Humanities & Low Sun - Human Sun

Ei­ne tol­les Split-Tape zwei­er Bands aus To­ron­to, die hier zwei recht un­ter­schied­li­che Auf­fas­sun­gen von ol­schoo­li­gem In­die-/Al­ter­na­ti­ve Rock prä­sen­tie­ren. Hu­ma­ni­ties fie­len mir schon mal vor ei­ner Wei­le mit ei­ner viel­ver­spre­chen­den ers­ten EP auf und ihr lang­sam aber kräf­tig da­her­kom­men­der Sound be­dient sich un­ter an­de­rem bei Ein­flüs­sen aus Noi­se Rock, Sludge und dem Post­co­re der Jahr­tau­send­wen­de.
Low Sun hin­ge­gen lie­fern mit ih­ren zwei Songs ihr De­büt ab und zie­hen mich eben­falls so­fort auf ih­re Sei­te mit psy­che­de­lisch-fol­ki­gen Har­mo­nien und ei­nem Vi­be, dem ei­ne aus­ge­präg­te Se­at­tle-Ge­ruchs­no­te an­haf­tet.


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Dasher - Soduim

Da­sher aus Bloo­ming­ton, In­dia­na ha­ben sich ganz schön Zeit ge­las­sen mit ih­rem ers­ten Lang­spie­ler, der jetzt, vier­ein­halb Jah­re nach ih­rem be­reits sehr, sehr gu­ten De­mo auf Jag­ja­gu­war er­schie­nen ist. Und nicht nur das, auch das Song­ma­te­ri­al ist über­wie­gend schon vom De­mo und zwei 7"s be­kannt, man­che Songs be­kommt man hier gar zum drit­ten mal vor­ge­setzt. Und doch wird schon im ers­ten Mo­ment klar, dass die Band in der Zwi­schen­zeit nicht un­tä­tig war, bis zur Per­fek­ti­on an Sound und Ar­ran­ge­ment ge­ar­bei­tet hat. Das Er­geb­nis kann sich se­hen las­sen. Ihr ul­trag­rad­li­ni­ger, in ei­ne dre­cki­ge Pfüt­ze aus Noi­se ge­tränk­ter Post­punk ent­wi­ckelt hier ei­ne ma­xi­ma­le Wucht, ein kom­pak­tes, ent­schlos­sen vor­wärts wal­zen­des Stück Lärm.



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Sheer Mag - Need To Feel Your Love

Bin ich froh, dass es die­se durch und durch un­ge­wöhn­li­che Band gibt. Ei­ne Band, die der DIY-Punk­sze­ne ent­springt, aber sich nicht von des­sen selbst auf­er­leg­ten äs­the­ti­schen Kon­ven­tio­nen da­von ab­hal­ten lässt, Stil­ele­men­te aus al­tem Hard- und Sou­thern Rock auf­zu­grei­fen, sie dem Kon­text von hy­per­mas­ku­li­nem Rock­star-Ge­ha­be zu ent­le­di­gen und mit ly­ri­schen In­hal­ten von po­li­ti­scher Agi­ta­ti­on und bren­nen­der Lei­den­schaft auf­zu­la­den. Und egal wie knapp sie da­bei manch­mal die Kitsch-Fal­le um ei­ne Haa­res­brei­te ver­feh­len, al­le Wor­te aus dem Mund von Ti­na Hal­l­a­day (mei­nes Er­ach­tens ei­ne der groß­ar­ti­gen Vo­ka­lis­tin­nen un­se­rer Zeit) kau­fe ich ihr oh­ne Vor­be­hal­te ab.

Es fällt mir ge­ra­de schwer die Plat­te zu ge­nie­ßen, oh­ne da­bei den Kon­text der jün­ge­ren Er­eig­nis­se in Ham­burg im Hin­ter­kopf zu ha­ben.
Und da­zu sag ich mal herz­li­chen Dank auch, Leu­te. Ihr habt jetzt die per­fek­te An­ti-Wer­bung für eu­er An­lie­gen ge­macht und der Bun­des­po­li­tik ein tol­les Ar­gu­ment in die Hand ge­ge­ben, lin­ken Pro­test zu ver­hin­dern, zu dä­mo­ni­sie­ren und ge­ne­rell in ein schlech­tes Licht zu rü­cken. Ich hof­fe, ihr habt euch da­bei su­per-männ­lich ge­fühlt und habt 'nen gu­ten Ad­re­na­lin-Kick beim Fan­gen­spie­len mit der Po­li­zei be­kom­men. Der Back­lash vom Staat wird nicht lan­ge auf sich war­ten las­sen. Vie­le Men­schen, die ei­gent­lich auf eu­rer Sei­te ste­hen, wer­den sich jetzt dop­pelt über­le­gen ob sie zu­sam­men mit euch auf der nächs­ten De­mo sein wol­len. Und vie­le Men­schen mit ei­nem we­ni­ger ge­fes­tig­ten po­li­ti­schen Welt­bild wer­den sehr zö­gern, bei der nächs­ten Wahl für eu­rem An­lie­gen mehr oder we­ni­ger na­he ste­hen­de Ver­tre­ter zu stim­men. Weil sie "links" jetzt mit Bil­dern von Ge­walt und sinn­lo­ser Zer­stö­rung as­so­zi­ie­ren. Ei­ne su­per Ak­ti­on war das.

Aber ge­ra­de in die­ser auf­ge­la­de­nen Stim­mung fin­de ich Sheer Mag und ihr ex­zel­len­tes De­büt­al­bum so er­fri­schend und wich­tig. Denn auch wenn sie sich in ih­rer Rhe­to­rik an Bil­dern von flie­gen­den Fla­schen und Stei­nen be­die­nen (und es hängt vom ein­zel­nen Hö­rer ab, ob er die­sen Auf­ruf wört­lich oder sym­bo­lisch ver­ste­hen will), ver­lie­ren sich die Songs im Ge­samt­bild nicht in plat­ter Kampf­rhe­to­rik, son­dern setz­ten der Wut und der po­li­ti­schen Mo­bi­li­sie­rung auch ein gro­ßes Maß an Mensch­lich­keit, Ver­letz­lich­keit und Em­pa­thie ent­ge­gen. Die Lie­be ist schon Ti­tel­ge­bend und die Plat­te be­steht zu glei­chen Tei­len aus Pro­test- und Love­songs. Oft auch bei­des auf ein­mal. Zwi­schen den Zei­len ru­fen die­se Songs da­zu auf, den Mit­men­schen lie­be- und ver­ständ­nis­voll zu be­geg­nen. Men­schen zu ver­ei­nen, so un­ter­schied­lich ihr Le­bens­stil, ihr Aus­se­hen und ih­re Vor­lie­ben auch sein mö­gen. Und es da­bei nicht zu ver­ges­sen, sym­bo­li­sche Fla­schen und Stei­ne auf die men­schen­feind­li­chen Struk­tu­ren ei­nes schei­tern­den Ka­pi­ta­lis­mus zu wer­fen. Oder um es mal in den Wor­ten ei­nes al­ten Fritz Lang-Schin­kens aus­zu­drü­cken: "Mitt­ler zwi­schen Hirn und Hän­den muss das Herz sein." Ra­ge against the ma­chi­ne. Love against the ma­chi­ne.
Wenn ich es der­zeit ei­ner Band wün­sche durch die De­cke zu ge­hen, dann die­ser. Dass ih­re Mu­sik vie­le Men­schen be­wegt, ver­eint und zum Nach­den­ken bringt.



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Lumpy & The Dumpers - Music To Hump A Trashcan To (Tour Tape)

Die schmut­zigs­te al­ler Noi­se- und Ga­ra­ge­punk-Bands hat an­läss­lich ih­rer ak­tu­ell lau­fen­den US-Tour mal wie­der ein neu­es Stück Schei­ße raus­ge­drückt und auf ein kotz­grü­nes Tape trans­fe­riert. Es gibt über­wie­gend un­ver­öf­fent­lich­tes Ma­te­ri­al zu hö­ren und wie im­mer ist das nichts für Fein­geis­ter und Hi­Fi-Snobs.

Mutual Jerk - Mutual Jerk 7"

Zwei Jah­re nach ih­rem sehr or­dent­li­chen De­mo ist im Mai die ers­te 7" der Band aus At­lan­ta auf Sta­te Laugh­ter er­schie­nen und weiß durch­aus zu ge­fal­len mit ei­nem ir­gend­wo zwi­schen Post­co­re/-punk und Noi­se­r­ock an­ge­sie­del­ten Sound und ei­nem kon­stant an­ge­pisst rum­nölen­den Sän­ger.

Staer - Staer

Ei­ne schon et­was äl­te­re aber groß­ar­ti­ge EP ei­ner Band aus dem Nor­we­gi­schen Sta­van­ger. Um de­ren Mu­sik zu be­schrei­ben könn­te man Be­grif­fe wie Jazz­punk, Post­punk und ex­pe­ri­men­tel­ler Noi­se­r­ock be­mü­hen, den Kern der Sa­che trifft man da­mit aber nicht wirk­lich.

Negative Space - Open Secret


"Ge­stalt" er­scheint ir­gend­wann…

Ice Balloons - The Wasp


Fi­es­ta er­scheint am 15. Au­gust auf Vo­lar Re­cords.

The Roamin' Catholics - The Roamin' Catholics

The Roa­min' Ca­tho­lics aus Syd­ney sind (oder wa­ren? Ich bin mir da nicht so si­cher…) mal wie­der ei­ne von die­sen Un­der­ground-Su­per­groups, wie sie in der aus­tra­li­schen Sze­ne re­gel­recht aus dem Bo­den sprie­ßen; es sind un­ter an­de­rem Mit­glie­der von Ghast­ly Spats, House­wi­ves, Dry Fi­nish, Bitch Pre­fect und Peak Twins be­tei­ligt.
Das ers­te Mi­ni­al­bum die­ser For­ma­ti­on klingt in et­wa wie ei­ne Ver­men­gung von klas­si­schen Ver­tre­tern des un­kon­ven­tio­nel­len Pop á la The Fall, Flip­per oder Half Ja­pa­ne­se mit ak­tu­el­len Ga­ra­ge­punk-Bands wie et­wa Aus­mu­tean­ts und Ura­ni­um Club. Das Er­geb­nis ist wun­der­bar knar­zi­ger Rock'n'Roll ir­gend­wo zwi­schen den Stüh­len von Ga­ra­ge- und Post­punk, der trotz vie­ler Ver­schro­ben­hei­ten nie aus­ein­an­der fällt.




Ei­nen (kom­plet­ten) Al­bum-Stream gibt's lei­der nicht. :(