Schöner Noisepunkscheiß von einer Band aus New Orleans. Straight und eingängig, bedient sich das ganze sowohl beim Postcore der späten 80er und alter Noiserock-Schule, wird aber letztendlich von einem Herz aus räudigem Garagenpunk zusammengehalten und vorangetrieben.
Schon wieder Qualität aus dem Hause Goner Records. Sängerin und Gitarristin Natalie Hoffmann hat bis vor kurzem noch den Bass bei Ex-Cult bedient. Von deren dreckigen Postpunk hat sich auch so einiges auf ihre aktuelle Band abgefärbt, insbesondere was den dissonanten Gitarrensound angeht. Mit ihren neuen Mitstreiterinnen verbricht sie eine tendenziell etwas gradlinigere, reduziertere Variante davon, die aber genau so zu überzeugen weiß. Der sehr stimmige Orgel- und Synth-Einsatz verleiht dem ganzen dann eine angenehme Garagen-Affinität.
Hinter dem Projekt Dream Police steckt niemand geringeres als Mark Perro und Nick Chiericozzi, ihres Zeichens eine Hälfte von The Men. Deren Hauptband ist ja schon ziemlich berüchtigt für unvorhersehbare Stilwandlungen, von der ungestümen Krawallkapelle über unberechenbaren Indie-und-Kraut-Eklektizismus hin zum formvollendeten Retro-Rock ihres letzten Albums. Hier stopfen die beiden noch mal alles mögliche rein, was selbst im The Men-Klangkosmos wohl keinen Platz mehr gefunden hat. Ausufernder Spacerock. Monoton groovende Hard-/Krautrock-Fusionen. Verträumte Folk-Psychedelia und vor sich hin stampfende Blues Jams. Pouring Rain ist ein Astreiner Wave-/Shoegaze-Hybrid. Man braucht sich wohl keine Sorgen machen, dass den Jungs so bald die Inspiration ausgeht.
Das schwächste an dem Debütalbum von Tyrannosaurus Dead aus Brighton ist der etwas schläfrige Einstieg. Relaxtes Pavement-Geschrammel steht diesen Jungs und Mädels einfach nicht wirklich und die etwas dünne Produktion tut der Sache dabei auch keinen Gefallen. Der Rest der Platte hingegen ist ein fast perfektes Indie-/Noisepop-Album, das zwar gar nicht erst versucht aus den engen Grenzen des Genres auszubrechen, die beschränkten Mittel aber sehr gekonnt auszuschöpfen weiß. Am etwas gewöhnungsbedürftigen Gesang werden sich die Geister scheiden, ich find's aber ganz charmant so. Freunde von Joanna Gruesome oder Gold Bears sollten mal zwei Ohren riskieren.
Googelt man nach dieser Platte stößt man überwiegend auf gebrauchte Mobiltelefone, natürlich in ausgezeichnetem Zustand. Aber zumindest kann man in Erfahrung bringen dass Cellphone aus Toronto kommen und dass ihre neue Platte auf Telephone Explosion erschienen ist, dem geschmackssicheren Label das uns unter anderem die Teenanger-Alben beschert hat. Die Musik sitzt ziemlich zwischen allen Stühlen. Kraftvoller Punkrock mit deutlichen metallischen Unter- und Obertönen, wavigen Synth-Einwürfen und ein ganz klein wenig abgespaceter Psychedelia. Als wenn Destruction Unit die bunten Pillen ausgegangen wären. Das ganze dann mit Bad Brains und Devo in einen Topf geworfen, oder was auch immer. Macht euch selbst 'nen Reim drauf. Schönes Ding.
Fuzzlastiger Noise-/Indierock von einem Bass-und-Schlagzeug-Duo aus Chicago. Das könnte man sich in etwa so vorstellen wie eine sehr eingängige minimal-Version alter McLusky-Schinken, inklusive dem zugehörigen Schalk im Nacken.
Düsterer Postpunk aus Sydney mit einem gewissen Goth- und Deathrock-Vibe. Und zwar welcher von der übelriechenden, kontaminierten Sorte, den man lieber nicht ohne Handschuhe anfassen möchte. Weil man sich schon beim ersten Blickkontakt dreckig fühlt. Abartig und ausgezeichnet.
The Blind Shake kommen aus Minneapolis und spielen die brachiale Art von Garagenpunk, die sich nicht mit subtilen Feinheiten oder anderem überflüssigem Scheiß beschäftigt. Die Platte ist eine unaufhaltsam vorwärts rollende Wucht. Viel treibender, simpler und effektiver geht's kaum. Wenn das Qualitätssiegel von Goner Records drauf pappt, wird man selten enttäuscht. Und auch diese Platte passt in den Labelkatalog wie Arsch auf Eimer.
Das australische Label Homeless Records beschert uns den neuen Langspieler der wunderbar kruden Subtle Turnhips aus dem französischen Orléans. Das ist sehr exzentrischer Post-/Garagenpunk irgendwo zwischen dem repetitiven genudel von The Fall, dem schrägen Experimentalpunk der Swell Maps und dem abgefuckten Garagen-Gedresche von Eddy Current Suppression Ring.
Per email kam hier gerade das Demo dieser Berliner Band reingeflattert und das hat's in sich. Wahnsinnig vorwärts drückender Punkrock mit Elementen aus der Noise- Post- und Emocore-Ecke. Das klingt zuerst in etwa so als hätte man frühe Iceage-Platten oder die erste Lower EP mit melodischem 90er (Emo-)Punk á la Samiam verquickt. In anderen Momenten erinnert's mal an Noisepunker wie Vulture Shit oder Soupcans, an den dissonanten Postcore von Rites Of Spring oder aktuelle Genre-Grenzgänger wie Criminal Code. Geiles Zeug, von dem man hoffentlich in Zukunft noch mehr zu hören kriegt.