Hinkte auf dem Erstling dieser Band aus Portland das Songmaterial noch etwas den eigenen Ambitionen hinterher, stimmt auf dem aktuellen Langspieler einfach alles. Verschwurbelter Postpunk, bei dem etwa die gemeinen Grooves von Uranium Club auf das abstrakt-dissonante Gepolter der frühen The Fall treffen und obendrein wurde das ganze noch mit 'nem geheimen Mathrock-Schlüssel gegen's auslaufen abgesichert.
Schönes Zeug von einer Band aus Leipzig. Wie ein Flashback zum melodischen Indierock der späten 90er, außerdem mit Elementen aus Post-, Math- und Noiserock, 80er Sonic Youth (Dis-)Harmonien. Kann was.
Das zweite Album von No Sister aus Melbourne ist erwartungsgemäß mal wieder ein sehr starkes Teil. Am Sound des schon saumäßig hörenswerten Debüts gab's ja eh nicht viel zu reparieren und entsprechend liegen die Neuerungen hier eher im Detail. Nach wie vor klingt das als träfen frühe Sonic Youth mit ihren damals noch deutlich hörbaren Connections zu Glenn Branca und der New Yorker Experimental- und No Wave-Szene auf den wuchtigen Postcore, Noise- und Mathrock der 90er Touch&Go-, Dischord- und AmRep-Schule. Das alles gießen sie dann in so abwechslungsreiche wie auch ausgefeilte Arrangements und in häufig unkonventionelle, schwer vorhersehbare Songstrukturen. Ein weiterer Volltreffer!
Mal wieder eine Band aus Chicago die einen speziellen Klangkosmos beackert, der an diesem Ort irgendwie schon seit Jahrzehnten besonders gut zu gedeihen scheint. Passenderweise wurde das Zeug auch deutlich hörbar bei Electrical Audio aufgenommen, wenn auch ohne direkte Beteiligung eines gewissen Mr. Albini. Kann man sich also schon denken, mit was für Musik wir es hier zu tun haben: Ein Sound, der sich deutlich im Umfeld von Noise- und Mathrock, Post- und Slowcore bewegt und vom ersten Moment an Assoziationen zu den Klassikern von Slint, Tar, Codeine und späteren Unwound hervorruft. Die unvermeidlichen Shellac kann man natürlich ebenfalls raushören und etwas Sonic Youth-Dissonanz macht sich auch immer wieder breit.
Altbekanntes Zeug also, aber auch absolut hochwertig und stilsicher. Selten bekommt man heute einen derartigen Sound auf so hohem Niveau, in solch einer hochkonzentrierten und disziplinierten Darbietung zu hören. Eigentlich ist das viel zu gut für die Veröffentlichungsform als Tape. Mir als volldigitale Person könnte das ja eigentlich ziemlich schnulle sein, aber für Leute mit anderen audiotechnischen Vorlieben und generell auch als Zeichen der Wertschätzung für dieses tolle Album wäre es doch zu wünschen, dass irgendwer das Tonmaterial noch auf schwarzen Bodenbelag transferiert.
Dischord Records hat ein Album veröffentlicht. Diese Tatsache ist heutzutage an und für sich schon ein sehr erwähnenswertes, weil selten gewordenes Ereignis. Und dann handelt es sich auch noch um die aktuelle Band von Devin Ocampo, der in den 90ern bei der (in meinen Augen) Postcore-Legende Smart Went Crazy am Werk war, später denn bei den von mir heißgeliebten Mathrockern Faraquet und Medications. Zwischenzeitlich war er außerdem bei Deathfix aktiv, die sich aus Mitgliedern letztgenannter Band und Fugazi-Drummer Brendan Canty zusammensetzten. Seine aktuelle Band The Effects versprüht dann auch mal wieder den unverwechselbaren Vibe seiner alten Projekte, verbindet das beste aus allen Welten. Die Komplexen Arrangements von Faraquet treffen auf die schrammelige Leichtigkeit der Medications und die Eingängigkeit der alten Smart Went Crazy-Scheiben. Dabei lassen Ocampo & Co mehr als je zuvor eine Vorliebe für progressives Gegniedel raushängen, was ich angesichts der Hochwertigkeit in Songs und Darbietung aber problemlos tolerieren kann. Mir wird mal wieder richtig klar, wie sehr ich das vermisst habe.
Phantom Works kommen aus Chicago, klingen auch nach Chicago. Absolut klassischer, intelligenter Lärm, der irgendwo im Noiserock/Mathrock/Postcore-Genrekomplex zuhause ist und deutliche Assoziationen zu den goldenen Touch&Go-Zeiten weckt.
Drop Medium ist ein noch sehr junges, in Portland ansässiges Label, dessen Aktivitäten es unbedingt weiter zu beobachten gilt. Die Bude fiel zuletzt schon äußerst positiv durch Veröffentlichungen von Spoodee Boy und Faux Ferocious auf, und hat jetzt mit dem Debütalbum der New Yorker Band Shimmer auch schon das nächste Highlight nachgeschoben. Experimentellen und sperrigen Lärm gibt's darauf zu hören, den man wahlweise irgendwo im Umfeld von Noise Rock, Post Punk, No-Wave, Math Rock oder Art Punk einordnen könnte. Wer angesichts des aktuellen Housewives Albums nicht die Flucht ergriffen hat, oder wer dem kruden Lärm der Soupcans nicht abgeneigt ist, der könnte auch an dieser schrägen Platte Gefallen finden.
Auf dem zweiten Kurzspieler des Trios um Ex-Accordion Crimes Frontmann Bryon Parker und Joy Subtraction Drummer Brian Polk wechselt sich wie gehabt oldschooliger Indierock, der etwas an die kürzlich aufgelösten Hermetic erinnert, mit kraftvollem, leicht Math-Infiziertem Touch&Go-Style Noisrock ab, in dem auch Parkers alte Band noch etwas nachklingt.
Nachschub von der Band aus Genua, Italien in Form von sechs neuen Nummern plus eines Brian Eno-Coversongs. Wie schon auf dem ersten Album gibt es hier geringfügig verkopften, Math-beeinflussten Noiserock auf die Ohren, bei dem einschlägige Namen aus dem alten Touch&Go-Katalog offensichtliche Spuren hinterlassen haben.
Der zweite Langspieler der Postpunker aus Los Angeles ist eine sehr spröde Angelegenheit geworden. Die Arrangements sind im Vergleich zum Vorgänger deutlich entschlackt, die Songstrukturen dafür rasiermesserscharf. Das klingt immer noch etwas nach Kopenhagen-Schule, neuerdings aber auch nach amerikanischer Mathrock-Tadition der 90er Jahre.