Hevrat Ha'Hashmal - Banu La'avod

Nach ei­ner ziem­lich um­wer­fen­den EP im letz­ten Jahr hält die­se is­rae­li­sche Band das ho­he Ni­veau und den En­er­gie­le­vel in ih­rer ganz ei­ge­nen, ex­qui­si­ten Spiel­art des struk­tu­rier­ten Cha­os'. Das ist er­neut ein lär­mi­ger Tritt in die Weich­tei­le, der sei­nen Ur­sprung ir­gend­wo zwi­schen den gro­ben Spe­zi­fi­ka­tio­nen von Noi­se Rock, Post Punk, Hard- und Post­co­re hat und zu­min­dest ober­fläch­li­che Ähn­lich­kei­ten et­wa zu Cu­tie, Big Bop­per, Bran­dy, und frü­hen Pat­ti auf­weist… und als be­son­de­re Krö­nung ei­ne groß­zü­gi­ge Do­sis Big Black oben­drein!

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Woodstock '99 - '99 Ta Life

Die­se nach dem sehr un­rühm­li­chen Sum­mer Of Love ei­ner Al­li­anz aus Nu Me­tal-Bros und miso­gy­nen Dreck­sä­cken be­nann­te Band aus Cleve­land, Ohio war schon im­mer ein, sa­gen wir mal… et­was ge­wöh­nungs­be­dürf­ti­ges Ge­schmäck­le, aber auch ein un­er­hör­ter Spaß - vor­aus­ge­setzt sie über­trei­ben es nicht zu sehr mit dem Weed, dem Fred Durst und den ver­ein­zel­ten Stoner-An­lei­hen. Und neu­er­dings auch: Das zu­en­de spie­len ih­rer EP ei­ner be­schis­se­nen KI über­las­sen, ein ganz neu­es Las­ter in ih­rem Ar­se­nal! An­sons­ten prä­sen­tiert sich das hier aber pro­blem­los als ih­re stärks­te Ver­öf­fent­li­chung bis­lang und ab­so­lu­tes Pflicht­pro­gram für Freun­de des ein­falls­rei­chen, un­vor­her­seh­ba­ren Hard­core­lärms mit Ga­ra­gen­kan­te in ei­nem ähn­li­chen Fahr­was­ser wie et­wa Ce­ment Shoes, Cülo, Chain Whip, Head­cheese, Flea Col­lar… um nur ei­ni­ge der of­fen­sicht­li­chen und durch­weg schmei­chel­haf­ten Re­fe­ren­zen ab­zu­ha­ken.

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Dog Date - Zinger

Die­se New Yor­ker Band ist ir­gend­wie ein selt­sa­mes, dem Zeit­geist trot­zen­des Biest, das sei­ner Nei­gung zum Punk, Grunge und In­die Rock der spä­ten '80er bis frü­hen '90er un­ge­zü­gel­ten Lauf lässt. Auch wenn der ers­te Song hier ganz un­sub­til Nir­va­na be­ti­telt ist, wür­de ich sie eher mit frü­hen Mudho­ney und der lär­mi­gen, frü­hen In­kar­na­ti­on der Pi­xies ver­glei­chen, mit wei­te­ren An­lei­hen von, sa­gen wir mal, U-Men, Scratch Acid und Dri­ve Li­ke Je­hu. Im Grun­de al­so ge­nau die Art von Band, die vor so ca. 15 Jah­ren, auf dem vor­über­ge­hen­den Gip­fel der ers­ten 90er-Nost­al­gie­wel­le, di­ver­se Pitch­fork-Schrei­ber­lin­ge feucht im Schritt wer­den ließ. Heu­te hin­ge­gen ist die­se Plat­te ei­ne ob­sku­re, schrul­li­ge Ku­rio­si­tät und das macht sie für mich um­so lie­bens­wer­ter.

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Continuals - Continuals

Ei­ne neue (Co-)Veröffentlichung auf Di­sch­ord und wie das ja dort üb­lich ist, ha­ben wir es er­neut mit ei­ner Band zu tun, de­ren Mit­glie­der schon ih­re Fin­ger in ei­nem gan­zen Arsch voll be­deut­sa­mer Bands über meh­re­re Jahr­zehn­te der lo­ka­len Punk­sze­ne drin hat­te. Zu den ge­läu­figs­ten da­von dürf­ten Ke­ro­se­ne 454, Chan­nels, Be­au­ty Pill, Soc­cer Team, Of­fice of Fu­ture Plans, Alarms And Con­trols ge­hö­ren und um das Na­me­drop­ping-Kreis­ge­wich­se zu voll­enden, ist das gan­ze auch noch von J. Rob­bins (Jaw­box) pro­du­ziert. Aber hier ist die Sa­che mit so vie­len jün­ge­rer Di­sch­ord-Ver­öf­fent­li­chun­gen: Die klin­gen sel­ten nach ei­nem mü­den Neu­auf­guss oder ei­ner ren­ta­blen Nost­al­gie-Ver­an­stal­tung. Das ist ei­ne un­gleub­li­che Qua­li­tät die­ser spe­zi­el­len Sze­ne: die Fä­hig­keit, ei­ner­seits die ei­ge­ne Tra­di­ti­on nicht zu ver­leug­nen und gleich­zei­tig im­mer noch so dring­lich und lei­den­schaft­lich zu klin­gen wie am ers­ten Tag. Be­reit, im krea­ti­ven Pro­zess die nö­ti­gen Ex­tramei­len zu ge­hen, macht man hier kei­ne hal­ben Sa­chen und "gut ge­nug" ist nie­mals gut ge­nug.

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Leaves - Leaves

Das eng­li­sche Trio Lea­ves schert sich ganz of­fen­sicht­lich ei­nen Scheiß um ak­tu­el­le Trends der bri­ti­schen Sze­ne und ich fin­de das sehr er­fri­schend. Statt­des­sen be­tä­ti­gen die sich in ei­ner klas­si­schen Me­lan­ge aus Post­co­re, Noi­se- und Math Rock, die mehr nach Chi­ca­go, dem er­wei­ter­ten Touch and Go-Uni­ver­sum und ver­wand­tem Krem­pel klingt. Kom­pe­tent und be­herzt wird hier ei­ne Äs­the­tik re­vi­ta­li­siert, die in letz­ter Zeit doch et­was rar ge­wor­den ist. Die of­fen­sicht­lichs­ten Re­fe­ren­zen wä­ren hier Slint, aber auch mit Bands der Sor­te Tar, Un­wound, frü­hen Shel­lac and spä­ten Bitch Ma­gnet lä­ge man hier nicht falsch, so­wie ei­ner Spur von Cha­vez oder Pol­vo und so­gar et­was kraft­vol­len '90er Di­sch­ord-Vor­schub kann man be­son­ders in Do So­me­thing er­ken­nen. Was jün­ge­re Bands an­geht, bö­ten sich auch frü­he­re Pi­le und - noch viel tref­fen­der - Lug­ga­ge als sti­lis­tisch eng ver­wand­te Bei­spie­le an.

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Unicorn Fart Sugar - Snack of Plates

Ein ech­tes Wun­der­werk des von Co­vid-Lock­downs mo­ti­vier­ten Lärms, er­schaf­fen von ei­nem zwei Ge­ne­ra­tio­nen um­span­nen­den bri­ti­schen Trio, kommt jetzt mit et­wa drei­jäh­ri­ger Ver­zö­ge­rung auch mal noch bei uns an. Ein hals­bre­che­ri­scher Mix aus Ga­ra­ge Punk mit Brass-Zu­sät­zen, Hard- und Post­co­re, ver­schmilzt das Zeug die Ten­den­zen jün­ge­rer Phä­no­me­ne wie, sa­gen wir mal, Ce­ment Shoes, Cri­sis Man oder Mys­tic In­a­ne mit den eben­bür­tig lär­mi­gen Sounds von X in den frü­hen bis mitt­le­ren 80ern - der aus­tra­li­schen Band na­mens X, wohl­ge­merkt. Das al­les wä­re aber nur ein hal­ber Spaß oh­ne oh­ne die an­ste­cken­de Freu­de in den Vo­cals von Sän­ge­rin Eli­za, die - wenn ich das al­les rich­tig ein­schät­ze - zum Zeit­punkt der Auf­nah­me 2021 ge­ra­de mal sechs oder sie­ben Jah­re jung war.

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Chaos OK - Demo /​/​ Valtatyhjiö - Kuristusleikki

Die Hard-/Post­co­re-In­sti­tu­ti­on Sor­ry Sta­te Re­cords aus Ral­eigh, North Ca­ro­li­na hat zwei neue Le­cker­bis­sen für uns auf La­ger. Zu­erst wä­re da mal die De­mo­kas­set­te von Cha­os OK aus At­lan­ta zu nen­nen. Der Na­me sug­ge­riert ja schon mal old­school bri­ti­schen Lärm und in der Tat hat das zu Be­ginn so ei­nen leicht UK82-mä­ßi­gen Vi­be, wel­cher dar­auf­hin aber recht schnell in ei­ne et­was ak­tu­el­ler wir­ken­de Form über­geht, nicht un­ähn­lich zu leicht Ga­ra­ge-in­fi­zier­ten Hard­core-Acts á la frü­he Elec­tric Chair oder Ka­lei­do­scope. Die letz­ten zwei Songs kom­men hin­ge­gen rü­ber wie ei­ne Mi­schung aus zeit­lo­sem Noi­se, Post Punk und Post­co­re, ir­gend­wo zwi­schen den Wel­ten et­wa von Crass, Flip­per und Dri­ve Li­ke Je­hu. Auf­re­gen­der Scheiß!

Ei­ne ähn­lich old­schoo­li­ge, wenn­gleich auch bei wei­tem pri­mi­ti­ve­re Na­tur­ge­walt ist die neu­es­te 7" der Fin­nen Val­ta­ty­h­jiö, die hier vor al­lem mit­tels schie­rer Kraft­ein­wir­kung über­zeu­gen und di­ver­se Ei­gen­schaf­ten von über­wie­gend eu­ro­päi­schem '80er Hard­core mit - und da­mit schließt sich der Kreis be­züg­lich bri­ti­scher Ein­flüs­se - klar NWOBHM-in­spi­rier­ten (Speed-)Metal-Versatzstücken an­rei­chern.

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Jug - Or Not /​ Innuendo - Peace & Love

Ex­zel­len­ten Scheiß auf dem schma­len Grat zwi­schen Hard- und Post­co­re, an­ge­rei­chert mit ei­nem Hauch von Ga­ra­ge be­kom­men wir auf der De­büt-EP von Jug aus Win­ni­peg, Ka­na­da ge­lie­fert - ast­rei­ne Qua­li­tät mal wie­der von der im­mer zu­ver­läs­si­gen Krach­schmie­de Ne­on Tas­te Re­cords aus Van­cou­ver. Die­ser Sound ver­kör­pert ge­nau die rau­bei­nig-ka­put­ten Qua­li­tä­ten, die ich in die­sen Gen­res im­mer su­che und klingt da­bei aber je­der­zeit halb­wegs durch­dacht und so­li­de ge­baut Un­ter an­de­rem mag man da Ver­glei­che zie­hen zu so Bands wie Acrylics, Mys­tic In­a­ne, Ar­se, Day­d­ream, Vi­deo, Cri­sis Man, frü­hen Bad Bree­ding… und es gibt so­gar ei­ne über­ra­schen­de Spur von '77 New York in My Bodie's Doo­med zu be­wun­dern!

Ähn­li­ches lässt sich auch über die De­büt-LP von In­nu­en­do aus Wis­con­sin sa­gen - und zwar in ei­ner emp­find­lich düm­me­ren, gleich­wohl aber auch freu­dig po­po­tre­ten­den und wun­der­bar pri­mi­ti­ven Va­ri­an­te da­von. Das Teil ist zu­letzt bei Un­lawful As­sam­bly und Roach Leg Re­cords er­schie­nen und dar­auf fin­den die ir­gend­wie so ei­nen gol­de­nen Mit­tel­weg zwi­schen simp­ler und dum­mer old­school Hard­core-En­er­gie und KBD-ge­tränk­ter Ga­ra­ge-De­menz - be­währ­te Zu­ta­ten wer­den hier auf ei­ne Art ze­le­briert, die sich noch im­mer aus­ge­spro­chen frisch und le­ben­dig an­fühlt.

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Dollhouse - I Hate You Dont Leave Me

Die drit­te EP die­ser New Yor­ker prä­sen­tiert sich er­neut als ei­ne über­wäl­ti­gend räu­di­ge An­ge­le­gen­heit aus glei­cher­ma­ßen schlau­em wie auch wild amok lau­fen­dem Post­co­re mit ober­fläch­li­chen Ähn­lich­kei­ten zu so Bands wie Mys­tic In­a­ne, Wy­myns Pry­syn, Laun­cher, Ce­ment Shoes oder Li­quid As­sets. Neu in ih­rem Re­por­toire sind hier die stark me­lo­di­schen Vi­bes á la Dri­ve Li­ke Je­hu-tref­fen-auf-Lea­ther­face… In­tui­tiv soll­te das ei­gent­lich nicht gut ge­hen, aber hier fluppt das den­noch ganz ge­wal­tig!

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Arse - Kaputt.

Es hat für die Band aus Syd­ney so et­wa ein hal­bes Jahr­zehnt da­für ge­braucht aber tat­säch­lich gibt's hier nun ih­re drit­te EP zu be­glup­schen, in ih­rem vol­len Glanz und end­lo­sen Spek­ta­kel. Ih­re ur­ei­ge­ne Fu­si­on aus Noi­se Rock, Hard- und Post­co­re hält die ner­vö­se En­er­gie der Vor­gän­ger auf­recht aber schraubt gleich­wohl ge­nug an den Pa­ra­me­tern rum um span­nend zu blei­ben, zum Bei­spiel in Shame Bomb, wor­in sich ein von ih­nen bis­lang un­ge­hör­ter Sinn für Me­lan­cho­lie breit macht. An­de­rer­seits kommt man jetzt in Songs wie Le­vel Skip­per und Prick in the Fran­ger wie­der ziem­lich nah an das Tem­po und den Zer­stö­rungs­le­vel des De­büts her­an nach der et­was zu­rück­hal­ten­de­ren Safe Word-EP, wäh­rend Tracks wie Night Shift Blues er­neut all den Dreck und Schmod­der des old­schoo­li­gen Am­phet­ami­ne Rep­ti­le-mä­ßi­gen Ge­rif­fes mit zwei Fäus­ten voll un­nach­gie­bi­ger Hard­core-En­er­gie ver­ei­nen.

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