Nach dem geringfügig ausgefeilteren Debütalbum der Dark-/Post Punk-Combo aus Atlanta im letzten Jahr fühlt sich dessen Nachfolger wieder mehr nach den früheren EPs an - und das meine ich nur im besten Sinne. Diese Songs sind roh wie Trockenfutter, die Arrangements bis auf die Knochen reduziert, gerade so weit wie sich das Genre halt noch dehnen lässt, bevor die fragile Konstruktion in sich zusammen fällt. Warum einen Roman schreiben, wenn du nur einen absolut dringlichen Satz loswerden must?
Night Miasma kommen aus Chemnitz und es sind Mitglieder von L'appel Du Vide mit am Werk, welche euch vermutlich schon ein Begriff sind wenn ihr auf so Zeug steht. Auf ihrer Debüt-EP fällt der Apfel nicht weit vom Stamm, mit einer Variante von Dark Punk / Death Rock-beeinflustem Post Punk, der dem Genre zwar nichts neues hinzufügt, aber grundsätzlich alles richtig macht in diesen vier sauber konstruierten Songs.
Erneut haut eine Band aus Barcelona überzeugend in die Scheiße. Plataforma macht das in Form eines maximal DIY-mäßigen Sounds im Umfeld von Dark-/Post Punk und einer gesunden Dosis Goth. Crisis kommen da mal wieder in den Sinn, frühe 2010er Kopenhagen-Schule á la Lower und Iceage oder auch jüngere Acts wie Disjoy stehen dem nicht allzu fern.
Aus Toruń, Polen kommt diese Band und was die auf ihrer aktuellen EP zelebrieren fällt nicht unbedingt durch Originalität oder besonderen Feinschliff, dafür aber umso mehr durch entschlossenes Vorgehen und rohe Energie auf. Das ist dunkelgrau gefärbter Post Punk in relativer Nähe zu Criminal Code, Pretty Hurts oder Sievehead.
So einige sonnenscheue Geschöpfe sind ja in den letzten Jahren aus der trüben Dark Punk / Death Rock-Revival Pfütze gestiegen und trotz einiger klarer Höhepunkte hält sich mein Interesse doch meistens in Grenzen aufgrund der Gleichförmigkeit, die von den meisten dieser Bands an den Tag gelegt wird. Selten aber kam mir eine derartige Konsequenz und radikale Vision unter wie auf dem zweiten Minialbum von Heterofobia aus Monterrey, Mexiko. Ihr roher und ungewaschener Deathcore ist das ideale Gegengift für die weitgehende Sterilität des Genrespektrums.
Nach einem Demo und einer EP ahnt man inzwischen, dass der Sound von Disjoy aus Cardiff sich auch auf EP numero Zwei nicht großartig verändern wird. Das hat in diesem Fall auch nichts schlechtes zu bedeuten. Ihr simpler, donnernder Postpunk mit der Extraladung Noise und leichtem Goth-/Death Rock-Einschlag bleibt eine ultra-straighte, arschtretende, eben verlässliche Angelegenheit und gefällt mir damit besser als 99% der Bands, die im Zuge der aktuellen Dark Punk-Welle angeschwemmt werden.
Ganz schönen Wind macht die Formation aus Stockholm auf ihrem ersten Langspieler. Der Sound ist irgendwo an den Tellerrändern von Hardcore und Post Punk zu verorten, bringt aber ebenso den Vibe der aktuellen Dark-/Death Punk-Welle mit. Das klingt geringfügig verwandt mit Acrylics, Dauðyflin, Tarantula, The Bug oder den derberen Momenten von Criminal Code. Jede Menge schlechte Laune also. Und schlechte Laune kann man in diesen Tagen ja nie genug haben.
Mit verdammt arschtretendem Post Punk wie er kaum druckvoller sein könnte zieht mich das Debüt-Tape der Eyesøres aus Melbourne vom ersten Moment an auf ihre Seite. Das hat in etwa die kompromisslose Attacke der Pretty Hurts an Bord, den tiefschwarzen Blick von Criminal Code. Außerdem Dark Punk/Death Rock-Versatzstücke á la Haldol und zwischendrin gibt's immer wieder kleine Überraschungen wie die melancholischen, Red Dons-artigen Melodien im Opener oder einen Hauch von Sonic Youth in Golden Soil. Einen derart starken ersten Eindruck hab ich in diesem Genre-Umfeld schon länger nicht mehr geboten bekommen.
Auf ihrem neuesten Langspieler hält sich die Dark Punk/Death Rock-Formation aus Budapest wie schon auf dem Vorgänger bis auf's letzte Komma an die etablierte Genre-Rezeptur, aber das auf einem ausgezeichneten Niveau.
Auf ihrem neuesten Kurzspieler beweist die Post Punk/Goth/Dark Punk-Formation aus Philadelphia einmal mehr, dass sie in ihrem Genre-Umfeld ganz vorne dabei ist. Besonders herausstechend sind diesmal die etwas getrageneren Highlights Bull's Blood und Golden Calf. Was bei weniger guten Bands meistens eher einschläfernd wirkt, entfaltet hier seine volle Wirkung und zeigt ein starkes Wachstum in seinem sauber konstruierten Songwriting.