Mit ihrem zweitem Langspieler zünden die Punks aus Portland elf neue Geschosse aus sorgfältig kontrolliertem Chaos ab. Einfallsreich und unvorhersehbar wie eh und je haben sie ihrer ganz eigenen Stilblüte von leicht Garage-beeinflusstem alles-ist-möglich-Postcore einigen Feinschliff verpasst und lassen sich dabei dennoch einigermaßen mit Bands wie Kaleidoscope und Bad Breeding vergleichen… vielleicht hat's auch noch 'nen winzigen Hauch von Drive Like Jehu?
Impotent Fetus heißt das famose neue Kassetten-Sublabel des nicht weniger fantastischen Stucco-Imperiums, welches zuletzt schon mit dem Septic Yanks Tape viel Freude in die Welt gebracht hat. Inzwischen bieten sich da auch schon wieder zwei neue Pfützen aus Noise zum drin Baden an, von zwei Bands unklarer Herkunft. Der Qualitätsstandard wird dabei jedenfalls weiterhin rechtwinklig gehalten. Von wegen impotent… Fugitive Bubble sauen dabei wunderbar mit einer überaus einfalls- und abwechslungsreichen Variation von abgefuzztem Hard-, Noise- und Weirdcore rum, die mich abwechselnd mal an Das Drip, Warm Bodies, Vexx sowie den frühen Output von NAG oder Kaleidoscope erinnert. C-Krit hingegen klingen ziemlich nach einem struwweligen Mischköter aus Soupcans, No Trend und Lumpy & The Dumpers. Obendrein ist auch ihre Darbietung des alten Screaming Sneakers-Evergreens Violent Days pures Gold.
Zwei neue Lärmartefakte aus New Yorks ausgezeichneter Schmiede D4MT Labs. Erstmal wäre da eine neue LP der genialen Hard-/Postcore-Naturgewalt Kaleidoscope, auf der sie geringfügig simpler und geradliniger rüberkommen als auf ihrem unglaublichen Langspieldebüt im letzten Jahr, aber nach wie vor absolut treffsicher, inspiriert und verspielt. Ähnliches kann man auch dem Album von Straw Man Army bescheinigen. Definitive Infos über das Duo habe ich zwar nicht, aber es dürfte sich dabei um den Kaleidoscope-Schlagwerker und noch irgendeinen anderen Typen handeln. Erwartungsgemäß wird das also mal wieder ein recht abenteuerlicher Ritt, diesmal auf den Tellerrändern des düsteren Postpunks sowohl der klassischen als auch gegenwärtigen Schule, was mal an Crass-mäßigen Minimalismus grenzt, an Wipers-Melancholie aber auch an jüngere, exzentrische Acts wie Murderer oder Wymyns Prysyn.
Diese Band aus Seattle treibt schon seit einigen Jahren ihr Unwesen, liefert aber erst jetzt ihre Debüt-LP ab. Kein Wunder also, dass hier alles schon sehr stimmig wirkt. Eine Band, die ihr spezifisches Subgenre irgendwo zwischen der Garage-affinen Zone des Postcore-Spektrums und ein bisschen zeitgenössischem Noise Rock fest im Griff hat - in direkter Nachbarschaft zu Bands wie den frühen Video, Hot Snakes, Ascot Stabber, Davidians oder Flowers Of Evil.
Hier gleich nochmal eine Postcore-LP von noch einer britischen Band - diesmal von der etwas konventionelleren, jedoch durchweg überzeugenden Machart. Kann man häufig mit alten Helden wie Jawbox, Drive Like Jehu, Hot Snakes vergleichen… während sich von der neuen Schule etwa Bench Press, Stuck oder USA Nails als Referenzen anbieten.
Für eine Band, die bisher nur eine 7" auf dem Buckel hat, erstaunt die Reife des Sounds, der sich auf dem Debütalbum von Shifting aus Dublin entfaltet - nicht weniger als eine voll ausgeformte, vielseitige und einfallsreiche Vision von Noise Rock, Postcore und Math Rock, die sich klar von klassichen Acts der 90er und frühen 00er Jahre wie Unwound, Bastro, Chavez, Frodus, frühen Shellac beeinflusst zeigt, dabei dennoch problemlos auf eigenen Beinen steht. In der gegenwärtigen Genrelandschaft könnte man außerdem noch Multicult als halbwegs passenden Vergleich nennen.
Nachdem die Londoner über die letzten paar Jahre verteilt bereits einen ganzen Arsch voll EPs rausgehauen haben und ihr Sound dabei zunehmend an Reife gewonnen hat, ist es jetzt auch keine besondere Überraschung, dass ihr Debütalbum eine durchweg stimmige Angelegenheit ist, die eigene Formel aus Post Punk-, Noise Rock- und Postcore-Elementen zu einer sauber rotierenden Präzisions-Maschine perfektioniert, während die Band weiterhin vorsichtig ihren Horizont erweitert - wie etwa mit dem gewissen Wire meets Big Black-Vibe in Set Up To Fail oder den tristen, an frühe Uniform erinnernden Doomscapes in Human Frailty.
Ihre Debüt-EP vor einem Jahr war ja schon ein ausgezeichnetes Stück zeitgenössischer Krawall, aber was die Band aus (vermutlich) Portland für den neuen Langspieler auf die Beine stellt ist da noch mal eine ganz unerwartete Wucht aus Noise Rock und Postcore des höchsten Kalibers. Was den allgemeinen Sound angeht, stehen sie definitiv mit beiden Füßen in der Gegenwart und erinnern mich an Genossen wie Tunic, Death Panels, John (timestwo), USA Nails oder Girls In Synthesis. Auch wenn diese Platte nicht wirklich neue Pfade erschließt, wird dafür aber wirklich alles zu Gold, was Help hier anfassen - dabei hilft sicher auch die Tatsache, dass für jeden Song eine smarte und tragfähige Komposition als Fundament dient. Ein perfekter Strudel aus antriebsstarken Rhythmen, ultrafiesen Bassgrooves, unheilvollen Kracheruptionen und - wie man es schon auf der EP bestaunen durfte - einem mit Bedacht dosierten und deshalb besonders effektiven Sinn für Melodie, welcher das ganze Drama noch mal locker aufs nächste Level zu heben vermag.
Saustarkes Ding, das zweite Soloalbum von einem Typen, der einfach weiß was er tut. Tom Lyngcoln hat bisher unter anderem in den Noiserock- und Postcore-Bands Pale Heads und The Nation Blue, sowie in den eher Folk-lastigen Lee Memorial und Harmony gespielt. Dieses Album schaut klar in Richtung der lauteren Bestandteile seiner Diskografie, setzt dem ganzen aber auch noch eine Reihe bislang fremder Elemente zu. Stilistisch deckt das ein respektables Spektrum ab, das unter anderem an Wipers-beeinflusstem, melancholischen Post Punk á la Red Dons oder Nervosas aneckt, an Postcore der tendenziell sehr melodischen Machart, so etwa im Sinne von Meat Wave, Bloody Gears und einem bisschen Hot Snakes… und obendrein gibt es auch noch eine ruhelose Garagenenergie wie man sie vielleicht von Jackson Reid Briggs & The Heaters erwarten würde. Unmengen an überlebensgroßem Drama werden hier in angemessen starke Songsubstanz gemischt, verpackt in eine massiv drückende Performance, der man bereitwillig jede Note abkauft.
Hui… auf so einen Sturm, wie ihn Kobra aus Mailand auf ihrem ersten Langspieler lostreten war ich nicht so ganz vorbereitet. Oberflächlich betrachtet haben wir es mal wieder mit einer Variante von oldschooligem, Anarcho-beeinflusstem Harcorepunk und ein paar verkrusteten Tendenzen zu tun - ihr wisst schon, genau das Zeug an dem es in der gegenwärtigen Szene keinen wirklichen Mangel gibt. Aber dann ist diese Platte vor allem durch eine endlose Abfolge von frischen, unkonventionellen Entscheidungen und Stilblüten geprägt, die ein ambitioniertes und spannendes Gesamtkunstwerk aus Zutaten erschaffen, aus denen andere Bands einfach nur ein ganz ordentliches aber unspektakuläres Stück Genre-Hausmannskost gemacht hätten. Die gelungene Produktion tut dann noch ihr übriges dazu, indem sie die perfekte Balance zwischen unnachgiebigem Vorschub und übersteuertem LoFi-Dreck findet. Ein im derzeitigen Hardcoreumfeld ganz schön eigenständiges Juwel von einem Album und ein Hammer, der einfach jeden Nagel auf den Kopf trifft.