Reichlich eigenwilliges Zeug - wie es in dieser Unverfrohrenheit eigentlich nur der australischen Szene entspringen kann - knallen uns 208L Containers aus der tasmanischen Hauptstadt Hobart vor die Füße. Ein schrammeliger Mix aus Fuzz- und Garagepunk, der gerade deshalb seinen besonderen Charme entfaltet, weil alle beweglichen Teile irgendwie fehl am Platz wirken ohne dass die Maschine dabei abschmiert.
Das Demo dieser Band aus Los Angeles macht schon mal einen sauguten ersten Eindruck mit fünf kleinen Sprengladungen in der Grauzone zwischen Garage Punk und oldschooligem Hardcore, dem man außerdem einen leichten KBD Weirdopunk-Vibe unterstellen mag.
Nach einem Demo und einer EP ahnt man inzwischen, dass der Sound von Disjoy aus Cardiff sich auch auf EP numero Zwei nicht großartig verändern wird. Das hat in diesem Fall auch nichts schlechtes zu bedeuten. Ihr simpler, donnernder Postpunk mit der Extraladung Noise und leichtem Goth-/Death Rock-Einschlag bleibt eine ultra-straighte, arschtretende, eben verlässliche Angelegenheit und gefällt mir damit besser als 99% der Bands, die im Zuge der aktuellen Dark Punk-Welle angeschwemmt werden.
…und gleich noch mal so eine Spätzünderband. Schlappe sieben Jahre nach der letzten Platte haben die Instrumental-Postcore-/Mathrock-Veteranen aus Atlanta ihren vierten Langspieler am Start. Ehrlich gesagt hatte ich die Band nie so wirklich auf dem Schirm. Bei der nachträglichen Begutachtung ihrer früheren Alben fällt mir jedoch auf, wie sehr diese aus heutiger Sicht nach einem Produkt ihrer Zeit klingen. Gerade als das Mathrock-Genre seinen Exzess aus ungeraden Takten und überladenen Strukturen etwas zu sehr auf die Spitze trieb und nur Minuten später in seinem eigenen Arsch aus vorhersehbarer Komplexität-um-ihrer-selbst-Willen stecken blieb. Umso erstaunlicher ist, wie wenig das auf der neuen LP der Fall ist - die neuen Songs machen einen durchweg sehr zeitlosen Eindruck. Die Strukturen und Arrangements klingen deutlich entschlackt und aufgeräumt, haben mehr Hand und Fuß als je zuvor, während eine ebenso schnörkellose wie auch klare Produktion eine saumäßig tighte Band einfängt, die über die Jahre nichts von ihrer Spielfreude eingebüßt hat.
Mit den Postpunkern aus Sydney hatte ich eigentlich nicht mehr gerechnet, sind seit ihrer letzten Veröffentlichung ja auch schon um die fünf Jahre vergangen. Jetzt sind die jedenfalls zurück mit ihrem zweiten Album, jeder Menge solidem bis starkem Songmaterial und einem - von der etwas besseren Produktion abgesehen - weitgehend unveränderten Sound. In der etwas übervölkerten Postpunk-Landschaft von 2019 klingt das fraglos weniger originell und eigen als noch vor ein paar Jahren, steht qualitativ aber nach wie vor sicher auf eigenen Beinen. Nur den Autotune-Gesang in Gabbertron hätten sie sich mal sparen sollen…
Eine hochkarätige Supergroup von diffuser Herkunft geht auf diesem Tape via Quality Time Records und Refry Records an den Start. Mit dabei sind unter anderem Leute von OBN IIIs, Vaguess (the man himself) und Ricky Hell & The Voidboys (ditto). Soundmäßig geht's - etwas unerwartet - eher postpunkig zu, mit gewissen Ähnlichkeiten zu Sievehead oder Criminal Code, aber auch ein garagiger Vibe der Marke Sauna Youth lässt sich da irgendwie erahnen.
Hier gleich noch mal Post Punk aus dem Berliner Umfeld mit einigen der üblichen Verdächtigen an Bord. Das Zeug ist etwas simpler gestrickt, der Zeiger schlägt tendenziell etwas in Richtung Death Rock aus und erwartungsgemäß werden dem besagtem Genrespektrum keine neuen Erkenntnisse abgewonnen. Dafür operiert die Band aber auf tadellosem Niveau und kann nicht zuletzt aufgrund einer trittsicheren, routinierten Darbietung überzeugen.
Das zweite Album der Berliner setzt konsequent die bisherige Entwicklung der Band fort. Nach der rohen Energie der ersten 7" und dem etwas konventionelleren Post Punk des Debütalbums - das seinerzeit wie vielleicht keine andere Veröffentlichung den Sound der Berliner Schule auf den Punkt brachte, falls es so etwas gibt - finden sich auf Album Numero zwei deutlich gereifte Songs wieder, die den Spagat meistern einerseits noch mal den Düsterfaktor zu erhöhen, andererseits aber auch geradezu catchy rüber zu kommen.
Vorzüglich popoverdreschender Hardcorekrempel aus der Nashville, Tennessee. So etwa frühachtziger kalifornische Schule um einen räudigen Garagenvibe angereichert. Außerdem hat's auch parallelen zur noise-infizierten Dissonanz aktueller Bands wie Acrylics und die versiffte LoFi-Produktion setzt diesen Sound genau ins richtige Licht.
Erik Nervous fiel mir erstmals vor vier Jahren mit einem wunderbar abgefuckten Demo aus schrägem Lo-Fi Garage Punk und einer leicht new wavigen Note auf. Seitdem hat der Typ die eine oder andere solide EP rausgehauen, fiel zuletzt mit einer netten Devo Cover-EP und einer Split 7" mit Neo Neos auf, letztere stellte auch das Debüt seiner Backing Band The Beta Bockers dar. Eine explosive Kombi, die auf seinem ersten Langspieler zu ihrer vorläufigen Bestform aufläuft. Recht variabler Garage Punk ist das, mit der erwähnten New Wave-Kante und ausgereiftem Songmaterial, das immer für eine Überraschung gut ist. Hat mal was von Andy Human & The Reptoids, aber auch der quirlige Post Punk von Patti kommt mir vereinzelt als Vergleich in den Sinn oder eine sehr krude Variante der Lithics. Obendrein lässt man in Blasted Heath mal ganz schamlos den Synthpopper raushängen und gecovert wird auch mal wieder - diesmal werden Siouxsie and the Banshees auf grandiose Art wiederverwertet.