Eine weiter mysteriöse Eggpunk-Bombe hat eingeschlagen von einer Band aus… ja wo genau eigentlich? Das Label ist in Tel Aviv und die Songtitel, sagt mir Google Translate, sind wohl portugiesisch. Klanglich wiederum wären wohl die Genre-Overlords Prison Affair aus Barcelona der treffendste Vergleich mit weiteren Ähnlichkeiten zu Nuts aus Köln und australischen Bands á la Set-Top Box, Eugh, Midgee und Research Reactor Corp.. Darüber hinaus, womit sich der Kreis nun schließt, wäre auch noch Tel Aviv's eigene Eggpunk-Sensation Victor als passender Vergleich zu erwähnen. Kurz gesagt: das ist mal wieder hochkarätig weltenbummelnder Qualitätsscheiß, wo auch immer diese Band eigentlich herkommen mag.
Noch ein passender Referenzpunkt wären dann Beer aus Charleston, North Carolina und als wenn man vom Teufel spricht, hat die Bierste Bierband der Welt gerade ebenfalls ihre zweite EP veröffentlicht zu der auch so ziemlich alles aus dem vorherigen Absatz ohne Abstriche passen würde. Statt mich also zu wiederholen empfehle ich einfach, den Scheiß ordentlich aufzudrehen. Ich bin sicher deine Nachbarn werden sich vor Begeisterung in die Hose pissen.
Ein dichtes, Noise-geladenes Post Punk-Spektakel entfaltet sich auf der Debüt-EP dieser Band aus Richmond, Virginia zu vier aufwändig konstruierten Songs, die jetzt schon einen voll ausgereiften und selbstsicheren Eindruck hinterlassen. Zeitweise hat das mal diesen gewissen Vibe von Straw Man Army, erweitert um subtile Spuren von Poison Ruïn. Andere Momente erinnern mich an einige der melancholischeren, Song-orientierten Post Punk-Acts des vergangenen Jahrzehnts wie frühe Estranged, Public Eye, Criminal Code, Bruised, VHS, Waste Man und sogar die Bollwerke Wymyns Prysyn und Institute/Mothers's Milk aus Atlanta taugen als Vergleiche.
Eine eh schon starke Woche für den Eggpunk bekommt noch einen zusätzlichen Boost von einem weiteren Genre-Fixpunkt der letzten Jahre, denn Metdog aus Melbourne haben nach einer irrsinnig tollen Reihe von EPs jetzt ihr Langspieldebüt am Start. Der Titel verspricht Computerscheiße und meine Fresse, bekommen wir darauf Computerscheiße serviert, wenngleich das ganze weniger Antworten gibt als es Fragen aufwirft und die meisten davon fangen an mit "What the fuck…?". Passend dazu zeigt sich die Band hier in ihrer bislang elektronischsten Inkarnation mit einerm allgemeinen Vibe, der ein bisschen so klingt als würde ein bizarres 8-Bit-Mashup älterer Ausmuteants auf die subtile Klasse von Windows 3.11 Midi-Files prallen.
Brilliante oldschool-Action auf der Debüt-EP dieser Band aus Philadelphia. Darauf verschweißen die einen hybriden Garage-/Hardcore-Vibe so á la Cutters mit eindeutigen Oi!-Tendenzen in der Machart etwa von The Chisel und Chubby and The Gang. Andererseits mag das Riffing hier vereinzelt mal an Poison Ruïn erinnern und die griffigen Gitarrenleads bewegen sich regelmäßig auf klassischem Radio Birdman-Territorium.
Die Band aus West Palm Beach, Florida kam mir erstmals anlässlich einer Splitkassette mit AJ Cortes and The Burglars unter und seitdem wurde das Zeug nur umso stärker mit jeder neuen Veröffentlichung - die neueste EP ist da keine Ausnahme und liefert eine neue Charge von kompakt-catchy Powerpop-, Garage- und Synth Punk-Sprengladungen die in mir Assoziationen zu so einschlägigen Namen wie Gee Tee, Erik Nervous, Vaguess and Satanic Togas erwecken.
Wenige Bands haben den Berliner Post Punk-Vibe der vergangenen paar Jahre zu so einer minimalistisch-spröden Essenz heruntergekocht wie Aus mit den vergangenen zwei LPs. Diese 7" liefert jetzt das erste neue Material nach fast vier Jahren Stille und darauf öffnet sich erdrückende Tristesse der vergangenen Platten ein Stück weit mit einem für sie ungewohnt wirkenden Sinn für crispe Grooves - ein irgendwie auch notwendiger Tapetenwechsel und eine neugewonnene Antriebskraft, die einen plausiblen Weg vorwärts weist für eine Band, die Veränderungen bisher eher abgeneigt schien.
Als Warm Exit aus Brüssel letztes Jahr durch Deutschland getourt sind dürften einige, meine Wenigkeit eingeschlossen, ziemlicht überrascht gewesen sein von dem was sich da abspielte, auch wenn die 2022er Single TV / Ultra Violence schon erste Hinweise in Richtung eines klassischen Post Punk-Fahrwassers gab. Auf der Bühne wurde dann aber unmittelbar klar, was für eine radikale Transformation die Band da durchlaufen hat. Kaum etwas übrig von ihrem ursprünglichen Sound, der eher im Einklang mit der aktuellen Garage-/Synth-/Eggpunk-Generation war, nun komplett ersetzt durch einen intensiven, stockdüsteren Abgrund aus atmosphärischem Post Punk wie ihn jetzt auch ihr Langspieldebüt reflektiert und dabei an eine erlesene Reihe von Bands erinnert wie zum Beispiel Rank/Xerox, Criminal Code, Diät, Girls In Synthesis, Sievehead oder Negative Space.
Knowso aus Cleveland, Ohio gehören klar zu den eigenwilligsten und einprägsamsten Bands der vergangenen paar Jahre. Auch ihr neuester Langspieler zeigt sie in ausgesprochen starker Verfassung. Ihre Verschmelzung aus Post Punk, Noise- und Math Rock ist genau so verschroben und wunderlich wie auch tight, rigide und kantig, kombiniert eine scheinbar sehr methodisch-mathematische herangehensweise mit einem Ausmaß an Spaß und Catchyness, wie man es in diesem Genre-Umfeld eher nicht erwarten würde. Diese Band dreht nach wie vor so ziemlich ihr eigenes Ding, aber wenn Vergleiche unbedingt sein müssen, dann bieten sich unter anderem so Bands wie Brandy, Landowner und Big Bopper an, oder vielleicht auch Nag in ihren etwas zugänglicheren Momenten.
Der Typ aus Whittier, Kalifornien hat schon 'ne handvoll EPs auf dem Kerbholz, aber die letzten fünf Jahre war erstmal Funkstille angesagt. Das kürzlich im Hause Archfiend Records erschienene Langspieldebüt klingt jetzt - der weitgehenden LoFi-Ästhetik zum trotz - sehr ordentlich ausgereift und zündet bei mir sofort mit dieser liebenswert kruden, moderat psychedelischen Melange aus Garage-, Post- und Synth Punk. Ein Sound, der unter anderem auch Eigenschaften von so Hausnummern wie etwa Mononegatives, Useless Eaters, Die TV, Electric Prawns 2, Beef, frühen Powerplant, Pow!, Freak Genes und Lost Packages in sich vereint. Genau meine Baustelle!
Jedes mal ein unverschämter Spaß, neue Songs des Viking Synth Punk-Solokriegers Klint aus Schleswig. Die selbstveröffentlichte Stark EP feuert sechseinhalb neue Geschosse ab von dieser gleichermaßen roh lärmenden wie auch saumäßig eingängigen Synth Punk-Action die wir kennen und lieben. Die simultan dazu auf der italienischen Garage-Hochburg Goodbys Boozy veröffentlichte Should be Honey / Sherbet 7" hingegen begibt sich auf einen spannenden experimentellen Trip unter starkem Einsatz uralter Bläser- und Vocal-Samples, die alten Swing-Platten der 1920er Jahre entstammen. Das ist, wie soll ich sagen… ein reichlich unerwarteter, verwirrender Hirnfick. Kranker Scheiß!