahr auf Teenage Menopause erschien. Eine Platte voller fuzzgeladener Highlights hat die pariser Band eingeprügelt, die mich ein bisschen an Manatees oder Abandos erinnert.
Das Punktrio Midnight Plus One kommt aus dem Städtchen Carrboro in North Carolina. Ein unwiderstehliches Album voller wandlungsfähigem Postpunk haben sie da beschert, das gekonnt Zuckerbrot und Peitsche beherrscht, das Wechselspiel von relativer Räudigkeit und gelegentlich geradezu Honigsüßen Melodien. Erinnert mich etwas an Bands wie Twisted, Negative Scanner und VEXX.
Tausendsassa Ian Svenonios. Bekannt als Frontmann von Bands wie (unter anderem) Nation Of Ulysses, The Make Up, Weird War und Chain And The Gang, als Kolumnist und Autor von so schlauen wie ironisch-ernstgemeinten Büchern wie Supernatural Strategies for Making a Rock 'n' Roll Group, als gefragter DJ, Moderator der höchst ungewöhnlichen Talkshow Soft Focus und jetzt offenbar auch als Regisseur ist er längst die personifizierte Rock'n'Roll-Dekonstruktion für Menschen mit Hirn.
Jetzt also mit seinem Projekt XYZ. Das ist eigentlich gar nicht so neu, die Platte erschien schon letztes Jahr in Europa, fiel mir aber erst jetzt anlässlich des ganz frischen US-Releases auf. Svenonius gibt hier die gewohnt absurde Comicfigur ab, sonnt sich dabei aber in einem sexy minimalistischen Sound aus elektrischen Beats und Synths vermengt mit sonnigen Surf- und Fuzzgitarren. Muss man einfach lieb haben, den schrägen Pop-Philosophen.
Die New Yorker Band liefert hier ihr bisher bestes Album ab. Ihren warmen, melodischen Indierock hab ich schon spätestens seit dem 2013er Album Rapid Reality ins Herz geschlossen, aber auf Universal Coolers haben sie im Songwriting deutlich zugelegt. Die Platte ist um einiges konsistenter und frei von Füllern. Einfach schön, das.
Brilliantes Zeug aus Bristol. Spectres spielen eine eigenwillige Mischung aus Shoegaze, Noise und düsterer Psychedelia. Das alles vermengen sie zu einem schweren, atmosphärisch dichten Brocken. Der Opener lärmt in in etwa so los als hätte man das Debüt von A Place To Bury Strangers mit frühen Black Rebel Motorcycle Club und etwas Sonic Youth oder Swervedriver verschmolzen. In anderen Momenten kann man sich auch an My Blody Valentine's "Isn't Anything"-Phase oder die Psych-lastigeren Momente von Disappears oder Black Angels erinnert fühlen.
Hypermotorisches Postcore-/Noiserock-Zeugs aus London. Orientierungspunkte wären z.b. die alten Säcke Hot Snakes, aktuelle Noise-Sachen á la Wymyns Prysyn, Greys, Low Fat Getting High und auch ein kleines bisschen Fugazi oder Faraquet. Die Platte ist eine Wucht, von Anfang bis Ende.
Band aus Chicago. Spielen mitreißend eingängiges Zeugs, das etwa den Hook- und Melodieseligen Punkrock der Red Dons durch eine dreckige Pfütze aus Garagenpunk schleift und gelegentlich auch mal entfernt an Wipers, Radio Birdman oder Wire erinnert. Oder an die Garagenpunker Daylight Robbery, von denen hier auch einer seine Finger mit drin hat.
Vorzüglicher Instrumentalkrach von einem Trio aus Istanbul. Irgendwo zwischen Noise, Postpunk und experimentellem Geschredder, kratzt das sehr gründlich den Putz von der Decke.
Die Krawalltruppe aus Memphis haut mal wieder eine EP raus, diesmal nicht auf Goner sondern bei der nicht minder berüchtigten Plattenpresse Castle Face Records. Hier toben sie sich wieder ein ganzes Stück aus rauer und simpler aus als auf dem etwas experimentierfreudigeren letzten Album Midnight Passenger. Und verteidigen damit ihren Ruf als unzähmbare Urgewalt und eine der gegenwärtig besten Bands auf der Schwelle von Post- und Garagenpunk.