Fluid To Gas aus Bonn haben ihren Postcore schon gespielt zu einer Zeit, da wusste meine dumme, kleine Teenagerseele noch gar nicht was Postcore ist. Oder Hardcore überhaupt. Punk? War ein Begriff, aber ich noch nicht auf den Geschmack gekommen.
Das letzte Album der Band war von 2006. Hätte ich eigentlich mitkriegen können. Dummerweise war ich da mit ganz anderen Problemen beschäftigt, hatte gerade meine Plattensammlung verkauft, erholte mich langsam von einem sowohl Psychischen als auch materiellen Zusammenbruch, übernachtete auf 'ner Isomatte in einem Büro und fragte mich, wie zum Henker ich jetzt wieder ein festes Dach über'm Kopf organisiert bekomme. Keine Kapazitäten frei um eine wenig bekannte Band aus der ehemaligen Hauptstadt für mich zu entdecken.
Schlechtes Timing zum dritten: Zehn Jahre später veröffentlichen Fluid To Gas eine neue EP, zu einer Zeit, in der sich das Zielpublikum für klassischen Postcore praktisch in Luft aufgelöst hat. Oder auch gutes Timing: Ich bin noch da und höre jetzt zum ersten mal zu. Und mit dem, was ich da höre kann ich mich durchaus anfreunden. Postcore, der alten Männern Spaß macht und auch ein bisschen so klingt als wäre die Zeit irgendwann in den Neunzigern stehen geblieben. Zum Beispiel hat das so einiges von Shudder To Think, von Jawbox, Smart Went Crazy oder Q And Not U, plus vereinzelte Einsprengsel vom Emocore der ersten und zweiten Welle. Geht klar, das. Und in zehn Jahren gerne wieder!