So einige sonnenscheue Geschöpfe sind ja in den letzten Jahren aus der trüben Dark Punk / Death Rock-Revival Pfütze gestiegen und trotz einiger klarer Höhepunkte hält sich mein Interesse doch meistens in Grenzen aufgrund der Gleichförmigkeit, die von den meisten dieser Bands an den Tag gelegt wird. Selten aber kam mir eine derartige Konsequenz und radikale Vision unter wie auf dem zweiten Minialbum von Heterofobia aus Monterrey, Mexiko. Ihr roher und ungewaschener Deathcore ist das ideale Gegengift für die weitgehende Sterilität des Genrespektrums.
Das erste Tape der Basic Dicks aus Oxford präsentiert eine für Genreverhältnisse ungewohnt rohe, direkte, ungefilterte Spielart von Postcore. Little Ugly Girls kommen mir dabei in den Sinn.
Ordentlich reingehenden Garage Punk lässt hier eine Berliner Band auf ihrem zweiten Langspieler rotieren, der regelmäßige Surfeinflüsse auf einen tendenziell eher australisch klingenden, z.B an The Living Eyes erinnernden Gesamtsound prallen lässt, dabei aber auch Platz für postpunkige Vibes übrig hat und dann ein wenig nach Uranium Club, Patti oder Marbled Eye klingt. Obendrein gibt's in Form von Malheur auch noch einen gelungenen funky New Wave Abflug zu bewundern.
Schön lässig daher geschrammelten, rumpeligen Garage Punk serviert diese Band aus Toronto auf ihrer aktuellen EP und wird damit beispielsweise bei Menschen auf Gegenliebe stoßen, die auch Erik Nervous, Suburban Homes oder Neo Neos tolerieren können.
Drei Spacken aus Santa Fe, New Mexico zünden auf ihrer Debüt-EP eine voll geladene Songkanone aus Schrammelfolkpowerpoppunk. Auf lyrischer Ebene hat das mehr Schaden als auf ein Dach passt und musikmäßig könnte man mit bestem Gewissen Vergleiche zu Bands wie TV Personalities, Dead Milkmen, The Pooh Sticks oder späteren Mekons bemühen.
Astreiner Scheiß aus Mexiko, mit dem ich in diesem Moment echt mal nicht gerechnet hätte. Ein melancholischer Sonnenuntergang am Surferstrand trifft hier auf den Noise-/Jangle Pop und Proto-Shoegaze aus der britischen C86-Schule, erweitert um die tendenziell etwas psychedelischen Ausschweifungen des neuseeländischen Flying Nun-Universums der 80er Jahre.
Auf EP numero zwei lassen Noughts aus Melbourne den auf dem Vorgänger noch deutlicher vorhandenen Postpunk weitgehend hinter sich und verschieben den Sound stärker in Richtung Noise Rock und Postcore. Vielfältiger als zuvor, zeigen die neuen Songs aber auch reichlich Zähne und werden von der Band auf zunehmend elaborierten Konstrukten platziert. Klare Ähnlichkeiten hat das nach wie vor zu Bands aus ihrem lokalen Umfeld wie Batpiss oder Bench Press.
Das Postpunk-Trio aus Marseille hatte schon mit seiner letzten EP vor drei Jahren einen ausgezeichneten Eindruck hinterlassen und auch der neue Langspieler weiß zu gefallen. Ihr Sound hat sich dabei nicht nennenswert verändert, behält sich eine distanzierte Kühle, ein maschinelles Kalkül vor. Paradoxer Weise ist die Sache dabei auch catchy as fuck. Über eine ganze Albumlänge kann das in seiner konzeptionellen Gleichförmigkeit schon mal die Geduld strapazieren, aber ich würde ihnen mal unterstellen dass diese Eigenschaft auch genau so gewollt ist. Maschinen werden niemals müde.
Nach einer ganz schön langen Unterbrechung ist via Upset The Rhythm das zweite Album der Londoner zu bekommen. Das kehrt den LoFi-Dreck des Vorgängers etwas beiseite, lässt stattdessen einen deutlich entschlackten, so verschrobenen wie charmanten Postpunk-Sound in seiner vollen Pracht erstrahlen. Der hat diese Ablenkung durch garagigen Knarz auch gar nicht mehr nötig und erinnert stark an alte britische Pioniere wie Desperate Bicycles, frühe Mekons und Swell Maps. Da kann ich es ihnen nicht mal übel nehmen, wenn sie sich in Bring Back British Rail kackdreist das Ex Lion Tamer-Riff von Wire ausborgen. Aktuell könnte man das ganze auch mit Bands wie Shark Toys oder Italia 90 in Verbindung bringen.
Die spanische Szene ist derzeit ja ein exzellentes Pflaster wenn es um lärmendes Punkzeug der kaputten und durchgeknallten Art geht und Vermute aus dem Küstenstädtchen Benicarló sind eine weitere Band wie gemacht, um diesen guten Ruf zu untermauern. Mit dissonantem Geschredder zwischen Noise Rock, Post Punk und (Neo-)No Wave attackiert ihre erste EP das Trommelfell, versprüht dabei noch einen ungeheuren Spaßfaktor und wirkt niemals verkopft.