Es hat 'ne Weile gebraucht bis ich's geschnallt hab, aber die neueste LP von Catalogue aus Marseille stellt sich als ihre bislang stärkste Platte heraus. Konnte ihr Sound auf der letzten LP noch etwas ermüdend wirken, gibt sich ihr neuester Streich vielseitiger und bleibt auch auf Albumlänge spannend. Nach wie vor angetrieben von 80er-Style elekrischen Beats, beinhalten ihre Songs mal Echos von Big Black oder Live Skull und an anderer Stelle wird klassische NoWave-Dissonanz mit eingängigen Hooks verbunden. In Houseplants hat das ganze auch mal einen fast schon Synth-/New Wave-mäßigen Vibe.
Mehr geiler Scheiß via Painters Tapes von einer Band aus Detroit, die hier mit einem ausgeprägten Proto-Grunge-Vibe aufwartet, welcher unter anderem bei frühen Mudhoney, U-Men, Feedtime, X (den Australiern) oder 80er Scientists nicht fehl am Platz wirken würde. Außerdem hat's ein paar Spuren von amerikanischen Proto-Noise Rock / Hardcore-Acts á la Flipper, Broken Talent und nicht zuletzt auch von aktuelleren Bands grob im Orbit etwa von Vexx und TVO.
Eine wunderschön altmodische 7" einer Band aus Leeds, die darauf einen Sound zwischen den groben Koordinaten von Math Rock, Postcore und Noise Rock kreiert und eindeutig dem Dischord-Sound der 90er bis 00er Jahre Tribut zollt - und insbesondere auch Bands wie etwa Jawbox, Autoclave, Hoover, Lungfish oder Q and not U.
Die Band aus Richmond, Virginia hat bereits ein bisschen Staub aufgewirbelt mit einem schön chaotischen Demo in 2019 und einer dem etwas konventionelleren Hardcore verbundenen 2021er EP. Auf ihrer ersten LP gehen sie jetzt wieder deutlich unberechenbarer zur Sache mit einem zumeist empfindlich gedrosselten Tempo und einem Sound, der scheinbar so einige Inspiration aus dem experimentellen Spannungsfeld zwischen klassischem 80er Hardcore und dem (Proto-)Noise Rock jener Zeit zieht, wie ihn etwa Flipper, No Trend, Spike In Vain, Broken Talent damals etabliert haben. Aber auch zu jüngerem Krempel á la Soupcans, Vulture Shit, C-Krit oder Stinkhole mag man da Ähnlichkeiten sehen.
In der gegenwärtigen Noise Rock-Landschaft bin ich etwas schwer zu begeistern aber diese Band aus Los Angeles wickelt mich spielend um den Finger mit einer Herangehensweise die an ein Big Black-mäßiges Level des dissonanten Lärms herankommt und gleichermaßen an alte Haudegen á la Distorted Pony, Bastro, Drunks With Guns erinnert. Außerdem auch an jüngeres Zeug wie Spray Paint… oder vielleicht an eine sehr fokussierte Inkarnation von Multicult, vorangetrieben von hartnäckigen Grooves aus der Gang of Four-Zauberkiste.
Aus der ganz wörtlich zu nehmenden Asche einer gewissen Proberaumapokalypse kommen die Noiserocker Trigger Cut wieder hervorgekrochen, so kräftig und vital wie eh und je auf ihrer neuesten LP. Auf der richtet sich die Band weiter ihr ganz eigenes Eckchen in der Genrelandschaft ein während sie aber gleichermaßen gekonnt die einer oder andere Hommage an diverse Klassiker zollen - man denke dabei unter anderem an Zeug wie Bastro, Distorted Pony, irgendwas mit Albini-Bezug… Außerdem sind so einige unerwartete Stilmittel und Überraschungen am Start wie etwa der Opener Water Fukkery, der mit einem ausgesprochen melodischen Emo-/Postcore vibe aufwartet im Dunstkreis von Bands wie etwa Drive Like Jehu, Autoclave, Quicksand oder Jawbox. Fraglos ihre abwechslungs- und ideenreichste Platte bislang.
Wow, damit hatte ich eigentlich nicht mehr gerechnet. Gute Sieben Jahre nach dem inzwischen als Klassiker zu betrachtenden The Battle Of Brisbane gibt es doch tatsächlich ein neues Album von Kitchen's Floor, auch wenn es sich dabei aktuell vor allem um ein Solo-Unterfangen von Vokalist Matt Kennedy zu handeln scheint. Die eigenwillige Vision und der Sound aus Post Punk, Noise Rock und einem leicht folkigen Unterbau sind dabei aber so gestochen scharf und kompromisslos wie eh und je - inzwischen könnnte man auch sagen: positiv aus der Zeit gefallen.
Zweite LP des Duos bestehend aus niemand geringerem als Spray Paint's Cory Plump sowie einem mysteriösen Chris, der irgendwann mal in irgendeiner Form mit Les Savy Fav, Trans Am und Scene Creamers unter einer Decke gesteckt hat. Geliefert wird Nachschub von der süchtig machenden Melange aus Post Punk und Noise Rock mit dem starken Industrial-Beigeschmack, gleichermaßen experimentell wie auch hypnotisch und mitreißend. Vielleicht liegt's hier vor allem am Mix und Mastering, aber das Klangspektrum erscheint hier deutlich entschlackt im Vergleich zum Vorgänger, die allgemeine Stimmung weniger klaustrophobisch mit reichlich Luft zum Atmen. Immer noch sind reichlich Swell Maps-, oder alternativ, Exek-Vibes am Start hier aber auch einen Anflug von Protomartyr hat das in Rotting Profits, ein paar Echos von Wire in Florida Gasoline
In einer Noise Rock-Welt, die vor allem von pseudeoschlauem Rumgewichse nach der überstrapazierten "Wir spielen abgenutzte Doom-Riffs in einer ungeraden Taktart und nennen das dann Math Rock"-Grundformel dominiert ist, ragen die Kanadier Nearly Dead schon länger aus dem traurigen Status Quo heraus - nicht durch schlaue Konzepte, sondern mit einer primitiven Wucht und einer sehr oldschooligen Herangehensweise an sludge-infizierten Noise Rock, die an alte Artefakte aus dem Umfeld von Cows, Killdozer, Cherubs, Fungus Brains, Scratch Acid erinnert… plus unzählige Deep Cuts aus dem AmRep-Katalog. Wenn die Platte zu ende ist hab ich das Gefühl, erstmal duschen zu müssen. Eine seltene Qualität in unserer Zeit.
Wie der Zufall es will kommt hier sofort schon die nächste Band, deren genaue Herkunft etwas schwammig bleibt, wenngleich auch die vorhandene Evidenz grob in Richtung des Bundesstaates Pennsylvania deutet. Auf ihrem jüngsten Langspieler leitet ein ausgefranstes Lo-Fi akustik-Intro eine Naturgewalt ein, die in etwa so rüberkommt als träfe der halluzinogen vernebelte Post Punk von Piles oder Die! Die! Die! auf die pechschwarzen Welten von Nag. An anderen Stellen gibt es etwas konventionellere - aber kein bisschen weniger gut scheppernde - Sounds irgendwo zwischen dem Doom- und Sludge-lastigen Noise Rock der alten AmRep-Schule und dem abgespaceten Acid Punk-Exzess vom Schlage Destruction Unit, Hamer oder Super-X.