Als ein seltsamer (Post-) Punk/Noise-Bastard, der sich ganz frech durch die Geschichte des Punk und Noise-Untergrunds plündert, stellt sich die Debüt-EP von Gunky aus Philadelphia heraus. Ich meine Echos von MX-80 und Mittachtziger Sonic Youth zu hören, von The Mentally Ill und Saccharine Trust. Oder auch von jüngeren Bands wie Patti oder Plax.
Die australische Szene ist immer für eine Überraschung gut, wie auch hier in Form einer Band aus Melbourne, die mit Leuten von unter anderem Kids Of Zoo an Bord und nicht zuletzt auf Japanisch vorgetragenen Vocals aufwartet. Soundmäßig könnte man es so beschreiben, als träfe leicht angedunkelter Post Punk irgendwo zwischen Institute, Pretty Hurts, Diät, Criminal Code, Pretty Hurts oder Acrylics auf deutlich raubeinigeren Krawall in der Gegend von Lumpy & The Dumpers oder Beast Fiend, einen Hauch von Hot Snakes.
Bei dieser Band aus Falmouth handelt es sich im Grunde genommen um drei Viertel von Internal Credit. Im Vergleich mit deren etwas simpler gestrickten Garage Punk geht es hier aber etwas straffer zur Sache mit einem Sound, der ihr solides Garagenfundament um gewisse Postcore-Tendenzen so á la Hot Snakes oder Youth Avoiders aufstockt, sowie um melodischen (Post-)Punk im Stile von Red Dons, Daylight Robbery, Anxious Living, Nervosas und ein kleines bisschen Wipers. Fluppt!
Eine erfreuliche Attacke aus Noise-getränktem Hard-/Postcore von einer Band aus Denver, Colorado. Hat was von einem Mix aus Lumpy & The Dumpers, Anxiety, Cülo oder deren quasi-Nachfolgeband Tarantüla.
Das dritte Album von Luggage aus Chicago knüpft nahtlos am Vorgänger an, macht sogar noch einen etwas konsequenteren Eindruck. Passend und unüberhörbar bei Electrical Audio aufgenommen, breitet sich ein spröder bis zähflüssiger Sound zwischen Noise- und Math Rock, Post- und Slowcore aus, der überwiegend nach vergangenen Zeiten in Chicago klingt. Oder abwechselnd mal nach geradlinigeren Shellac, gedrosselten Tar, viel lauteren Slint und noch tristeren Codeine.
Nach einigen saustarken EPs haben Acrylics aus Santa Rosa, Kalifornien sich zwei Jahre Zeit genommen für ihren ersten Langspieler, der sich - kein bisschen überraschend - auch gleich als ihr vielseitigster und reifster Brocken Lärm herausstellt. Ihr ambitionierter, aber durchweg stimmiger Stilmix bewegt sich in einem perfekten Dreieck zwischen düsterem Post Punk á la Criminal Code, dem derben Hardcorepunk von Bands wie Cülo, Hate Preachers oder Impulso und dem smartem Postcore von Ivy oder Bad Breeding.
Vorzuglicher Scheiß aus Rouen, Frankreich. Kumusta kommen mit einer spaßigen Mischung um die Ecke, die einen straffen Bogen spannt von Noise Rock und -core, über Post Punk/-core bis hin zu einem Hauch von Garagepunk. Man stelle sich zum Beispiel in manchen Momenten eine Verschmelzung aus gedrosselten Bad Breeding und Criminal Code vor. In anderen Augenblicken hat es ein bisschen was von den australischen Postcore-Hausnummern Batpiss und Bench Press.
Lux aus Barcelona können bereits ein Demo und einen vielversprechenden Langspieler vorweisen, aber auf ihrer aktuellen EP kommt ihr Sound mal so richtig in die Gänge. Da treffen einige der exzentrischeren Strömungen des 80er Post- und Hardcorepunk wie etwa Man Sized Action und The Proletariat auf markante Goth/Deathpunk-Basslines, aber auch an aktuellere Bands wie Street Eater oder das Cowpunkwunder Murderer darf man sich erinnert fühlen.
Die Platte hält ein, was der Titel verspricht. Tanzbarer Scheiß? Aber hallo! Anarchistisches Gedankengut? Wird hier Tonnenweise ausgebreitet. Stilistisch ist das nicht unbedingt etwas, was man mit Anarcho Punk in Verbindung bringt, aber klar aus dem gleichen Geist geboren. Infektiösen Post Punk mit Postcore-Nachbrenner bekommt man geboten, der trotz seiner Tanzflächenkompetenz sich seine Kantigkeit bewahrt und auch in der Lärmabteilung keine Skrupel zeigt, die Nachbarn zu wecken. Das und die unüberhörbaren politischen Ansagen unterscheidet die Band aus Brighton doch recht stark von der kurzlebigen Dancepunk-Welle im vergangenen Jahrzehnt. Statt New Yorker Coolness gibt es eine ausgesprochen britische, angepisste unverblümtheit, auch wenn die musikalischen Einflüsse ähnlich gelagert sein mögen. Bei jenen sind natürlich wieder mal Gang Of Four zu nennen, Minutemen, spätere Membranes und The Pop Group. In der Gegenwart stehen dem Bands wie Tics, Pill und Slumb Party, Special Interest und UZS nicht ganz fern.
Einen gewagten Rundumschlag aus Versatzstücken von Post Punk, Post- und Noisecore setzt eine Band aus Barcelona hier absolut treffsicher ab, hält dabei überzeugend die Balance zwischen unmittelbarer Sprengkraft und selbstbewuster Ambition. Auch die möglichen Inspirationsquellen sind recht breit gefächert. Auf der internationalen Bühne kann man da etwa Downtown Boys, frühe Die! Die! Die! und Les Savy Fav heranziehen, darüber hinaus bringen Sandré aber auch einen klar in der heimatlichen Szene verankerten Vibe, nicht ganz unähnlich zu Bands wie Juventud Juché, Betunizer und Cubano Vale.