Lipups - 7ep2

Die drit­te EP der Band aus To­kyo (auf Band­camp für ei­nen sehr, nun ja… ja­pa­ni­schen, al­so recht ge­sal­ze­nen Preis zu be­kom­men) ge­fällt mal wie­der mit ei­nem sehr ver­spiel­ten Sound, der sich zu glei­chen Tei­len aus Ga­ra­ge- und Post­punk speist. Könn­te man z.B. als ei­ne post­pun­ki­ge­re Ver­si­on von Rea­li­ty Group oder ei­ne ga­ra­ge­las­ti­ge­re in­kar­na­ti­on von Marb­led Eye be­zeich­nen.

Jackson Reid Briggs & The Heaters - Spit On It And Give It A Name

Das hier ist be­reits das zwei­te Al­bum, das die Band aus Mel­bourne in die­sem Jahr ver­öf­fent­licht hat. Und so lang­sam müs­sen das drin­gend mal mehr Leu­te mit­be­kom­men, denn wie schon der Vor­gän­ger ist das Al­bum ein de­fi­ni­ti­ves High­light des Jah­res. Un­glaub­lich Är­sche tre­ten­der Punk­rock ist das nach wie vor, mit va­ria­blem Ga­ra­gen­fak­tor. Aber wäh­rend das ers­te Al­bum When Are You Go­ing To Gi­ve Up On Me So I Can Gi­ve Up On Mys­elf noch ei­ne ein­zi­ge kom­pro­miss­lo­se At­ta­cke war, ist der neue Lang­spie­ler ab­wechs­lungs­rei­cher und me­lo­di­scher aus­ge­fal­len. Ei­ne sub­ti­le Noi­se-Kan­te hat das stel­len­wei­se und auch die fol­ki­gen Ein­flüs­se der letz­ten EP schei­nen ver­ein­zelt wie­der durch. Ent­spre­chend fällt mir auch kein tref­fen­der Ver­gleich zu ei­ner be­stimm­ten Band ein, aber in un­ter­schied­li­chen Mo­men­ten kann man sich mal an X (so­wohl die Amis als auch die Aus­tra­li­er), Sci­en­tists oder Na­ked Ray­gun er­in­nert füh­len.



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Phantom Works - Ohms EP

Phan­tom Works kom­men aus Chi­ca­go, klin­gen auch nach Chi­ca­go. Ab­so­lut klas­si­scher, in­tel­li­gen­ter Lärm, der ir­gend­wo im Noi­ser­o­ck/­Math­ro­ck/­Post­co­re-Gen­re­kom­plex zu­hau­se ist und deut­li­che As­so­zia­tio­nen zu den gol­de­nen Touch&Go-Zeiten weckt.


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Sleepies - Melt To You

Die New Yor­ker Slee­pies las­sen mal wi­der was von sich hö­ren in Form ei­nes ziem­lich blau­en Kurz­spiel-Tapes. Ih­re wu­der­bar fluf­fi­ge Mi­schung aus In­die Rock und Post­punk, die man in­zwi­schen schon fast wie­der als old­schoo­lig be­zeich­nen könn­te, hat über die Jah­re kein biss­chen von ih­rem Charme ein­ge­büßt.


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Protomartyr - Relatives In Descent

Als ich das zwei­te Al­bum Un­der Co­lor Of Of­fi­ci­al Right von Pro­tom­ar­tyr aus De­troit zum ers­ten mal zu hö­ren be­kam, traf mich ih­re Mu­sik ganz un­vor­be­rei­tet. Der recht or­dent­li­che Vor­gän­ger No Pas­si­on All Tech­ni­que ge­fiel mir schon nicht schlecht, ließ aber nicht an­nä­hernd er­ah­nen, was für Hö­hen die Band spä­ter noch er­klim­men wür­de. Plötz­lich war da al­so die­se an­ge­piss­te Gift­sprit­ze von ei­ner Plat­te, ge­tra­gen von den au­ßer­ge­wöhn­lich ein­falls­rei­chen Ar­ran­ge­ments ei­ner Band, die mit al­len Mit­teln dar­an ar­bei­tet, die Kon­ven­tio­nen des Post­punk-Gen­res zu über­win­den. Und ein per­fek­ter Klang­tep­pich für die von Joe Ca­sey in ei­ner Mi­schung aus Wut und Re­si­gna­ti­on vor­ge­tra­ge­nen Vo­cals, die nicht sel­ten in scharf­zün­gi­ge Rants aus­ar­te­ten. Viel bes­ser kann zeit­ge­mä­ßer Post Punk doch kaum wer­den.

Dach­te ich. Und dann kam The Agent In­tellect. Ein vor Am­bi­ti­on bers­ten­des Al­bum, das den Fo­kus stär­ker nach au­ßen, auf das Welt­ge­sche­hen rich­te­te und des­sen Grund­stim­mung von tie­fer Me­lan­cho­lie und Welt­schmerz zu ei­nem lo­sen Kon­zept­al­bum von epi­schen Aus­ma­ßen ka­na­li­siert wur­de. Ein ein­dring­li­ches State­ment über die uni­ver­sel­len Ab­grün­de der mensch­li­chen Exis­tenz in ei­nem Um­feld, das zu­neh­mend den Ver­stand und jeg­li­che Ver­nunft hin­ter sich lässt. Ich ging zu dem Zeit­punkt da­von aus, dass Pro­tom­ar­tyr da­mit ih­ren krea­ti­ven Ze­nit er­reicht hat­ten.

Seit­her sind knapp zwei Jah­re ver­gan­gen, de­ren Er­eig­nis­se sich in ih­rer ge­ball­ten Wucht an­füh­len als wä­re die Mensch­heit be­reit­wil­lig und vor Freu­de joh­lend in ei­nen Pool aus Schei­ße ge­sprun­gen. Man kann's auch nicht mehr igno­rie­ren, der Ge­stank ist ein­fach zu pe­ne­trant und all­ge­gen­wär­tig. Nun ist be­sag­te Schei­ße ja auch der Brenn­stoff für die Mu­sik von Pro­tom­ar­tyr, das Po­ten­zi­al für ein or­dent­li­ches Feu­er ist al­so ge­ge­ben.

Und was für ein präch­ti­ges Feu­er sie hier ver­an­stal­ten! Wie schon beim letz­ten mal, als ich dach­te, Pro­tom­ar­tyr könn­ten da kaum noch ei­nen drauf­set­zen, über­trifft sich die Band ein wei­te­res mal selbst. Die di­ver­sen Er­eig­nis­se sind na­tür­lich nicht spur­los an Joe Ca­sey vor­bei ge­gan­gen. Di­rek­ter als je zu­vor neh­men sei­ne Ly­rics Be­zug auf das Zeit­ge­sche­hen, spie­geln mit deut­li­chen Wor­ten und aus­drucks­star­ken Bil­dern die all­ge­mei­ne Be­find­lich­keit, das Cha­os, den Zer­fall, die Ver­wir­rung ei­ner Welt wie­der, die ih­re be­drü­ckends­te exis­ten­zi­el­le Kri­se seit lan­ger Zeit durch­lebt. Da­zu pas­send schlägt auch die Mu­sik zu­neh­mend ge­tra­ge­ne, nach­denk­li­che Tö­ne an. Mit aber­mals ge­stei­ger­tem emo­tio­na­len Punch. Kei­ne Fra­ge, Pro­tom­ar­tyr fah­ren mal wie­der ganz be­acht­li­ches Dra­ma auf. Dass das funk­tio­niert, ist ih­rem bis da­to bes­ten, sorg­fäl­tig kon­stru­ier­ten Song­ma­te­ri­al von be­ein­druck­e­ner dra­ma­tur­gi­scher Fi­nes­se ge­schul­det. Die Plat­te ist ei­ne ver­blüf­fen­de, nie­der­schmet­tern­de, spek­ta­ku­lä­re Ab­fahrt. Und Pro­tom­ar­tyr sind die wich­tigs­te Band der letz­ten Jah­re. Punkt.



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Metz - Strange Peace

Al­bum Num­mer drei der Noi­ser­o­cker aus To­ron­to, die es der­zeit wohl als ein­zi­ge Band die­ses Gen­res schaf­fen, ein ge­wis­ses Maß an Me­di­en-Buzz zu ge­ne­rie­ren. Mir fie­len so ei­ni­ge Bands ein, die das auch ver­dient hät­ten. Aber in der ge­gen­wär­ti­gen Auf­merk­sam­keits-Öko­no­mie der Mu­sik­me­di­en scheint kein Platz für mehr als ei­ne der­ar­ti­ge Band zu sein. Metz wa­ren halt früh ge­nug da­bei, be­vor al­les den Bach run­ter ging (dar­über ha­be ich mich hier ja schon mal aus­ge­las­sen…).

Gro­ße Ver­än­de­run­gen braucht man bei die­ser Band ja nicht zu er­war­ten, den­noch kann man ein paar Neue­run­gen fest­stel­len. So fin­det man auf dem neu­en Al­bum ei­ne un­ty­pi­sche, zag­haft ein­ge­setz­te Me­lo­diö­si­tät und ver­ein­zel­te psy­che­de­li­sche Ein­flüs­se, wie sie am deut­lichs­ten in Sink zum tra­gen kom­men. Ich bin dies­be­züg­lich et­was ge­spal­ten. Ei­ner­seits über­zeugt die Band im­mer noch am meis­ten, wenn sie in klas­si­scher Ma­nier los­bol­lert. An­de­rer­seits wird es aber auch Zeit für mu­si­ka­li­sche Wei­ter­ent­wick­lung. Es ist näm­lich frag­lich, ob die Welt noch­mal ei­nen Neu­auf­guss der ers­ten zwei Al­ben braucht.



The Persian Leaps - Bicycle Face

Schon wie­der Herbst. Herbst ist im­mer 'ne Scheiß­zeit. Mein doo­fes Hirn braucht viel Son­ne um halb­wegs zu funk­tio­nie­ren und geht jetzt in den kal­ten Ent­zug. Aber auf ei­ne Sa­che kann ich mich je­den Herbst freu­en, und das schon seit ei­ni­gen Jah­ren: Dass die Power­pop­per The Per­si­an Le­aps aus St. Paul, Min­nes­so­ta pünkt­lich zum Sep­tem­ber ei­ne neue EP ab­lie­fern. Auch dies­mal ist das wie­der ei­ne schön run­de An­ge­le­gen­heit ge­wor­den. Me­lo­disch-me­lan­cho­li­scher Power­pop, der kei­ne über­trie­be­nen Am­bi­tio­nen hegt, da­für aber kon­stant und zu­ver­läs­sig mit grund­so­li­dem Song­ma­te­ri­al auf­war­tet.


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Hüsker Dü - Sore Eyes (Demo)

Sa­va­ge Young Dü er­scheint am 10. No­vem­ber auf Nü­me­ro Groüp.

Plaque Marks - Plaque Marks

An­xie­ty Dri­ven Ner­vous Wor­ship er­scheint am 27. Ok­to­ber auf Lear­ning Cur­ve Re­cords.