Das dritte Album von Luggage aus Chicago knüpft nahtlos am Vorgänger an, macht sogar noch einen etwas konsequenteren Eindruck. Passend und unüberhörbar bei Electrical Audio aufgenommen, breitet sich ein spröder bis zähflüssiger Sound zwischen Noise- und Math Rock, Post- und Slowcore aus, der überwiegend nach vergangenen Zeiten in Chicago klingt. Oder abwechselnd mal nach geradlinigeren Shellac, gedrosselten Tar, viel lauteren Slint und noch tristeren Codeine.
Noise Rock aus Berlin, der sich überwiegend bei nicht allzu überraschenden Vorbildern bedient - in der Bassabteilung wären das Shellac, die Gitarrenarbeit scheint eher bei The Jesus Lizard und Scratch Acid entlehnt. Etwas Uzeda wäre da außerdem im Angebot und an aktuelleren Bands kann man sich mal an die rigide Disziplin von Multicult, ein anderes mal an die ungleich gröbere Herangehensweise etwa von Tropical Trash erinnert sehen. Auch wenn hier also offensichtlich das Rad nicht neu erfunden wird, kann mich das Ergebnis weitgehend überzeugen.
Ein saumäßig starkes Debütalbum haben Clang aus Tampa, Florida hiermit abgeliefert, das mit einer zeitlosen Spielart von Noise- und Math Rock, Postcore und -punk inklusive markantem Saxofoneinsatz zu begeistern versteht. Im Gesamteindruck klingt das Resultat etwa so, als hätte man diverse Vertreter der aktuellen Postpunk-Generation mit Pionieren aus den Achtzigern wie Nomeansno, Tragic Mulatto und Flipper gekreuzt.
Auf ihrem inzwischen fünften Album geben sich die Noise-/Mathrocker aus Baltimore mal wieder in der gewohnten Topform. Vielleicht mehr als je zuvor verlagern sie dabei das Gewicht auf die Math-lastige Seite, ohne dass sie Gefahr laufen, in selbstgefällig-technisches Gegniedel zu verfallen. Nein, hier wirkt jeder noch so gewaltsam zurechtgebogene Takt ordentlich zu Ende gedacht. Auch wenn das Genre davon mit Sicherheit nicht revolutioniert wird, treffen Multicult diesen speziellen Nagel dafür mit einer selten gewordenen Vollendung auf den Kopf und liefern zum wiederholten mal eine Platte ab, die selbst zur Blütezeit ihrer Nische als waschechtes Highlight durchgefluppt wäre.
Tolles und erfrischendes erstes Tape von einer Band aus Bloomington, Indiana. Zu hören gibt's eine recht ungewöhnliche Verschmelzung von Post Punk, Math- und relaxtem 90er Indierock, vereinzelt shoegazig-psychedelischen Momenten. Ab und an kann man Anklänge an weniger aufgeregte Vertreter der 90er Touch & Go-Schule erahnen, aber insgesamt panschen sich BCC doch ihr ganz eigenes Süppchen zusammen.
Es ist jetzt auch schon wieder einige Jahre her, seitdem die nun schon mindestens anderthalb Jahrzehnte aktiven Noiserocker aus Helsinki mit ihrer letzten 7" von sich hören ließen. Die aktuelle EP der Band klingt jedenfalls als wäre die Zeit seitdem stehen geblieben, aber auch so stark ausgereift und routiniert wie man es von einer so alteingesessenen Band erwartet. Ihr Noiserock wandelt erneut unverkennbar auf den Pfaden von Rapeman und frühen Shellac - ab und an kann sich auch mal etwas Brainiac, Killdozer, Mule oder Jawbox dazwischen verirren. Neu und originell ist das nicht, aber umso hochwertiger und von Anfang bis Ende überzeugend.
…und gleich noch mal so eine Spätzünderband. Schlappe sieben Jahre nach der letzten Platte haben die Instrumental-Postcore-/Mathrock-Veteranen aus Atlanta ihren vierten Langspieler am Start. Ehrlich gesagt hatte ich die Band nie so wirklich auf dem Schirm. Bei der nachträglichen Begutachtung ihrer früheren Alben fällt mir jedoch auf, wie sehr diese aus heutiger Sicht nach einem Produkt ihrer Zeit klingen. Gerade als das Mathrock-Genre seinen Exzess aus ungeraden Takten und überladenen Strukturen etwas zu sehr auf die Spitze trieb und nur Minuten später in seinem eigenen Arsch aus vorhersehbarer Komplexität-um-ihrer-selbst-Willen stecken blieb. Umso erstaunlicher ist, wie wenig das auf der neuen LP der Fall ist - die neuen Songs machen einen durchweg sehr zeitlosen Eindruck. Die Strukturen und Arrangements klingen deutlich entschlackt und aufgeräumt, haben mehr Hand und Fuß als je zuvor, während eine ebenso schnörkellose wie auch klare Produktion eine saumäßig tighte Band einfängt, die über die Jahre nichts von ihrer Spielfreude eingebüßt hat.
Was ist das denn für ein geiler Scheiß, den uns da eine Band aus Valencia auftischt? Begrüßt einen mit Post Punk in no-waviger Dissonanz und entwickelt sich darauf hin zu einem unberechenbaren Bastard, der einem unvermittelt hereinbrechende Hardcoreattacken, Versatzstücke von 90er Dischord-Postcore, ein bisschen Emogedöns, Mathrock und melodischem Indie Rock der vergangenen Dekade um die Ohren haut. Über all dem schweben die unkonventionellen Harmonien á la Sonic Youth der Daydream Nation-Ära, das verbindende Element welches diese seltsamen Klangkonstrukte zusammenhält. In der Gegenwart könnte man vage Vergleiche zu den Leipzigern Molde bemühen.
Ziemlich interessanter Stoff, die erste EP von Old Ghoul aus Reading. Es entfaltet sich darauf eine seltsam anmutende Mischkultur die zu etwa gleichen Teilen Assoziationen zu Slint hervorruft, zu dissonantem No Wave-Lärm und zu Frühneunziger-Postcore á la GVSB und artverwandtem Zeug aus den Dunstkreisen der damaligen Chicago/Washington-Connection.
Die drei EPs dieser Band aus Dallas strahlen mit recht abwechslungsreichem Noise Rock, der ausgezeichnet die Balance zwischen Chaos und Struktur hält, wobei Vol. 1 noch etwas unkontrollierter losbollert. Spätestens bei Vol.3 fließt sich das ganze dann aber in deutlich konkretere Strukturen und versprüht so einen gewissen Jesus Lizard-meets-Shellac Vibe. Geht klar, das.