Das bereits sechste Album von Vacation aus Cincinnati, Ohio macht von Anfang an einen maximal sympathischen Eindruck, kommt mit angenehm lautem, oldschooligen Indierock irgendwo zwischen Superchunk, Archers Of Loaf und Guided By Voices daher, erlaubt sich zwischendrin aber auch ein paar Abstecher zu garagigen Klängen á la Sauna Youth.
Die experimentelle Postpunk-Formation irgendwo aus England ist an dieser Stelle ja schon mit der einen oder anderen EP aufgeschlagen. Mit ihrem aktuellen Langspieler hieven Gad Whip ihren eigenwilligen Sound aber auf ein ganz anderes Level, verwirklichen zunehmend das den früheren Veröffentlichungen innewohnende Potenzial. Es ist gleichermaßen ihre zugänglichste wie auch ihre unvorhersehbarste Platte bislang, deren ureigene Vision des vertonten Unbahagens immer für eine betrübliche Überraschung gut ist. Ein ungeschönter Blick auf die hässliche Gegenwart vor der eigenen Haustür und ein holperiger Trip in eine ungewisse Zukunft. Das bricht sich auch abermals Bahn in den ruhelosen Rants von Frontmann Pete Davies. Ungehaltener und aufgewühlter als je zuvor ergießt sich ein ungefilterter Bewusstseinsstrom über den Hörer, der Inhaltlich durchweg vom Zerfall geprägt ist. Wiederkehrende Bilder von dahinrottender Infrastruktur sind nur ein Spiegel von politischen, sozialen, medialen und moralischen Realitäten, die hier genauso ungeschminkt zum Ausdruck kommen. Post Internet Blues reaktiviert die Wut im Bauch und hinterlässt einen Kloß im Hals wie es noch keine andere Platte aus dem 12XU-kompatiblen Spektrum in diesem Jahr geschafft hat.
Die vergangenen EPs des Garage/Keyboard/Weirdo Punk Duos aus Saint Louis waren wohl vor allem darauf aus, einem den letzten Nerv zu rauben und man kann ihnen diesbezüglich vollsten Erfolg bescheinigen. Auf der neuen EP haben die beiden nach wie vor ganz schön einen an der Klatsche, aber bei den vier Songs, die sich darauf zwischen diversem rumgespacke und einer grenzwertigen Karaoke-Session wiederfinden, gehen sie zum ersten mal etwas aufgeräumter und entspannter zur Sache, was dem Gesamteindruck durchaus gut getan hat. Sehr gespannt, wohin die Reise noch geht.
Wow. Das ist ja mal eine Platte die ich nicht so richtig einordnen kann. Gleichermaßen angepisstes wie auch unberechenbares Zeug irgendwo zwischen Noise, Post Punk, Hard- und Postcore, das jederzeit ein paar Dellen und einen ordentlichen Dachschaden aufweist, dennoch keineswegs sperrig, sondern ausgesprochen zugänglich rüber kommt. Mir fällt spontan kein auch nur halbwegs treffender Vergleich ein und das ist an sich schon mal eine stolze Leistung.
Schönes LoFi-Punkgedöns mit garagiger Note aus Sydney, unter dessen ungeschliffener Oberfläche sich doch so einige hartnäckige und unerwartet melodische Ohrwürmer verbergen.
Auch schon länger nichts mehr gehört von der Postpunk-Formation aus Chicago. Ihr zweites Album kommt nach dem etwas sperrigeren Vorgänger jedenfalls geradezu leichtfüßig daher, rockt mit sturer Entschlossenheit unerwartet geradlinig vorwärts. Wenn auch auf ihre ganz eigene, staubtrockene und sparsame Art.
Letztes Jahr hat mich diese Band aus San Francisco ziemlich beeindruckt mit ihrer Debüt-EP und zeitlosen Powerpop-Melodien wie sie kaum flauschiger sein könnten, ohne sich dabei in wohlgefälliger Seichtigkeit zu verlieren. Ihr erster Langspieler lässt jetzt auch nichts anbrennen und liefert elf verschrammelt einlullende Songperlen auf beachtlichem Niveau hinterher. Nach wie vor erinnert mich das sehr an alte Teenage Fanclub oder Buffalo Tom.
Der erste Langspieler der Punks aus Olympia, Washington ist hierzulande via Erste Theke Tonträger aufgepoppt, nachdem die Band ja schon mit einigen EPs die eine oder andere Welle geschlagen hat. Nicht anders als auf besagten Kurzspielern kommen sie auch hier mit zehn simpel gestrickten aber umso effektiveren Lärmattacken aus Garage- und Post Punk plus einer ordentlichen Ladung Hardcore um die Ecke geschossen. Ein bisschen als träfen z.B. Tarantüla auf Die Kreuzen und Hüsker Dü, beide jeweils in ihrer frühen Hardcore-Phase.
Vier Jahre sind jetzt schon vergangen seit dem grandiosen Debütalbum von Tape/Off aus Brisbane. Der erste Song des nun erschienenen Nachfolgers scheint erst mal einen ganz schönen Stilbruch anzudeuten, kommt einem da doch tatsächlich Postcore entgegen, den man irgendwo zwischen Unwound und Slint einordnen könnte. Ist der Schock aber erstmal überwunden, stellt sich für den Rest des Albums dann doch wieder dieser liebenswerte 90er Indierock-Vibe ein, der schon das Debüt zu einer besonderen Platte gemacht hatte, ebenso wie das durchweg gelungenem Songwriting. Man kann sich an alte Helden wie Archers of Loaf, Polvo, Seam oder Lync erinnert fühlen, dennoch stehen diese Songs mit beiden Beinen in der Gegenwart.
Die ersten Töne vom zweiten Album der Punkrocker aus Philadelphia hatten auf mich eine etwas abschreckende Wirkung, schrammen die gefühlt doch gefährlich nah am auswechselbaren Pop Punk-Einheitsfraß vorbei. Ein zweites hinhören lohnt sich aber, denn was darauf folgt ist ein zwar stark zuckerhaltiges aber auch sehr bezauberndes Album, bis zum bersten Vollgestopft mit ultra-simplem aber absolut treffsicherem Songwriting. Ramonescore sagt das Label dazu. Der Vergleich hinkt. Wie dem auch sei, das ist gerade eben so Pop wie Punk werden darf, ohne mich anzupissen.