Institute - Ragdoll Dance

Auf ih­rem vier­ten Lang­spie­ler kom­men die te­xa­ni­schen Post Punk-Over­lords In­sti­tu­te so stark wie eh und je da­her und las­sen kei­nen Zwei­fel dar­an, dass sie noch reich­lich Tricks auf La­ger ha­ben um das Pu­bli­kum mit un­vor­her­seh­ba­ren Mo­ves auf Zack zu hal­ten. Der Trend des Vor­gän­gers zu ei­nem me­lo­di­sche­ren und re­lax­te­ren Sound setzt sich hier fort und kommt im­mer nä­her an den Vi­be von Peace de Ré­sis­tance, dem ir­gend­wie in New York an­säs­si­gen Pro­jekt von Front­mann Mo­se Brown, das eben­falls ei­ni­ge In­spi­ra­ti­on aus der ers­ten Wel­le von Post- und Art Punk be­zieht. Da wä­re z.B. ein star­ker Ein­schlag á la Te­le­vi­si­on, Mo­dern Lo­vers oder frü­hen Soft Boys zu ver­mel­den in Songs wie Ci­ty und Won­der. Dead Zo­neklingt dann ein biss­chen nach Wi­pers-tref­fen-auf-Saints, wo­hin­ge­gen All The Time An­klän­ge et­wa an Mé­tal Ur­bain, MX-80, Sui­ci­de und Chro­me be­inhal­tet. Do­pa­mi­ne For My Ba­by klingt selt­sa­mer­wei­se stark nach den ak­tu­el­len New Yor­ker Über­flie­gern Straw Man Ar­my. Al­le die­se Ten­den­zen flie­ßen dann zu gu­ter Letzt in dem epi­schen Raus­schmei­ßer War­mon­ger zu­sam­men.

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Checkpoint - D R I F T

Noch so ein irr­sin­nig hoch­ka­rä­ti­ger Re­lease auf Ers­te The­ke Ton­trä­ger von ei­ner Band aus Mel­bourne, die sich un­ter an­de­rem Mit­glie­der mit Pinch Points, Dr. Sure's Unu­su­al Prac­ti­ce, Gon­zo und Drag­net teilt. Der Ope­ner legt gleich los mit ei­nem aben­teu­er­li­chen Ge­misch zwi­schen Ga­ra­ge-, Syn­th- und Art Punk, der mich an so Bands wie Ghoulies, Set-Top Box, Iso­to­pe Soap und auch ein biss­chen an Erik Ner­vous den­ken lässt. Fri­ends geht zu­nächst in ei­ne ähn­li­che Rich­tung, nimmt dann aber ei­ne schar­fe Kur­ve in die Sphä­ren von psy­che­de­li­schem Post Punk so á la Marb­led Eye, Yam­me­rer, Was­te Man oder Pu­blic Eye. Break über­rascht mit ei­nem un­ver­schämt re­lax­ten und psy­che­de­li­schen Ga­ra­ge-/Fuzz Pop-Groo­ve, ge­folgt von dem kom­pakt-öko­no­mi­schen Ga­ra­gen­ro­cker Ice Sum­mit mit Echos von Par­quet Courts, Ty­vek und Shark Toys. Wirk­lich ab­ge­fah­ren wird's dann bei Drift, ei­nem epi­schen Ma­nö­ver im dem Ga­ra­ge und Egg­punk-Ver­satz­stü­cke auf un­ver­blüm­te Pro­gres­si­ve Rock-An­lei­hen tref­fen - da­bei scheut man sich auch kei­nes­weg da­vor, im Mit­tel­teil so rich­tig kä­sig zu wer­den. Sei­te B gibt sich dann et­was we­ni­ger am­bi­tio­niert und ho­mo­ge­ner, aber kei­nes­wegs we­ni­ger ent­zü­ckend in ei­nem ge­ra­de­aus ro­cken­den Far­ben­rausch, der un­ter an­de­rem so Zeug der Mar­ke Cher­ry Cheeks, Smirk, Met­dog, Power­plant and Freak Ge­nes re­flek­tiert.

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Onyon - Last Days On Earth

Auch auf ih­rem zwei­ten Al­bum über­zeu­gen mich die Leip­zi­ger er­neut we­ni­ger mit Ori­gi­na­li­tät als mit so­li­dem Hand­werk und ho­her Wand­lungs­fä­hig­keit, mit der sie auch hier ei­ne Rei­he be­währ­ter For­meln prä­zi­se und spe­zi­fi­ka­ti­ons­ge­treu wie­der­ge­ben. Post Punk oh­ne Bull­shit, könn­te man auch sa­gen. Die­ses mal lässt sich neu­er­dings aber auch ein Hauch von Egg­punk-Äs­the­tik dar­in fest­stel­len. Songs wie Dog­man be­kom­men da­ge­gen ei­ne eher ga­ra­gi­ge Kan­te ver­passt. Egg Ma­chi­ne hat ei­ne Spur von Wire mit an Bord, In­vi­si­ble Spook ge­fällt mit old­schoo­li­gen Goth-/De­ath­rock-Vi­bes und durch­weg weht ir­gend­wie auch der Geist von Gun Club durch die­se Songs. Selbst­re­dend bie­ten sich auch wei­te­re Leip­zi­ger Acts wie Am­bu­lanz, Las­sie und Laff Box als mehr oder we­ni­ger ro­bus­te Ver­glei­che an.

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New Vogue - Waiting Daze

Die Band aus Mont­re­al legt hier or­dent­lich nach mit dem ers­ten neue Ma­te­ri­al nach ei­ner ex­zel­len­ten, selbst­be­ti­tel­ten LP in 2020. Viel Syn­th-las­ti­ger ist die Sa­che dies­mal ge­wor­den aber auch kein biss­chen we­ni­ger in­fek­ti­ös, was ei­nen kon­stant im Wan­del be­find­li­chen Vi­be ver­sprüht, der hin und wie­der auch an so Bands wie Freak Ge­nes, Use­l­ess Ea­ters, Power­plant, An­dy Hu­man and The Rep­to­ids, Lost Sounds, Mo­no­ne­ga­ti­ves und Ali­en No­se­job er­in­nern mag, nur um ei­ni­ge der of­fen­sicht­lichs­ten Haus­num­mern zu nen­nen.

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Flat Worms - Witness Marks

Flat Worms ge­hö­ren frag­los zu den zu­ver­läs­sigs­ten Acts der letz­ten Jah­re - man weiß im gro­ben, was man zu er­war­ten hat aber auch dass es gut wird und je­des mal ge­nug fri­sche Ideen mit­bringt, um span­nend zu blei­ben. Selbst­re­dend kann die neu­es­te LP auch nicht ent­täu­schen. Ihr ganz ei­ge­ner Sound zwi­schen den Wel­ten von Ga­ra­ge Punk, Noi­se Rock und Post Punk pul­siert so tight und en­er­gisch wie eh und je, kommt da­bei viel­leicht aber noch ei­ne spur ver­spiel­ter und ab­wechs­lungs­rei­cher rü­ber als zu­vor. In SSRT ver­mi­schen sich die mar­kan­ten Groo­ves von Wire und Te­le­vi­si­on zu ei­nem sub­til krau­ti­gen Kon­strukt. Time Warp In Exi­le fühlt sich in et­wa an wie ei­ne Fu­si­on von The Cow­boy mit Spray Paint… ähn­li­ches könn­te man auch dem das Al­bum ab­schlie­ßen­den Ti­tel­track be­schei­ni­gen, aber der borgt sich de­fi­ni­tiv auch ein paar Ele­men­te vom Ruts-Klas­si­ker It Was Cold.

Sor­ry folks, es gibt kei­nen kom­plet­ten Al­bum­stream den ich ein­bet­ten kann, aber drü­ben bei Sound­cloud gibt es das gan­ze Ding zu hö­ren..

Dizzy Daze - Proto-Being

Auf­re­gen­der Scheiß im Span­nungs­feld zwi­schen Noi­se Rock, Post­co­re und Ga­ra­ge Punk auf der neu­es­ten EP die­ser Band aus To­kyo, die sich oben­drein als aus­ge­spro­chen viel­sei­tig und wand­lungs­fä­hig prä­sen­tiert. Pro­to-Be­ing stürmt di­rekt los wie ei­ne Mi­schung aus Mul­ti­cult, Tar und Dri­ve Li­ke Je­hu. Slug hat dann mehr ei­nen me­lo­di­schen Vi­be, der an Bands wie Bitch Ma­gnet, Pol­vo und Cha­vez er­in­nert. Evi­dence ver­strömt ei­nen Acid-ge­tränk­ten Pro­to Punk-Vi­be als trä­fen z.B. MX-80 auf frü­he The Men und ei­nen Hauch von Wi­pers. Zu gu­ter Letzt ist dann in Dis­con­nect noch so ei­ne ge­wis­se Hot Sna­kes-meet-Na­ti­on Of Ulys­ses-En­er­gie am Start.

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Kalte Hand - Kalte Hand /​/​ Dunkle Strassen - Alles Fuckt Mich Ab

Zwei star­ke deutsch­spra­chi­ge Post Punk-Re­leases hier. Kal­te Hand kom­men aus Augs­burg, klin­gen da­bei aber eher nach Ber­lin der letz­ten 10 Jah­re - ihr in eis­kal­ten Sar­kas­mus ge­hüll­ter dys­to­pi­scher Post Punk ruft un­ter an­de­rem Bands wie Pi­ge­on, Glaas, frü­he Di­ät and Pret­ty Hurts so­wie wei­te­re deutsch sin­gen­de Er­schei­nun­gen wie Die Wär­me, Hyä­ne, Mas­ke, Die Ver­lie­rer, L'appel Du Vi­de ins Ge­dächt­nis… nicht zu­letzt hat's auch ei­nen leich­ten Hauch von Puff and Pis­se.
Die Ten­den­zen letz­te­rer zwei Bands drän­gen sich dann stär­ker in den Fo­kus auf der De­büt-EP des Ham­bur­ger Du­os Dunk­le Stras­sen - ein kraft­voll ge­ra­de­aus ge­hen­der Sound mit ei­ner deut­li­chen Noi­se Rock-Kan­te, der dar­über hin­aus viel­leicht noch Ähn­lich­kei­ten zu in­ter­na­tio­na­len Acts wie Ar­se, As­cot Stab­ber oder Cri­sis Man auf­wei­sen mag.

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Collate - Generative Systems

Col­la­te aus Port­land wa­ren nie­mals ei­ne Band die ih­rem Gen­re son­der­lich viel neu­es ab­ge­win­nen kann, aber das soll kei­nes­wegs hei­ßen, dass er nicht trotz­dem or­dent­lich Spaß macht, ihr re­la­tiv simp­ler Mix ir­gend­wo zwi­schen dem eher fun­ky tanz­ba­ren En­de der No Wa­ve-Ska­la und Gang Of Four-mä­ßi­gen Dance-/Post Punk Groo­ves. Es ist au­ßer­dem ei­ne Plat­te, die sich hin­ter­lis­tig an­schleicht be­vor sie sich kräf­tig im Ge­hör­gang ver­kan­tet, weil das stärks­te Ma­te­ri­al un­auf­fäl­lig in der zwei­ten Hälf­te un­ter­ge­bracht wur­de.

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Pleaser - Pleaser

Nach ei­nem un­er­hört span­nen­den 2021er De­mo legt die Band aus Ko­pen­ha­gen ein nicht we­ni­ger auf­re­gen­des De­büt­al­bum nach. Ei­ner­seits ist das ein selt­sam ver­trau­ter Sound, in dem die lo­ka­len Le­gen­den Lower und (frü­he) Iceage si­cher ih­ren Fin­ger­ab­druck hin­ter­las­sen ha­ben - ei­nen ähn­li­chen Vi­be aus über­le­bens­gro­ßem Dra­ma hat das, wel­ches sich in chao­tisch-emo­tio­nal-kom­pro­miss­lo­sen Per­for­man­ces ent­lädt - zu­sätz­lich zu we­ni­ger be­kann­ten Ko­pen­ha­ge­ner Bands wie Mel­ting Walk­men, Echo Peo­p­le und Spi­nes. An­de­rer­seits steht das aber auch fest auf ei­ge­nen Fü­ßen nicht zu­letzt dank fel­sen­fes­ter Songfun­da­men­te und ei­ner Fül­le net­ter Über­ra­schun­gen wie den Black Me­tal-An­lei­hen im In­stru­men­tal The World Says Its Na­me, ei­nem deut­li­chen Mor­rico­ne-Vi­be und Mur­de­rer-ar­ti­gem psy­che­de­li­schem Cow­punk-Ne­bel in Dri­ve of Distress, wäh­rend Light and Fire und This Is How I Die ei­nen ge­wis­sen Poi­son Ruïn-Vi­be in sich tra­gen. Zu gu­ter letzt kol­li­diert dann im Raus­schmei­ßer-Track The Dream or­dent­lich viel Ri­tes of Spring- und Dag Nasty-En­er­gie mit et­was 90er Sa­mi­am, Lea­ther­face so­wie ge­ring­fü­gig jün­ge­ren Noi­se­pop-Acts á la Star Par­ty, Times Beach, No Age, Ma­le Bon­ding oder Jo­an­na Grue­so­me.

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Red Dons - Generations

Ei­ne recht un­ver­hoff­te neue EP der fa­mo­sen Red Dons, de­ren Mas­ter­mind Da­ni­el Hu­sayn in den letz­ten Jah­ren mehr mit dem Mas­te­ring tol­ler Mu­sik als mit dem Spie­len und Auf­neh­men sol­cher be­schäf­tigt war. Hier sind al­so die ers­ten neu­en Songs seit gut sechs Jah­ren von der Band, die ur­sprüng­lich mal in Port­land ih­ren An­fang ge­nom­men hat. Es ist unter'm Strich wohl ihr ru­higs­tes, me­lan­cho­lischs­tes Ma­te­ri­al und das Er­geb­nis funk­tio­niert ab­so­lut her­vor­ra­gend, dank des un­fehl­bar ex­zel­len­ten Song­wri­tin­gs, ei­ner fel­sen­fes­ten Dar­bie­tung und die­sem ge­wis­sen Fein­ge­fühl für Har­mo­nien, wie es we­nig an­de­ren Bands zu ei­gen ist.

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