Der Nachfolger zum sensationellen letztjährigen Debüt-Tape AN/AL des New Yorker Garage Punk-Zauberers Jean Mignon hat etwas weniger stilistische Vielfalt an Bord als jenes, gleicht das aber vollkommen aus durch einen durchweg empfindlich erhöhten Energielevel seiner schnörkellosen Garage Punk-Klopper hier, unaufhaltsam vorangetrieben, hochentflammbar und mit mehr als nur einem Hauch von Proto Punk im Allgemeinen und der New Yorker Szene ca. '74-'77 im Speziellen.
Das Label Spared Flesh Records aus Portland hat sich innerhalb von gerade mal zwei Jahren als eine echte Schatztruhe der unkonventionellen Garage- und Post Punk-Qualitätsware etabliert und diese Kassette hier macht da keine Ausnahme. Society ist das Soloprojekt eines gewissen Sims Hardin, der ansonsten auch schon als Teil etwa von Mesh und Toe Ring echte Treffer gelandet hat. Auch die letztjährige All Flies Go To Hell EP gehörte ganz klar in diese Kategorie und der neueste Streich knüpft nahtlos an dessen verschrobenen Charme an in einem Sound irgendwo zwischen den seltsamen Welten der '80er DIY- und Kassettenkultur an den Randzonen von Garage-, Proto-, Post- und Art Punk. Stellt euch eine Fusion aus Modern Lovers, frühen Mekons, The Fall und Desperate Bicycles vor und ihr seid ungefähr auf der richtigen Fährte. Oder aber, wenn's auch was jüngeres sein darf, bieten sich die rustikalen Jams von Honey Radar, Far Corners, Germ House und frühen Woolen Men als taugliche Vergleiche an sowie die Proto-trifft-Post Punk-Experimente von Shark Toys und New York's Peace De Résistance.
Wie ihr es sicher schon vermutet anlässlich einer neuen LP der Band aus Detroit, gibt es darauf wenig überraschendes zu hören und das geht absolut okay in dieser speziellen, lokalen Geschmacksrichtung des Garagenkrawalls. Was den eher traditionellen, klar in Stooges und MC5 (…und vieleicht noch ein bisschen Feedtime?) verwurzelten Garage Punk anbelangt, geht es kaum besser in Sachen ungezügelter, primitiver Energie - das ist genau die Art von Platte, die in erster Linie mit roher Gewalt überzeugt und ja, ich fühle mich jetzt durchaus gerettet oder anders ausgedrückt: Aua!
Eine entzückende Ladung relaxter, jederzeit etwas schief liegender Psychedelic- und Garage Punk-Jams von einer Band aus Toronto. Das hat durchaus einen gewissen US Protopunk-Vibe und darüber hinaus einen unübersehbaren Space-/Acid Rock-Einschlag, was ein bisschen rüberkommt wie 'ne Mischung aus den noch recht frischen LPs von Jean Mignon, Peace de Résistance oder auch geringfügig älterem Scheiß von Faux Ferocious oder frühen White Fence. Geht ja mal sowas von klar, das!
Garage Punk mit einer seltsamen thematischen Fixierung auf Mopeds und Arschlöcher von einem New Yorker Typen, der hier auch stark nach seiner Heimatstadt so ca. '73-'77 klingt, irgendwo im groben Umfeld der Dolls, Modern Lovers und Dead Boys mit zusätzlichen Echos der weiteren frühen US-Szene á la Pagans, Black Randy and the Metrosquad in den relaxteren Momenten und einer klaren Kante der australischen Szene, von The Saints und Radio Birdman, in den wilderen Songs.
Nach einem noch etwas durchwachsenen Erstling im letzten Jahr ist das neueste Album der Berliner mal ein massiver Sprung nach vorne in so ziemlich jeder Hinsicht - die Songsubstanz ist hier durchweg erste Wahl und spiegelt sich in einer wuchtigen, tighten Performance, festgehalten in einem Mid-Fi Sound der ihnen ebenfalls deutlich besser steht. Soundmäßig bedient man sich klar aus einer langen Abstammungslinie des Proto- und oldschooligen Garage Punk - offensichtlich natürlich Stooges, MC5 oder Death und nicht weniger prominent gucken auch Dead Moon und etwas Wipers um die Ecke. Besonders scheinen aber australische Bands wie Saints, Radio Birdman, Scientists ihre Spuren zu hinterlassen, ganz zu schweigen von dem Fuzzpunk One-Hit-Wonder God, das seinerzeit scheinbar über die Laufzeit einer einzigen göttlichen A-Seite aufflammte und ausbrannte, um dann nie mehr dessen Klasse zu erreichen. S.U.G.A.R. hingegen zeigen noch keine Abnutzungserscheinungen sondern liefern hier acht mal astreine Qualität ohne Ausfälle.
Als die verzaubernde 2020er Debüt-EP dieses New Yorker Typen gelandet war, hatte ich noch keinen blassen Schimmer, wer hinter diesen entrückten Klängen stecken könnte. Stellt sich heraus: Es ist niemand geringeres als Moses Brown, anderweitig bekannt als die Frontsau von Institute. Macht irgendwie Sinn, rückblickend… keine Ahnung warum ich da nicht selbst drauf gekommen bin. Auf dem ersten Langspieler entfaltet sich jetzt ein etwas vollkörniger, aber nach wie vor ziemlich minimalistischer Sound in voller Bandbesetzung, der einfach wunderbar fehl am Platz wirkt - eine nebulöse Zeitkapsel falscher Erinnerungen, die frühe Stränge des Proto-, Art- und Post Punk zu einem plausibel wirkenden Mandela-Effekt verwebt.
Viereinhalb spaßige Schrammelorgien der stark Proto Punk-inspirierten Machart von einemTypen, der zufällig auch bei Toe Ring mit am Werk ist. Das Zeug klingt ein bisschen nach 'ner Mischung aus Peace De Resistance, Woolen Men und Honey Radar plus einem Hauch von Modern Lovers.
Na das ist ja mal ein bemerkenswerter Scheiß hier. Der minimalistische Garage Rock auf dem Tape eines New Yorker Typen (oder einer Band, ist etwas unklar) klingt geradezu wie ein verlorenes Protopunk-Relikt, würde aber auch auf einer typischen Messthetics-/Homework Compilation nicht weiter auffallen. Die eingeschrumpfte Percussion, abgekämpften Vocals, spärlichen Arrangements und Lo-Fi Produktionswerte verleihen diesen Songs eine ganz spezielle Qualität, die gleichermaßen roh und schlaftrunken rüberkommt.
Dieses Tape von Super X aus Melbourne ist inzwischen alles andere als neu, aber auch viel zu gut um hier nicht erwähnt zu werden. Darauf entfaltet sich ein Klangspektakel, bei dem alter Garage-/Proto Punk á la Stooges der Fun House-Ära auf abgespacete Sounds zwischen Destruction Unit und frühen Telescopes trifft, auf dem Weg aber auch noch ein paar Spuren von kontemporärem Post Punk mitschleift.