Der Titel suggeriert Fugazi, der Sound auf der Debüt-EP dieser Band aus Chicago klingt dann aber eher mal nach Drive Like Jehu, ein anderes mal nach Smart Went Crazy. Und mit letzterem Vergleich wären wir dann ja doch schon wieder im Dischord-Universum.
Wunderschönes Chaos auf der Debüt-EP einer Band aus Austin. Der Opener klingt in etwa als würden Angst und frühe Meat Puppets von Saccharine Trust in den Ar*** gef***t. Solche Folk- und Cowpunk-Elemente finden sich auf dieser Platte immer wieder, aber auch abstrakte LoFi-Experimente zwischen Honey Radar von heute und Unrest von gestern. Jangle- und Artpop, irgendwo zwischen frühen The Clean, Woolen Men und Guided By Voices. Der verschrobene Charme des noch etwas folklastigen Dinosaur Jr.-Debüts. Das sollte so eigentlich nicht funktionieren. Tut es aber. Nicht zuletzt weil hier durchgehend 1A Songwriting-Skills regieren.
Musik, die so stark im Spektrum von Sludge und Doom verwurzelt scheint ist selten mein Ding, aber diese Platte zieht mich dennoch auf ihre Seite und klingt trotz des etwas abgestanden riechenden Genreumfeldes sehr frisch für meine Ohren. Dabei hilft es auch, dass Mothers Dearest aus Wellington, Neuseeland weniger auf der Metal-, als auf der Noise Rock-lastigen Seite operieren. Etwas als hätte man die spröden, stockdüsteren Epen des letzten Alpha Strategy Albums mit einer guten Ladung Neurosis gekreuzt und dabei ein paar Köpfe Amphetamine Reptile geraucht.
Ein sehr passendes Addendum zum vorherigen Post ist auch die vierte und bisher stärkste Cassingle in der Pentalogie (so macht man einen auf Progressive Rock) von Rolex aus Los Angeles. Eine garagig angehauchte Mischung aus Postcore und -punk, bei der jeder einzelne Takt voll ins Schwarze trifft.
Zwei Bands aus Indianapolis geben sich auf diesem Tape die Ehre. The Resource Network machen dabei schon mal einen saustarken Eindruck und bewegen sich zwischen Hardcore, Garage und Post Punk, der in einer perfekten LoFi-Produktion daher kommt. Big Hog mixen dann Hardcore mit Hardcore und einem ähnlich auf Hochglanz geschrubbten Sound, wären dabei gerne Slayer. Auch das hat seinen Charme.
Was ist das denn für ein geiler Scheiß, den uns da eine Band aus Valencia auftischt? Begrüßt einen mit Post Punk in no-waviger Dissonanz und entwickelt sich darauf hin zu einem unberechenbaren Bastard, der einem unvermittelt hereinbrechende Hardcoreattacken, Versatzstücke von 90er Dischord-Postcore, ein bisschen Emogedöns, Mathrock und melodischem Indie Rock der vergangenen Dekade um die Ohren haut. Über all dem schweben die unkonventionellen Harmonien á la Sonic Youth der Daydream Nation-Ära, das verbindende Element welches diese seltsamen Klangkonstrukte zusammenhält. In der Gegenwart könnte man vage Vergleiche zu den Leipzigern Molde bemühen.
Schon anderthalb Jahre sind ins Land gezogen seit die kalifornische Supergroup aus Mitgliedern von z.B. Acrylics, Public Eye, Violent Change und Ceremony bei mir mit einem Demo für eine ausgezeichnete Tageslaune sorgte. Die neue 7" auf Digital Regress macht sofort an gleicher stelle weiter, liefert also Garagepunk mit ein bisschen Hardcore-Sprengstoff ab, der einfach nichts in Watte packt; so etwas in Richtung von Mystic Inane, Lumpy and the Dumpers oder auch mal die erwähnten Acrylics.
Ich hätte ja zuerst mal auf Austin, Boston oder Chicago getippt, aber diese nicht allzu britisch klingende Band kommt doch tatsächlich aus London. Noch viel beeindruckender als diese Tatsache ist aber die disziplinierte, eiskalte Konsequenz, mit der die Typen ihren minimalistischen und monotonen Post Punk zuverlässig mit unaufhaltsam rotierenden, mechanischen anti-Grooves aufladen, ihn letztendlich immer wieder aufs neue mit einer Wand aus Noise kollidieren lassen. Und dass solch repetitive Klangkunst auch in sechzehn Songs und einer für Genreverhältnisse üppigen Laufzeit von einer guten Dreiviertelstunde ums verrecken nicht mal die geringsten Abnutzungserscheinungen zeigt, das macht das kleine Wunder komplett. Oder ist es der perfekt schreddernde Vierspursound, der ihre kantigen Arrangements so treffend zu transportieren vermag?
Wie auch immer, Tense Men haben hier nach zwei noch etwas richtungslosen EPs zu ihrer Essenz gefunden und dieses gewisse etwas eingefangen, das Ideal Meals selbst in der unüberschaubaren Masse an starken Veröffentlichungen ihres Genrespektrums herausstechen lässt. Ein bisschen sehe ich sie in der Nachbarschaft der frühen Rank/Xerox, aber auch die markante Rhythmik von Man Sized Action kommt mir ins Gedächtnis, die sture Brachialität früher The Men, vereinzelt auch mal Mission Of Burma oder ein wenig The Fall der frühen Achtziger. Nur die besten Referenzen also. Mit diesem Ungetüm von einem Album haben Tense Men eine Tür eingetreten und ich kann's kaum erwarten zu sehen, was sich dahinter noch verbirgt.
Ganz prächtiger Lärm aus Madison, Wisconsin. Der spannt gekonnt einen Bogen vom 80er Westküstenpunk zu den Garagensounds von heute und lässt beides dann in einem warmen Bad aus Fuzz Punk und Noisepop á la Male Bonding einweichen.