Opossums sind eine Band aus Memphis um einen gewissen Patrick Jordan - die meisten Songs auf dieser EP und sowie auf deren Vorgänger sind schon einmal auf diversen Soloplatten von ihm erschienen. Saugutes Material jedenfalls, in einen Sound gegossen zwischen unaufgeregtem Indierock und Powerpop. An die melodischeren Songs von The Bevis Frond muss ich da manchmal denken, aber ebenso an neuere Acts wie die British Invasion-lastigen Garagenpopper The Resonars, an Landlines, Scupper und Title Tracks.
Tolles und erfrischendes erstes Tape von einer Band aus Bloomington, Indiana. Zu hören gibt's eine recht ungewöhnliche Verschmelzung von Post Punk, Math- und relaxtem 90er Indierock, vereinzelt shoegazig-psychedelischen Momenten. Ab und an kann man Anklänge an weniger aufgeregte Vertreter der 90er Touch & Go-Schule erahnen, aber insgesamt panschen sich BCC doch ihr ganz eigenes Süppchen zusammen.
Zum dritten mal liefern die B Boys aus New York ein Album ab, dessen am langen Draht gehisste rosa Fahne beim besten Willen nicht zu übersehen ist. Das könnte man ihnen zunehmend zum Vorwurf machen, aber auch anlässlich des dritten Remakes drücke ich gerne mal beide Augen zu, denn wie von der Band gewohnt handelt es sich um ein Derivat von ausschließlich höchstwertigem Material und handwerklich makelloser Verarbeitung. Mit seinen für heutige Verhältnisse sehr großzügig ausgelegten 15 Songs ist das noch keineswegs zu viel des Guten. Und um meine vorherige Aussage etwas zu relativieren, darf man sie außerdem auch der entfernten Verwandtschaft zu einigen kontemporären Acts wie etwa frühen Parquet Courts oder Gotobeds verdächtigen.
Der zweite Langspieler von Pardoner aus San Francisco ist schon wieder 'ne Bombe geworden, auch wenn die Detonation diesmal bewusst etwas leiser gehalten wurde in einem relaxter daherschrammelnden, von tiefer Melancholie durchzogenen Sound zwischen klassichem 90er Indie Rock und Noise Pop, vereinzelten Spurenelementen von Noise Rock und Postcore. Zusammengehalten wird das alles wie gehabt von ausnahmslos exzellentem Songmaterial. In der aktuellen Szenerie kann man Bands wie Treehouse, Tape/Off, Ovlov oder Milk Music als Vergleiche bemühen; aus der Vergangenheit kann man hingegen Echos von Swervedriver, Dinosaur Jr, Polvo oder Archers Of Loaf vernehmen.
Was mir auf der Debüt-LP von Philary aus Nashville, Tennessee entgegen quillt würde ich mal als… unerwartet bezeichnen. Es handelt sich um ein Projekt von Alex Molini, der ansonsten bei Stove und seit geraumer Zeit auch bei Pile mit am Werk ist. Da liegt es schon nahe, Philary in dieser speziellen Nische des Indierock einzuordnen, welchem der Lärm noch genau so eine Herzensangelegenheit ist wie die Melodien; die derzeit zu gefühlten fünfzig Prozent vom New Yorker Genre-Bollwerk Exploding In Sound Records noch am Leben erhalten wird - es ist also kein bisschen verwunderlich, dass auch diese Platte mal wieder in besagtem Hause erschienen ist. Man darf sich zum Beispiel an Bands wie die bereits erwähnten Pile, an Dead Soft, frühe Ovlov, Geronimo oder deren Quasi-Folgeprojekte Milked und Hung Toys erinnert sehen. Aber das ist auch nur der allererste Eindruck. Denn Philary gehen Soundmäßig so einige Tacken derber zur Sache, vermischen die erwähnten Tendenzen mit einer dicken Schicht aus Noise und tonnenschwerem Sludge. Da kann man in den etwas psychedelisch geprägten Momenten, wie etwa in The Littlest Mole, Vergleiche zu Fir Cone Children ziehen, die sich - wenn aus einem etwas anderen Genre-Blickwinkel - einem durchaus verwandt klingenden Ansatz von verspielter, zuckersüßer Melodiösität und dichtem Noisegewitter annähern.
Einiges hat sich soundmäßig gedreht seit dem knapp zwei Jahre alten Debütalbum von Bench Press aus Melbourne. Die Postcore- und Noise Rock-Elemente halten sich auf dem inzwischen erhältlichen Nachfolger weitgehend im Hintergrund versteckt und machen Platz für ein deutlich entspannteres Klangerlebnis zwischen kontemporärem Indierock und Post Punk. Das erinnert immer wieder an Bands wie Bike Thiefs und ältere Gotobeds. Oder es kann auch vereinzelt mal so klingen als träfen - um dann doch noch einmal die Dischord-Keule zu bemühen - Embrace oder die späte, deutlich verspieltere Phase von Fugazi auf schrammeligen Indierock á la The Wedding Present.
Wie schon auf ihrer ersten EP vor zwei Jahren weiß die Band aus Washington D.C. mit weitgehend lässig und schnörkellos dahergeschrammelten Fuzzpop und Indie Rock zu gefallen, der diesmal besonders zum Ende der Platte hin auch mal gerne ein wenig in Cowpunkmäßige Regionen abdriften mag und durchweg auf robuster Songsubstanz gebaut ist.
Hier ist auch gleich schon die zweite Hammerveröffentlichung, die vergangenes Wochenende zeitgleich mit den Neutrals auf Emotional Response erschienen ist. Seablite kommen aus der Gentrifizierungshölle von San Francisco und begeistern auf ihrem ersten Langspieler mit melodischem Zeug irgendwo zwischen Noise Pop, oldschooligem Shoegaze, Dream- und Schrammelpop, der mit großer Sicherheit einiges aus den C86- und Sarah Records-Ären in sich aufgesogen hat. Mit einem ordentlichen Drive und tadellosem Songwriting treffen Seablite durchgehend ins Schwarze zu einem Sound, der zwar verträumt aber - anders als so viele andere Bands dieses Genrespektrums - niemals schläfrig ist.
Aggro Jangle ist zwar eine wirklich köstliche Genrebezeichnung und es wird in der Tat ordentlich geschrammelt hier, aber eigentlich würde ich das, was diese Band aus Melbourne auf ihrem Debütalbum fabriziert eher im melodischen Grenzbereich des Post Punk, auf der Schnittstelle zu straightem Punk- und Indie Rock einordnen. Und damit in direkter Nachbarschaft zu Bands wie The Estranged, Radar Eyes, Daylight Robbery oder Red Dons, auch wenn Reality Instructor anders als die genannten Acts gerne mal das Tempo und den Knarzfaktor etwas entspannter durchhängen lassen.
Das zweite Album dieser Band aus Chicago entpuppt sich als ein lupenreiner, noiserockig angehauchter Indie Rock-Flashback, der seine Wurzeln klar in den frühen bis mittleren Neunzigern geschlagen hat. Abwechselnd fühle ich mich dabei mal an Polvo, 90er Sonic Youth, Chavez oder Lync erinnert. Und im aktuellen Geschehen könnte sich das z.B. in der Nähe von Tape/Off oder Champion Lover wiederfinden.