Ghost Guilt - Mating In Captivity
Die zweite EP dieser Band aus Durham macht schon mal eine äußerst sympathische Figur mit drei melodischen Krachern irgendwo zwischen Fuzz Punk und 90er Indie Rock.
Die zweite EP dieser Band aus Durham macht schon mal eine äußerst sympathische Figur mit drei melodischen Krachern irgendwo zwischen Fuzz Punk und 90er Indie Rock.
Die Berliner Noise- und Postpunk-Combo bleibt eine spannende Angelegenheit. Ihr neues Tape geht jetzt einen Tick räudiger zur Sache als schon ihr starkes Debütalbum im Frühling, was meinen persönlichen Vorlieben natürlich sehr entgegen kommt. Der Sound verschiebt sich nun stärker auf die Postpunk-Seite ihrer Gleichung. Teilweise erinnert das stark an Negative Space oder Institute… oder gar an die erste Lower EP, deren Nachwirkungen vor allem in Less deutlich spürbar sind.
Was soll ich sagen… die neue Pisse ist natürlich mal wieder vorzügliche Pisse. Golden shower of hits!
Mit verdammt arschtretendem Post Punk wie er kaum druckvoller sein könnte zieht mich das Debüt-Tape der Eyesøres aus Melbourne vom ersten Moment an auf ihre Seite. Das hat in etwa die kompromisslose Attacke der Pretty Hurts an Bord, den tiefschwarzen Blick von Criminal Code. Außerdem Dark Punk/Death Rock-Versatzstücke á la Haldol und zwischendrin gibt's immer wieder kleine Überraschungen wie die melancholischen, Red Dons-artigen Melodien im Opener oder einen Hauch von Sonic Youth in Golden Soil. Einen derart starken ersten Eindruck hab ich in diesem Genre-Umfeld schon länger nicht mehr geboten bekommen.
Die nicht nur von mir hochgeschätzten Royal Headache sind schon länger nicht mehr, aber ihr Sänger Shogun meldet sich nun mit neuer Band im Rücken und einer 7" zurück, deren A-Seite abgesehen von einem vergleichsweise polierten Sound vieles zurückbringt, wofür man Royal Headache liebgewonnen hatte. Etwas weniger Garage, dafür mit einem leichten Radio Birdman-Vibe. Deutlich schwerer macht es mir die B-Seite. Der liegt zwar auch ein starker Song zugrunde, dessen Darbietung riecht mir dann aber doch etwas zu sehr nach fader Alternative-Brühe und kann nur durch Shoguns bemerkenswerte Gesangsperformance noch rausgerissen werden. Mal auf einen Langspieler warten…
Zwei neue Veröffentlichungen aus Portland und dem Mikrokosmos um die Woolen Men und Honey Bucket. Deren Raf Spielman respektive Matt Radosevich sind auf einigen Tracks des neuen Albums der Mope Grooves zu hören, bei denen es sich aber vor allem um ein Projekt von Stevie Pohlman handelt, der wiederum mit den beiden erstgenannten die Shop Regulars bildet. Verwirrend, ich weiß.
So weit weg klingt das von keiner der genannten Bands. Exzentrischer, häufig abstrakter Postpunk also, der zwischendrin aber auch ein geschicktes Händchen für tolle Melodien zeigt und einen ausgesprochen rustikalen Vibe versprüht. Etwas anders als besagte Gruppen liegt hier soundmäßig aber ein ungewohnt starker Fokus auf Analogsynths, Orgeln und anderen antiquierten Tasteninstrumenten.
Alle drei spielen wiederum bei L.O.X. mit. Deren neue LP kommt daher wie eine leicht angekrautete, aber dabei erstaunlich zugängliche Verschmelzung von allem zuvor genannten. Die geballte Kreativität dieser kleinen, verschrobenen Nische in einer sonst ja eher als hypergentrifiziert verschrienen Stadt erstaunt mich jedes mal aufs neue.
Die Noisepunks aus Reykjavík sorgten vor geraumer Zeit ja schon mit einer exzellenten 7" auf Iron Lung Records für wunderbar schlechte Laune. Aus dem gleichen Hause ist jetzt eine weitere EP zu bekommen, auf der sie alles was beim Vorgänger schon auf Anschlag saß endgültig über die Klippe schubsen.
Auf seinem ersten Vinylrelease führt der Australier - den man unter anderem schon als Teil von Kitchen's Floor, Bent, Cured Pink und noch einigen anderen Bands gehört hat - sein endlos verschrobenes wie auch liebenswertes Geschrammel fort, wie man's schon vom letzten Tape kennt. Aber gleichzeitig haben seine seltsamen Songkonstrukte auch einiges an Profil gewonnen. Post Punk ohne Punk. Noise Rock ohne Noise. Es bleibt spannend.