…und sogleich kommt mir das nächste kleine Garagenrockwunder über den Weg gelaufen. Shit Box Jimmy kommen aus Cleveland, Ohio und spielen eine mal abgehangen bluesige, mal ausgeprägt powerpoppige Variante. Dabei vermögen sie es zwischendurch durch schon mal frühe Wire zu Channeln, oder auch Dead Moon, deren alten Gassenhauer "Walking On My Grave" sie noch einmal zum besten geben.
Die Platte ist mir im letzten Winter irgendwie durch die Lappen gegangen. Law$uits sind eine New Yorker Noiserock/Postcore-Band, die aber eher nach Washington klingt. Sie greifen nämlich ziemlich tief in die Dischord-Trickkiste und erinnern damit an alte Haudegen wie Bluetip oder Jawbox, verbunden mit dem gewissen Chaos von Rites of Spring oder Nation of Ulysses. Aber auch zu verwandtem Zeug wie Drive Like Jehu oder den Noiserockern Tar darf man Bezüge herstellen.
Wenig spezielles zu sagen über diese Platte. Ist halt Garagenrock. Aber solcher, der bei bei mir genau die richtigen Nerven trifft um kurzzeitig den störenden Verstand zu unterdrücken. Traditionelle Blueslicks. Fuzz in Sechserpack. Stupide vorwärts stampfende Rythmen. Fiese Pophooks. Und der entscheidende Funke Wahnsinn, der so häufig die okayen von den herausragenden Genrebeiträgen unterscheidet.
Auf der aktuellen Platte dieser Band aus Tucson, Arizona treffen sich einige sehr verschiendene musikalische Stränge auf unwahrscheinliche Art und Weise. Da wäre auf einer Seite der unkontrollierte Garagenrock von Bands wie Yuppies, Ex-Cult oder Parquet Courts, ebenso wie etwas antiquiert wirkende VU-/Strokes-ismen. Auf der anderen Seite des Spektrums wäre dann die populäre Gratwanderung zwischen Indierock und Postpunk/-core wie sie etwa von Die! Die! Die!, Les Savy Fav oder Popstrangers repräsentiert wird. Der Melodische Psych-Powerpop ihrer Stadtnachbarn Resonars hinterlässt auch Spuren, ebenso wie der melancholische Surf-Twang von Crystal Stilts oder Fresh and Onlys. Zu guter letzt kommt dann noch eine kleine Dosis Psychgedröne á la Disappears dazu.
An Abwechslung mangelt es also wahrlich nicht. Es spricht sehr für die Qualitäten der Band, dass die Jungs sich inmitten dieser Fülle von Einflüssen nicht total verzetteln und auch nicht abgedroschen klingen, angesichts der teilweise bereits zu Tode erprobten Zutaten.
Eine kompakte Wucht schlägt einem auf der 45er dieser Schweden entgegen. Kann man in der Nähe ihrer Landsleute Holograms einordnen, und damit soundmäßig natürlich auch nicht weit weg von den kopenhagener Überfliegern Lower und Iceage, gekoppelt mit dem Punch und der Eingängigkeit der Eagulls. Aber weit entfernt davon, eine blutarme Kopie der genannten zu sein. Das Niveau der zwei Songs zieht mir glatt die Socken aus. Unbedingt im Auge behalten!
Ein etwas seltsames Releaseformat hat sich die New Yorker Band da für ihre EP ausgesucht: Ein Zine ohne jegliche Tonträgerbeilage, dafür mit 'nem Musikdownload. Macht aber Sinn im digitalen Zeitalter, gerade angesichts der Tatsache, dass zeitige Vinyl-Releases gerade nicht wirklich machbar sind. Den Download gibt's dankenswerter Weise auch einzeln.
Die Musik kann auch sehr gut alleine für sich stehen. Ausgezeichneter Noise-/Postcore, der in eine ähnliche Kerbe schlägt wie etwa Greys, Geronimo oder Champion Lover. Und jetzt bitte einen Langspieler, ja?
Stickers aus Seattle spielen kompromisslosen Post Punk der seine langen Arme dazu noch in Richtung Garagen- und Noiserock ausstreckt. Ein subtiler Goth-Vibe ist auch mit an Bord. Monoton, Hypnotisch und frei von unnötigen Schnörkeln. Wie eine etwas zugänglichere Variante von Eastlink oder im Tempo gedrosselte Ex-Cult auf 'nem fiesen Trip. Der regelmäßige Saxophon-Einsatz gibt diesem dissonanten Biest dann noch den letzten Schliff.
Zwei herausragende britische Vertreter des melodischen Indiekrachs finden sich hier zusammen, liefern jeweils einen neuen Song und covern sich dann gegenseitig. Runde Sache, würde ich dazu sagen. Auch wenn das auf die Platte in ihrer physischen Form nicht wirklich zutrifft.
Wenn ihr am Samstag dem 30. August nix unglaublich wichtigeres zu tun habt, schaut doch mal in Mannheim beim diesjährigen Brückenaward Festival vorbei. Nicht nur, dass dort bei freiem Eintritt so ausgezeichnete Bands wie die Postcoreklopper The Tidal Sleep, die Noisepopper Andalucía, das Grindwunder Entrails Out und die komplett durchgeknallten Monopeople aufspielen werden. Obendrein lässt der RRRunzelhund mit seinen schrägen SoundZ später noch eine fette Aftershowparty im Zum Teufel steigen und wird dort zusammen mit meiner Wenigkeit für Verzückung und Verzuckungen auf der Tanzfläche sorgen. Dabei sein oder bereuen.
Wunderschön eingängigen Garagen-Retrorock/Powerpop spielen die Neighbors aus Seattle, mit hymnischen Song-Qualitäten und gesalzen mit einer ordentlichen Prise melodischen 90er Indierocks. Wer mit Genrevertretern wie King Tuff, The Woolen Men oder den Indierockern Island Twins etwas anzufangen weiß, sollte das hier auf keine Fall verpassen. Aber auch The Clean und verwandtes Zeug aus der neuseeländischen Szene haben hier wohl Spuren hinterlassen.