Okay, neben der Kaleidoscope ist hier gleich eine weitere herausragende Hard-/Postcore-Formation dieser Tage, die gerade einen neuen Langspieler am Start hat. Nach einem eher auf der Postcore-Seite zu verortenden Debütalbum von unglaublicher Schubkraft und einem deutlich chaotischeren, raubeinigeren Nachfolger scheint die Band aus Stevenage, UK seit der letzten EP den gesunden Mittelweg zwischen den Extremen gefunden zu haben. Zu erwähnen, dass sie dabei auf die Scheiße hauen wie kaum eine Band derzeit ist ja schon Eulen nach Athen tragen und ebenso, dass sie nahezu perfekt die Gegenwart des Postcore auf den Punkt bringen, vollständig im Hier und Jetzt verankert klingen ohne dafür irgendwas bahnbrechend neues erfinden zu müssen.
Es handelt sich bei dieser Band aus Kansas City um ein Projekt von Ian Teeple, der unter anderem bei Warm Bodies und BB-Eye seine Finger mit drin hat und zuletzt schon mal als Natural Man & The Flamin' Hot Band mit einer guten EP auf Neck Chop Records aufgefallen ist. Wer mit den genannten Acts vertraut ist, ahnt schon dass es auch auf dem ersten Langspieler der Band nicht allzu langweilig zugehen kann. Ein erwartungsgemäß recht exzentrischer Mix aus Post- und Garagepunk mit leicht New-Waviger Note und passendem Saxofongequietsche ist hier am Start, den man z.B. als eine seltsame Verschmelzung von Erik Nervous, Pill und Andy Human & The Reptoids beschreiben könnte.
Kaleidoscope aus New York stechen schon seit einigen Jahren als eine der spannendsten Hard-/Postcorebands der Gegenwart heraus. Die Mitglieder verdingten sich in der Vergangenheit bei Bands wie Ivy, Deformity und JJ Doll - ja auch alles nicht die langweiligsten Acts - und auf ihren bisherigen EPs konnte man sich nie so ganz sicher sein, was sie einem dieses mal vorsetzen würden; so konnte der ungeschliffene Hardcorepunk ihrer frühen Veröffentlichungen mal eine etwas postpunkige Richtung einschlagen, ein anderes mal mit psychedelischen Sounds, dreckigem Garage- und Acid Rock versetzt sein. Von all dem finden sich auch auf ihrem ersten Langspieler subtile Echos wieder, aber vor allem darf man feststellen, dass sie dabei noch nie so kompakt, selbstbewusst und druckvoll geklungen haben mit einem endlos popotretenden Postcore-Sound, den ganz besonders Freunde von Institute und Bad Breeding zu schätzen wissen werden. Aber von den genannten Bands heben sie sich dann wiederum auch problemlos ab mit einer nach wie vor ausgesprochen breiten Palette an Einflüssen und Stilmitteln. Da besteht kein Zweifel, dass wir von denen noch öfter hören werden.
Die vor geraumer Zeit erschienene Cassingle der Band aus Melbourne weckte als erster Teaser schon ganz ordentliche Erwartungen an ihr Debütalbum, aber so einem konsistent hohem Qualitätslevel hatte ich dann doch nicht gerechnet. Die grundlegenden musikalischen Koordinaten bleiben aber die gleichen; es gibt Post Punk von ungewöhnlicher Quirligkeit zu bestaunen, dessen geradezu leichtfüßige und dennoch knackige Grooves ganz Genre-untypisch sogar eine vorsichtige Menge Spaß genehmigen. Dass die Platte dabei nie albern oder käsig klingt ist einer bombenfesten, sorgfältig ausbalancierten Songarchitektur zu verdanken. Aktuellen Bands wie Crack Cloud oder The World steht das nicht ganz fern.
Eine ausgezeichnet stinkende Lärmoffensive von einer Band aus Lexington, Kentucky hat das lokale Fanzine/Label General Speech da auf die Reise geschickt. Das Ding operiert irgendwo im Spannungsfeld von zeitlosem KBD-/Garagenlärm und altem Westküstenpunk; aktuellen Krawallmachern wie Crisis Man, Advlts oder Piss Test, einem gelegentlichen Angry Samoans-Vibe und dem hirngefickten Wahnsinn von Mentally Ill.
Frankreich ist jetzt nicht so das Pflaster welches ich normal mit dieser Art von Postpunk in Verbindung bringen würde, aber diese Band aus Rennes ist fraglos ein bereits sehr schmackhaft anmutendes Früchtchen. Das hat sicher noch ein paar Tage an der Sonne nötig um sein volles Aroma zu entfalten, macht aber auch im gegenwärtigen Stadium schon ordentlich was her.
Speck aus Los Angeles stachen schon auf ihrer ersten EP Psycho Babble im letzten Jahr deutlich aus der Masse heraus, indem sie ihren Postpunk - der damals vielleicht ein bisschen an Bruised erinnerte - mit einem für's Genre eher ungewohnten psychedelischen Unterton anreicherten. Davon ist auf der neuesten EP nicht mehr viel zu vernehmen. Stattdessen hat ihre Musik seitdem eine satte Ladung Hardcore-Kawumms und Noise in sich aufgesogen, was in dieser Kombination ein bisschen an Anxiety oder Acrylics erinnern mag, und will sich auch sonst nicht allzu sklavisch an etablierte Genre-Strickmuster halten. Spannende Band.
Diese EP von einer Band aus Padang, Indonesien transportiert Garage Punk der schön fluffig-kruden Sorte, der unter anderem sicher auch Genießern von Erik Nervous, R.M.F.C. oder New Berlin gut in den Kram passt.
Der neueste Output auf ETT kommt aus Berlin und hat mal wieder ein paar Mitstreiter transkontinental einschlägiger Namen wie etwa Vexx, Cuntroaches, G.L.O.S.S. mit von der Partie. Ihre Debüt-EP liefert nach einem schon ausgesprochen unentspannten Demo eine einzige Reizüberflutung an derbe grobmotorischem Hardcore der Marke Kopfschuss. Platsch!
Schick rumpelndes Zeug von einer Band aus Vancouver. Was einem da auf ihrer ersten EP entgegengeplärrt kommt riecht stark nach einer Verschmelzung von zeitgenössischem Garage Punk mit ultraklassischem DC-Hardcore, ziemlich genau auf halber Strecke zwischen Minor Threat und Gray Matter.