Nach einer ganz schön langen Unterbrechung ist via Upset The Rhythm das zweite Album der Londoner zu bekommen. Das kehrt den LoFi-Dreck des Vorgängers etwas beiseite, lässt stattdessen einen deutlich entschlackten, so verschrobenen wie charmanten Postpunk-Sound in seiner vollen Pracht erstrahlen. Der hat diese Ablenkung durch garagigen Knarz auch gar nicht mehr nötig und erinnert stark an alte britische Pioniere wie Desperate Bicycles, frühe Mekons und Swell Maps. Da kann ich es ihnen nicht mal übel nehmen, wenn sie sich in Bring Back British Rail kackdreist das Ex Lion Tamer-Riff von Wire ausborgen. Aktuell könnte man das ganze auch mit Bands wie Shark Toys oder Italia 90 in Verbindung bringen.
Die spanische Szene ist derzeit ja ein exzellentes Pflaster wenn es um lärmendes Punkzeug der kaputten und durchgeknallten Art geht und Vermute aus dem Küstenstädtchen Benicarló sind eine weitere Band wie gemacht, um diesen guten Ruf zu untermauern. Mit dissonantem Geschredder zwischen Noise Rock, Post Punk und (Neo-)No Wave attackiert ihre erste EP das Trommelfell, versprüht dabei noch einen ungeheuren Spaßfaktor und wirkt niemals verkopft.
Mit der neuen Gotobeds hab ich mich erst mal etwas schwer getan; erst in der zweiten Hälfte haben mich ihre Vibes richtig gepackt. Das mag an dem für diese Band etwas ungewohnt getragenen, von einer tiefern Melancholie durchzogenen Tonfall der neuen Songs liegen. Oder aber daran, dass sie das stärkste Material tatsächlich eher zum Ende der Platte hin gewichtet haben. Um sicher zu gehen werde ich mir die Platte gleich noch mal antun. Wer die Vorgängeralben zu schätzen wusste, wird das hier vielleicht mit etwas mehr Vorsicht genießen. Dafür wird das aber vermehrt bei Freunden von Drahla auf offene Ohren stoßen. Außerdem wäre noch eine ziemlich lange Liste an Kollaborateuren zu erwähnen; unter anderem haben Bob Weston (Shellac, Volcano Suns), Protomartyr's Joey Casey und Downtown Boys Vokalistin Victoria Ruiz ihre Fingerabdrücke hinterlassen. Eine unerwartet spannende Platte, die ich mir sicher noch etwas erarbeiten muss.
Warm Bodies aus Kansas City, Missouri haben es auch auf ihrer neuesten EP nicht verlernt zu desorientieren. Wer hätte von den Spacken auch was anderes erwartet als einen erstklassig kaputten, garagigen Weirdcore-Angriff auf Psyche und Verstand?
Zwei mal schon hat es die Glasgower Band um eine Haaresbreite verfehlt, an dieser Stelle aufzutauchen. Aber mit der neuesten (nur digitalen?) Single auf dem jungen Berliner Label '…' ist das Qualitätsniveau letztendlich auf einem Level angekommen, dass ich nicht mehr anders kann als das hier zu posten, denn bei den zwei melodischen Postpunk-Nummern ist einfach alles perfekt stimmig: Sound, Produktion, Songwriting. Von dem Zeug wünscht man sich doch echt mal 'nen Langspieler herbei.
Nach dem zweiten Album der inzwischen wohl als fest etabliert zu bezeichnenden Postpunk-Hausnummer aus Austin (und neuerdings auch: New York) glaubte ich kaum, dass die noch mal einen draufsetzen könnten, so verdammt schlau konstruiert und doch unverschämt Arschtretend waren diese Songs, ein klarer Höepunkt eines an starkem Genrefutter nicht gerade armen Jahrzehnts, der den Zeitgeist der gegenwärtigen Szene wie kaum eine andere Platte auf den Punkt zu bringen vermochte. Und doch vermag auch der Nachfolger, es mit dem gesetzten Standard aufzunehmen. Gerade auch, weil Institute hier nicht einfach versuchen, die altbekannte Energie zu replizieren, sondern stattdessen verstärkt garagige Vibes und eingängige Melodien mit gelegentlichem 77er-Faktor als tragfähiges Fundament für die neuen Songs wählen. Beides keine Dinge, die ich bisher mit dieser Band in Verbindung gebracht hätte, die sich aber überraschend nahtlos in ihren - all diesen Dingen zum Trotz immer noch unverkennbaren - Sound einfügen.
Irgendwe konnte ich die begeisterten Reaktionen auf das Debütalbum der Schweizer im vorletzten Jahr noch nicht so hundertprozentig nachvollziehen. Zu überladen klang mir das; nach reichlich Ideeen aber einem empfindlichen Mangel an Orientierung und Feinschliff. In den letzten zwei Punkten hat der nun erschienene Nachfolger dramatisch zugelegt. Das klingt nicht nur verdammt gut, sondern hat diesmal auch durchweg Hand und Fuß - so zieht mich ihr wuchtig rotierender Sound zwischen Noise Rock und Post Punk letztendlich doch noch auf seine Seite. Oft klingt mir das nach einer seltsamen Verschmelzung von Lardo und Haunted Horses.
Wieder mal eins dieser Ein-Mann Homerecording-Projekte die in letzter Zeit ja vermehrt kruden Lärm in den Äther schicken. Ein ganz prächtiges Exemplar davon aus Los Angeles ist diesmal am Start. Auf dessen aktuellen Tape gibt's ansteckenden LoFi-Sound zwischen Garage-, Elektro- und Weirdo Punk zu schlucken, der Freunden von Wonder Bread, Skull Cult, Set-Top Box, Giorgio Murderer oder Clarko sicher gut ins ästhetische Empfinden passt.
Die Frankfurter Band beeindruckte schon vor zwei Jahren mit einem 2-Song Demo und auch ihre erste EP via Tomatenplatten ist ein Postpunk-Arschtritt mit viel Schmackes, der etwas von der aktuellen Berliner Schule á la Pretty Hurts hat, von US-Bands wie Red Dons, Criminal Code und The Estranged. Ganz besonders finde ich aber starke Parallelen zum derzeitigen Punkgeschehen in Frankreich, zu Bands wie Telecult, Youth Avoiders und Night Watchers.
Endlich mal wieder ein neues Nots Album! Nun eilt Nots Alben ja der Ruf voraus, sehr gute Alben zu sein. Auch das neueste davon wird niemanden vom Gegenteil überzeugen. Die eiskalte Konsequenz beeindruckt mich immer noch, mit der die Postpunk-Formation aus Memphis, Tennessee seit einem halben Jahrzehnt ihren kompromisslos monotonen Sound durchzieht und sich dabei offensichtlich 'nen Scheiß dafür interessiert, auf welchen Zug die restliche Szene gerade wieder aufpringt. Ganz im Gegenteil, Nots haben sich schon lange ihre eigenwillige kleine Mikronische erobert und perfektionieren eben diese zunehmend. Das alte Feuer haben sie sich bei all dem bewahrt, bleiben so roh und stachelig wie man es von ihnen nicht anders kennt.