Krudes Zeug mal wieder aus der wacker den Umständen trotzenden Londoner DIY-Szene. Dairy Classics spielen eine Variante des Postpunk, die sich der Repetition, der weitgehenden Melodieverweigerung und den in letzter Zeit ja häufiger zu vernehmenden Anklängen an die alte No Wave-Schule verschrieben hat. Hätten The Fall ihre Anfänge nicht im Manchester der späten Siebziger genommen sondern in New York, könnte das durchaus ähnlich klingen.
Verdammt geiles Zeug fabrizieren Co-op aus Vancouver da auf ihrem zweiten Tape. Post- und Artpunk kommt einem da entgegen, mit einem gekonnten Spiel aus Melodie und Dissonanz, Noise-lastiger Gitarrenarbeit und einer stark psychedelischen Geschmacksnote. Besonders in der ersten Hälfte dieser EP klingt das ein bisschen als würden Wire durch die Noise-Texturen der frühen Sonic Youth gefiltert. Im zweiten Teil fühle ich mich dann zunehmend and die abstrakten, schleppenden aber hochkonzentrierten Songkonstrukte von Behavior erinnert. Trotz aller Dissonanz, krummen Takten und sonstigen Sperrigkeiten bleiben die sechs Songs aber erstaunlich griffig und zugänglich. Vielleicht ist das die Wirkung des Gesangs von Evan Gray, der als Gegenpol zu all dem eine unglaubliche Ruhe verströmt, den Hörer an die Hand nimmt und sicher durch die verschlungenen Winkel der Musik führt.
Irgendwo im Australischen Niemandsland liegt das keine 2000 Seelen große Kaff Clunes. Aber überall wo man in Australien eine Tankstelle und zwei Häuser mit 'nem feuchten Keller findet, gibt's auch eine Garagenband. Die in Clunes nennt sich Alien Nosejob und hat sich Soundmäßig mehr als nur eine Scheibe bei den Ausmuteants abgeschnitten, bis hin zum Gesang, der Ausmuteants-Frontmann Jake Robertson so zum verwechseln ähnelt, das ich zuerst glaubte ein weiteres Seitenprojekt von ihm zu hören. Da die Band des letztgenannten aber schon länger nichts mehr von sich gegeben hat, geht das als Ersatzdroge mal so was von klar.
Die Noiserocker aus Melbourne haben sich schon vor längerer Zeit aufgelöst und ihre letzten Aufnahmen aus dem Jahr 2015 gammelten bisher unveröffentlicht vor sich hin. Erst vor kurzem wurde das Zeug dann via Bandcamp zugänglich gemacht und herausgekommen ist ein durchweg starkes, letztes Album. Vinylbevorzuger dürfen schon mal nach dem angekündigten Release auf Rejuvination Records Ausschau halten.
Auf dieser EP einer Band aus Brighton bekommt man Post Punk mit einer angenehmen Rumpel-Ästhetik auf die Ohren. Das kann mal an alte Rank/Xerox, Italia 90 oder Negative Space erinnern, vereinzelt (ganz besonders in Dull) kommt auch mal ein gewisser Live Skull-Vibe auf.
Garage Punk aus Leeds. Simpel, druckvoll und effektiv. Könnte man vielleicht als eine Kreuzung aus Flowers Of Evil, frühen Teenanger, Italia 90 und einer Messerspitze von Bad Breeding beschreiben.
Stilvolles Artwork! Die Musik dahinter könnte kaum passender sein in ihrer Mischung aus klanggewordenen Flatulenzen, weißem Rauschen und der vereinzelten braunen Note. Die verantwortlichen wollen scheinbar anonym bleiben, denn ich kann beim besten Willen keine Infos über Herkunft und Beteiligte ausfindig machen. Sollte man verbieten, so was! Und Leute denen Bands wie Soupcans oder Gumming zu lasch sind sollten sich unbedingt mal in dieser einladenden Pfütze wälzen.
Das Debüt-Tape von Dolly aus Philadelphia trifft auf Anbieb meinen Nerv mit einer schön abgehangenen, aber auch immer etwas schrägen Spielart von Garage Punk, die ihre Fühler außerdem etwas in Richtung Noise und Post Punk ausstreckt, dabei großzügig mit den seit geraumer Zeit ja erstmals als hoffähig geltenden Southern-Versatzstücken um sich wirft.
Nach längerer Funkstille geben die Lärmerzeuger aus dem kanadischen London mal wieder ein Lebenszeichen von sich; oder genauer gesagt schon im letzten Sommer, denn so ganz neu ist die Platte jetzt auch nicht mehr. Natürlich bringt ihre Mischung aus Noise Rock und -punk, einem kleinen Spritzer Sludge und Postpunk nach wie vor sehr kompetent die Wände zum Wackeln. Überraschend ist dann aber der oldschoolige, relaxt daherschlendernde Indierocker In Life and Death, der die EP abschließt.
Die Booji Boys aus Halifax, Kanada haben ja schon einige Freunde mit ihrem Debütalbum im letzten Winter gefunden, das mich aber ehrlich gesagt trotz des charmant dreckigen LoFi-Sounds und unverschämt hohen Energielevels nicht so vollends auf seine Seite zu ziehen vermochte. Mit dem kürzlich erschienenen Nachfolger haben sie hingegen einen ziemlichen Volltreffer gelandet, mit einer vergleichsweise klaren, druckvollen Produktion und mit Songmaterial, das deutlich an Profil gewonnen hat. Da kommt schon öfter mal der Vibe von Bad Sports oder frühen Royal Headache auf. Die Platte ist eine hochdosierte Garagepunk-Glückspille, gelöst in zwei doppelten Espresso. Jetzt bin ich wach.